Mein zu-Nachbar

Grafik by Achim Matschiner

Vor ein paar Jahren meinte eine liebe Kollegin zu mir: „Mit 40 Jahren fangen die Zipperleins an!“. Das habe ich mit einem Lächeln abgetan und genau genommen völlig ignoriert. Jetzt, ein paar Jahre später, bin ich in einem Alter wo ich auf mich achte. Auf meine Ernährung, so oft es geht Sport in freier Natur und die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. Ich bin zwar deutlich fitter als mit 20 Jahren, allerdings sehe und fühle ich, wie sich das Alter langsam in meinem Körper ausbreitet. Stetig und unaufhörlich. Hier ein paar Beispiele was auf euch zukommen kann, oder was ihr gegeben falls auch schon kennt.

Nach einem netten Abend mit Freunden und der einen oder anderen Flasche Wein, sehe ich morgens völlig zerknittert aus. Die Augen sind verquollen und haben an den merkwürdigsten Stellen Falten. Wenn der Abend dann noch etwas länger dauert, wird der nächste Morgen schwierig. Mein Körper benötigt heute mindestens 48 Stunden Regeneration, um wieder 100% im Leben zu sein. Früher war das nicht nötig. Höchstens mal ein Mittagsschläfchen. Das reichte schon aus. Zu viel Essen am Abend? Da bin ich wach wie ein Turnschuh und finde den Weg zum Sandmännchen nicht. Wenn das Essen dann auch noch fettig, schwer und salzig war, ist es ganz vorbei. Dann ist der Anblick morgens im Spiegel wie ein Gruselkabinett. Da kann selbst meine super Notfall-Augenschmiere nichts mehr ausrichten. Da hilft nur noch der Gang zum Kühlschrank und ein Griff ins Eisfach. Gott segne die Kühlpads und seinen Erfinder. Ab auf die Augen damit.

Unvernünftiges, aber leckeres Essen klebt heute leider an Hüfte, Hintern und Bauch. Wenn ich dann versuche, diesen unerwünschten Ballast wieder wegzubekommen, artet es in Frust und Anstrengung aus. Früher habe ich ein paar Tage kürzergetreten und schwupp – waren die überschüssigen und unnötigen Pfunde wieder weg. Heute muss ich mir ein paar Wochen Schmalkost (Frust) auferlegen und echt viel Sport treiben (Anstrengung). Sonst passiert da einfach mal gar nix.

Apropos Sport. Wenn mich heute mal ein Muskelkater oder eine Muskelzerrung trifft, mache ich ein innerliches herzzerreißendes MIMIMI (Tim Melzer ist hier mein Vorbild). Ich bade dann nicht nur in Selbstmitleid – ich gehe Apnoetauchen. Das war früher irgendwie auch anders. Vielleicht wird man einfach empfindlicher im Alter?

Also, wie ich es dreh und wende, es läuft alles auf meinen lieben, weisen Nachbarn hinaus. Seine Lebensweisheit: „Alles was ein Zu davorstehen hat, ist nicht gut!“.

Also, auf den ersten Blick, bin ich völlig bei ihm: Zu wenig Schuhe, ganz schlecht! Auf dem Zweiten: Zu viel Schuhe ist alles andere als nicht gut!

Pause. Mal kurz sinnieren. Das meint er nicht.
Zu wenig Essen ist einfach eine blöde Idee. Dann bin ich nicht leistungsfähig und mutiere zur Prinzessin auf der Erbse. Mein Mann kann davon ein Liedchen singen. Aber zu wenig Essen wird noch durch schlechtes Essen getoppt. Denn schlechtes Essen ist super doof. Aber zu schlechtes Essen ist eine Katastrophe! Zu viel Essen hat bei mir gleich zwei Folgen: schlaflose Nächte und Übergewicht (siehe oben). Ist somit keine Option. Weiter im „zu“- Land. Zu wenig Alkohol: Das kann zu einer blöden und langweiligen Party führen. Zu viel Alkohol bedeutet Kühlpads auf die Augen (siehe nochmal oben). Das führt manchmal zu äußerst schmerzhaftem Hirnfrost. Zu wenig Geld ist einfach super kacke. Braucht kein Mensch. Zu viel Geld macht unausgeglichen, überheblich und egoistisch – wenn man es oberflächlich auslebt. Zu wenig Wissen im Bereich Politik und Wirtschaft, dann gilt man als dumm und ungebildet. Zu viel davon lässt einen durchdrehen und man findet nie wieder seine innere Zufriedenheit. Zu wenig Urlaub geht gar nicht. Zu viel Urlaub gibt es nicht.

Es gibt noch unzählige Beispiele. Aber im Groben hat mein Nachbar Recht, finde ich. Also schließe ich mich ihm an. Ich formuliere es nur etwas anders: Alles in Maßen! Dann passt es. Damit komme ich ganz gut durch das Leben und das Alter. Genau an diesem Punkt stelle ich mir jetzt die Frage, was mache ich denn in einem Jahr? Werden die Zipperlein schlimmer und schmerzhafter? Oder treten einfach nur häufiger auf? Brauche ich nach einer durchzechten Nacht eine Badewanne voll Eiswürfel, in der ich dann 96 Stunden schlafen muss, um wieder die Alte-Neue zu werden? Oder werde ich zu einer Frozen Marita (Wortspiel: Frozen Margarita Cocktail)? Und was ist mit meinem Blog? Nenne ich ihn in www.roaring50s.eu um? Ich weiß es noch nicht. Aber ich habe ja noch Zeit. Ist ja noch ein Jahr hin. Noch ein weiteres Jahr um ganz viele Zus zu sammeln.

 © by Marita Matschiner

4 Gedanken zu „Mein zu-Nachbar

  1. Ina sagt:

    Ich stimme dir mit den zu’s absolut zu 😉
    Nur dein Thema mit dem „Übergewicht “ kann ich leider nicht stehenlassen….Du bist so trainiert und achtest so gut auf dich, da könntest du locker 5kg mehr haben und würdest immer noch fantastisch aussehen!!

  2. Guggi sagt:

    Aaaalso, meine Mami sagte immer: Wenn du ab 50 morgens aufwachst und dir tut nix weh, bist du tot …. 🙂

  3. OK sagt:

    Ojeojeoje
    In dem Alter schon lautes Gejammer.
    Wo soll das hinführen? Was soll da noch kommen?
    Aber ich hab noch ein gutes „zu“:
    Ihr seit ja ZUsammen.
    Und das hilft über vieles hinweg.
    Bleib wie du bist…..

Schreibe einen Kommentar zu Elke Waldow Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert