Die Dunkelheit der Wildnis (Teil 5 Binsen-Land)

Die Dunkelheit der Wildnis – pic by Achim Matschiner

Jetzt geht es ans Eingemachte. Und ich rede nicht von Himbeermarmelade oder Zwetschgenkompott. Die Rede ist vom wilden Campen. Hierzu habe ich eine sehr romantische und weichgezeichnete Vorstellung. Ruhe. Stressfrei. Wenig oder keine Menschen. Natur. Wind. Sternenhimmel. Wenn Bären, dann nur die Him-, Blau- und Erdbeeren. Eine wirkliche Herausforderung sehe ich bei der Planung: alle notwendigen Dinge dabei und eingepackt zu haben. Denn mal eben zum Kiosk an der Ecke gehen, um die vergessene Zahnbürste zu kaufen, ist in diesem Falle etwas schwierig – mitten im Nirwana. Improvisieren kann man ja immer irgendwie. Aber aus Ästen, Blättern und einem Kaugummipapier eine Zahnbürste basteln? Muss ja nicht sein. Wir heißen ja auch nicht Mac Gyver. Daher besser alles vorab geplant und eingepackt.

Morgen ist Feiertag und das Wetter ist perfekt für unseren ersten Wildcamping-Ausflug. Am späten Nachmittag brechen wir auf. Der Weg führt erst einmal über eine Bundesstraße, dann Autobahn. Nach gefühlten 30 Minuten sind wir auf einem einsamen und holperigen Kiesweg gelandet. Jetzt schon weit ab vom Schuss. Vorbei an einsamen, halb verkommenen Bauernhöfen und ausgestorbene Gasthöfen. Durch einen Wald, über Holzbalken mitten hinein in die Einsamkeit. Links von unserem Kiesweg geht es steil Bergab, rechts geht es steil Bergauf. Ich sitze kerzengerade auf meinem Beifahrersitz. Jeder Muskel steht unter Spannung. Meine Nägel verewigen sich völlig unkontrolliert in die Handinnenflächen. „Lieber Herrgott. Bitteee, lass uns kein Auto entgegenkommen!!!“ Jetzt geht es auch noch steil bergab. Oh man, ich komme mir vor wie in einer Achterbahn. Um die Kurve rum und da jauchzt mein Mann neben mir: „Da ist es! Wir sind da! Schau wie schön. Und wir sind ganz alleine.“

So viel Wildnis. Soviel Bäume. Direkt an der schönen Ammer. Dieser Platz ist garantiert für jeden Kanuten ein Traum. Vor uns eine Brücke, die zum stillgelegten Wasserkraftwerk Kammerl führt und die für morgen geplante Wanderung der Startpunkt ist. Die Ammer wird hier rechts mit Wald gesäumt und auf der anderen Seite mit großen Steinen. Hier bleiben wir. Ganz klar.

Stühle und Tisch sind aufgestellt. Markise ausgerollt. Boah, wie schön. Kein Handyempfang. Keine Störungen. Die Natur spielt ein Lied für uns. Bäume quietschen und bewegen sich im Wind. Vögel zwitschern. Grillen zirpen. Da fährt ein WOMO mit zwei Kanus auf dem Dach auf uns zu. Ein junges Pärchen steigt aus. Begutachtet den Wasserstand. Steigen wieder in Ihr Womo ein. Sie fängt an zu kochen, während er Zeitung liest. Danach schließen sie von innen die Tür und schalten das Licht aus. Kurz darauf kommt ein VW Bus um die Ecke. Eine Familie mit zwei Kindern. Schauen sich auch den Wasserstand und die Gegend an. Gehen zum Bus, parken um, essen ein paar belegte Stullen und gehen schlafen. Da sitzen wir wieder in der Einsamkeit. In der totalen Stille mitten im Sonnenuntergang und fühlen uns schon wieder wie Hippies! Nach dem Sonnenuntergang folgt Dunkelheit. Und ich meine Dunkelheit. Kein Licht. Keine Straßenlaternen. Keine Ortsbeleuchtung. Einfach nur pure Schwärze und der Sternenhimmel über uns.

Auch Hippies müssen irgendwann schlafen. Daher ist jetzt Sleepiezeit. Man sieht ja eh nix mehr. Mein Mann entscheidet sich, auf der Liege unter freiem Himmel zu nächtigen. Schlafsack ausgerollt und gut ist. Henry und ich schlüpfen in unser Hochbettchen im Bus. Ich genieße noch ein paar Seiten auf meinem Kindl. Immerhin habe ich ihn mir speziell für diese Ausflüge gekauft. Denn mit Stirnlampe zu lesen ist unbequem und lockt unnötig Mücken an. Darum habe ich mich zu dieser elektronischen Lösung durchgerungen (eigentlich bevorzuge ich Papier), um mich in den Schlaf zu lesen. Ist super. Klappt nämlich. Zumindest für zirka eine Stunde. Dann schrecke ich hoch und muss dringend der Natur ihren Lauf lassen. Pippilotta haben wir mit dabei. Aber mitten in der Nacht aufbauen? Ach, da geht doch auch das Waldstück. Schnell nach der parat hängende Stirnlampe greifen und leise die Tür öffnen. Damit der Hund, mein Mann und auch die zeitweiligen Nachbarn nicht wach werden. Soll ja keiner sehen wie ich in Shorts, T-Shirt, Uggs (völlig unterschätzte Campingschuhe) und mit schräg sitzender Stirnlampe auf den zerzausten Haaren in den Wald husche. Aber erst die Stirnlampe anschalten. In dieser unbekannten, dunklen Welt macht es durchaus Sinn ein bisschen was zu sehen. Ich will ja nicht in den Bach stürzen oder gar gegen den nächsten Baum laufen. Hoffentlich sieht auch keiner das Licht. Kaum hab ich diesen Gedanken gedacht, schon geht mein Kopfkino los: Wie sich Vorhänge im WOMO zur Seite schieben, das junge Pärchen mich amüsiert beobachtet. Es gibt nicht so viele natürliche Dinge, die mir wirklich peinlich sind. Aber das irgendwie schon. Warum eigentlich? Ach, die Blase drückt. Kopfkino, aus! Ende! Ich stolpere ein paar Schritte weiter. Bin ich da gerade auf eine Schleimschnecke getreten? Oder war das eine Schlange? Schnell die Stirnlampe auf dem Kopf einschalten. Shitt. Den Knopf habe ich gefunden. Aber bewegen tut er sich nicht! Mann, echt jetzt! Nochmal runter vom Kopf. Konzentriert reiße ich die Augen auf, um in der verdammten Dunkelheit zu sehen, in welche Richtung ich diesen scheiß Knopf bewegen muss! Ah, jetzt bewegt er sich. SCHEISSE! Au! Das tut weh! Der Schmerz bohrt sich wie glühende Nadeln durch die Augen, direkt in meinen Hinterkopf! Die Lampe ist endlich an. Ich Depp habe den Lichtstrahl direkt in die Augen gehalten. Hilfe! Ich bin blind! Jetzt kann ich gar nichts mehr sehen. Ich setzte die Stirnlampe auf und husche schnell in die Richtung, wo der Weg in den Wald gehen müsste. Ich blinzle die Flecken weck, die sich nun langsam ins Sichtfeld schieben. Schnell hinter das Gebüsch und gut ists. Wieder zurück. Die Schuhe lasse ich vorsichtshalber vor dem Bus stehen. Wer weiß in was ich da getreten bin. Bloß nicht drüber nachdenken! Sonst finde ich gar keinen Schlaf mehr. Rosa Elefant. Blumenwiese. Ha, erfolgreich abgelenkt. Zufrieden huschle ich mich wieder zurück ins Bett. Zurück zu meinem Hund.

Nächster Morgen. Kaffee. Unsere Nachbarn schlafen alle noch. Komisch. Die sind gegen 21:00 Uhr alle ins Bett gegangen und schlafen um 7:30 immer noch? Ich dachte immer, der frühe Vogel fängt den Wurm. Gilt wohl nicht für junge Pärchen, die Kanu fahren wollen. Wir machen Katzenwäsche am Fluss, putzen die Zähne. Ziehen die Wanderschuhe an und los geht’s. Auf zu den Schleierfällen. Wir erreichen sie innerhalb kürzester Zeit. Schön sind sie und toll. Beeindruckend, was die Natur von alleine, ohne fremde Hilfe, für Schönheiten erschaffen kann. Irre. Und wir Menschen schaffen es ausnahmsweise auch tatsächlich, diese Schönheit zu erhalten und nicht zu zerstören. Gut so. Weitermachen.

Auf dem Rückweg kommen uns alle 5 Minuten neue Wanderer entgegen. Wo kommen die denn alle her? Zurück am Bus stellt sich uns noch eine weitere Frage: Wann und wie sind die ganzen Busse, Womos und Kangoos hier angekommen? Es müssen um die 30 Autos sein. Alles pilgert entweder mit Rucksack Richtung Wanderweg oder mit Kanu Richtung Wasser. Mein lieber Herr Gesangsverein. Da wird dann auch kräftig was los sein heute.

Während alle anderen jetzt um den besten Platz im Wasser, am Wasserfall oder im Stau kämpfen, gehen wir erst einmal gemütlich Mittagessen. Bis die alle an ihrem Ziel angekommen sind, sind wir schon wieder daheim. So mag ich das. So habe ich mir das vorgestellt, das wilde Campen zu wilden Zeiten. Und hierfür ist Eda auch vorgesehen. Das wird nun einer ihrer Aufgaben sein. Uns sicher und heile an einen ruhigen Platz bringen. Uns in der Nacht Schutz bieten und dann wieder sicher und heile nach Hause bringen. Danke Eda! Du hast mir wieder einmal erfolgreich geholfen, die Welt mit anderen Augen zu sehen und zu entdecken. Und apropos Augen: bei nächsten Trip werde ich vorsichtshalber eine Sonnenbrille neben die Stirnlampe hängen. Sicher ist sicher.

© by Marita Matschiner

    

Vorfreude ist die schönste Freude – wenn da nur nicht diese beschissene Warterei wäre

Gibson makes the World go round – pic by Achim Matschiner

Wir bekommen spät Abends von einer Freundin ein Foto von einem Hund zugeschickt. Er sucht dringend ein neues Zuhause. Momentan ist er in Montenegro und hat kein gutes Leben. Und leider auch keine tolle Zeit hinter sich. Er muss dringend aus diesem kleinen und dreckigen Zwinger raus. Ob wir nicht jemanden mit einem sportlichen und aktiven Leben kennen, der sich einen braven, verspielten und liebevollen Hund als Familienmitglied vorstellen könnte. Mmmhhhh? Das hat sie ja mal genau richtig eingetütet: ein schlimmes Foto mit einer herzzerreißenden Geschichte. Seine Augen so vertrauensvoll. Mit viel Gefühl, aber trotzdem unheimlich traurig. Armes Kerlchen. Für uns steht fest: den müssen wir kennen lernen! Im Fernsehen läuft gerade „Braveheart“. Ein im Gesicht blau angemalter Mel Gibson wedelt wild mit einem Schwert und brüllte aus Leibeskräften. Und schon hat der Hund intern bei uns einen neuen Namen: „Gibson“. Erste Bindungsphase abgeschlossen. Eine unterbewusste Vorfreude wabert langsam durch unsere Gedanken.

Nach einige Diskussionen und etlichen Gesprächen haben wir uns entschieden: Gibson wollen wir nicht nur kennenlernen – er soll bei uns ein neues Nest finden. Ein neues Zuhause. Mit viel Liebe und Aufmerksamkeit. Dinge erleben, die Welt entdecken und jede Menge Bewegung und Sport haben. Spiel, Spaß und Spannung quasi inklusive. Ein Gibson-Überraschungsei!

Vier Wochen müssen wir warten bis wir endlich einen Liefertermin haben. Hört sich krass an, oder? Ein Liefertermin für einen Hund. Nicht für ein Bett, einen Schrank oder eine Mülltonne. Nein. Für einen Hund. Umgehend haben wir den geplanten Urlaub mit Freunden abgesagt. Das Familienfest in Niedersachsen auch gleich. Wir wissen, wir haben mit der Absage einige Familienmitglieder und Freunde enttäuscht. An dieser Stelle ein ganz, ganz großes und herzliches DANKE. Danke, dass ihr alle, jeder in seinem Maße, Verständnis für unsere Situation hattet und habt. Es kommt für uns ein neues Familienmitglied. Wollen wir dann umgehend mit ihm auf Reisen gehen? Stundenlange Autofahrten? Fremde Umgebungen? Viele unbekannte Menschen? Nein! Das kommt für uns nicht in Frage. Er soll erst einmal ankommen. Uns und seine neue Umgebung kennenlernen. Nicht mehr hin- und hergeschubst werden. Sich endlich mal willkommen fühlen und Geborgenheit kennen lernen.

An unserem ersten Urlaubstag können wir ihn bei einer Privatfamilie im Laufe des Tages abholen. Ich nutze den Vorabend und zeige mich als verantwortungsbewusste Hunde-Mama: shoppen für den Hund. Das neue Körbchen steht seit Wochen parat. Leine, Halsband und Handtücher liegen schon ewig an ihrem Platz. Ebenso neue Näpfe. Wir, äh sorry, Gibson braucht nur noch ein bisschen Spielzeug und ein Kuscheltier. Pssst! Ich will jetzt nichts hören von wegen „Ist ein Hund!“ oder „Immer diese Vermenschlichung!“. So bin ich. So ist mein Mann. Gibson soll sich wohl bei uns fühlen. Wir wollen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Und immerhin, ein Kuscheltier schadet niemandem. Auch einem Hund nicht. Während ich so im Hundeparadies stöbere ereilt mich ein Anruf. Die Fahrer des Gibson-Transport sind früher los und kommen daher schon heute statt morgen an. So gegen 22:00 Uhr. Umso besser. Kriegen wir hin. Die Vorfreude steigt. Jetzt erst einmal weitershoppen – alles gut. Das erstandene Spielzeug (Ball, Frisbee und Knotenseil) wird daheim erst einmal voller Stolz präsentiert. Gegen 20:00 Uhr kommt wieder ein Anruf. Die Fahrer stehen im Stau und sind erst gegen 0:00 Uhr am Übergabeort. Doof, aber hey, was solls. Passt schon. Dann kommen wir eben gegen 0:00 Uhr. Kaffee und Red Bull werden das schon hinbekommen. Unsere Nervosität und Aufregung übernehmen den Rest.

Um 23:00 Uhr ziehen wir Schuhe und Jacke an. Da schrillt das Handy. Die Fahrer stehen wieder im Stau. Wird wohl erst 3:00 Uhr morgens. Mmmhhh. Kann man nichts machen. Stehen wir auch noch durch. Eh schon egal.
Um 2:00 Uhr noch ein kurzer Check vor der einstündigen Fahrt: Leckerlies, Wasser, Napf, Halsband und Leine. Für den Notfall auch schon die erste Kacktüte. Vorsichtshalber noch eine zweite. Alles am Start. Wir düsen los. Das erste Drittel haben wir hinter uns, als das Telefon erneut klingelt. Leicht verschlafen erzählt uns eine weibliche Stimme, dass es leider doch noch etwas länger dauert. Aber 5:00 Uhr sollte klappen. Wo ist die versteckte Kamera? Hier veräppelt uns doch einer! Muss das sein? Scheint wohl so. Ändern können wir es ja eh nicht. Da müssen wir jetzt durch. Und Gibson leider auch.

Da fahren wir nun. Mitten in der Nacht. Zu weit weg von daheim, um noch einmal umzudrehen. Zu früh dran, um bei der Übergabestelle die Straße hoch und runter zu laufen. Unser Adrenalinspiegel steht auf super-duper-Level und wir sind hellwach. Wir wollen doch nur diesen Hund. Unseren Gibson endlich in die Arme nehmen! In der Nähe vom Zielort gibt es einen Autohof an der Autobahn. Den peilen wir an. Dort angekommen sind wir die einzigen, außer dem Tankwart, die die Zeit in Benzindämpfen unterm Sternenhimmel totschlagen. Kalt ist es auch noch. Der große Zeiger bewegt sich irgendwie zu langsam. Geht die Uhr überhaupt? Nach gefühlten endlosen Stunden ist es 4:45 Uhr. Ein Anruf. Gibson ist da. Wir können los. Das lang ersehnte Treffen ist greifbar. Quasi gleich um die Ecke. Nur noch ein paar Minuten. Red Bull hätten wir uns schenken können. Wir sind so schon aufgeregt genug und total nervös. Gleich. Gleich ist es soweit. Wir schwelgen in romantischen Vorstellungen. Seit Wochen. Aber jetzt ist es endlich soweit. Phantasie wird Realität. Gleich. Gleich. Gleich.

Wir treffen auf die Sekunde pünktlich ein. Die Eingangstür öffnet sich. Ein ziemlich übernächtigter Mann mit strubbeligen Haaren steht in der Tür. „Gibson ist in der Küche.“ Wir schleichen langsam, erwartungsvoll und Schritt für Schritt näher. Gehen behutsam in die Hocke, um ihn beim ersten Kontakt nicht zu verschrecken. Wollen ihn angemessen begrüßen. Er steuert auf uns zu und läuft an uns vorbei. Wie jetzt? Lässt unser Karma uns im Stich? Ein anderer Hund kommt um die Ecke gerannt und steuert direkt auf uns zu. Gibt Küsschen, hüpft auf meinen Schoss, schmust. Aber Gibson interessiert sich nicht die Bohne für uns. Ich zücke meine selbstgebackenen Bestechungskekse. Leckerlies aus Quark und Babybrei (Karotte und Kartoffel). Die Hunde um uns rum lieben die leicht unförmigen Kekse und klauen mir einen nach dem anderen aus der Hand. Gibson kommt zurück. Bleibt stehen, schnuppert. Schwupp, weck ist das Leckerlie. Er stapft weiter und vergrößert die Strecke wieder zwischen uns. Mhhh… was jetzt? Mag er mich nicht? Mein erwartungsvolles Lächeln weicht einem leicht verbissenen Merkel-Ausdruck. Ein bisschen Enttäuschung gepaart mit Panik kämpfen sich Millimeter weise durch meine freudige Erwartung. Ich versuche sie wieder zurückzudrängen. Mein Mann geht zu ihm. Setzt sich zu ihm auf den Boden, redet ruhig auf ihn ein. Stülpt ihm sein neues Halsband über. Gibson wehrt sich nicht. Bleibt bei ihm. Jetzt wollen wir kurzen Prozess machen und eigentlich nur noch nach Hause. Ihn vor vollendete Tatsachen stellen. Also auf zu unserem Bus. Er hüpft sofort und freudig hinein. Ich setze mich zu ihm. Gibson hüpft von Bank zu Bank. Runter auf den Boden und wieder zurück. Wie ein 25 kg schwerer Flummi. Ich kann ihn kaum halten, geschweige denn zur Ruhe bringen. Nach geschätzten 20 Minuten wird er dann doch ruhiger. Ich befürchte eher aus Erschöpfung und nicht aus Entspanntheit. „Wird schon irgendwie“ bete ich in mich hinein.

Zuhause angekommen trinkt er Unmengen an Wasser. Erledigt sein Geschäft und verschlingt seine erste „bayrische“ Mahlzeit. Nach längerem Geschnupper fällt er zufrieden auf seinem Schaffell in einen tiefen Schlaf. Im Hintergrund der Sonnenaufgang.

Ich fühle mich wie ein ausgelutschter Kaugummi. Völlig übernächtigt. Total erledigt. Fix und fertig. Doch da ist sie! Die romantische Vorstellung, die zur Realität wird. Ich kann sie fühlen, greifen und überhaupt. Ich bin glücklich. Wir sind glücklich. Überglücklich. Der Himmel über uns müsste vor rosa Einhorn-Glitzer erstrahlen. Wir lehnen uns seelig lächelnd zurück. Stoßen mit unseren Kaffeebechern an: „Auf Gibson und unser gemeinsames Leben!“. Was für ein tolles Gefühl. Welche Zufriedenheit so eine Seele in ein Leben zaubern kann. Welche Glückseligkeit durch uns hindurch strömt. Und dieses Leben fängt jetzt erst an. Immer wieder würde ich alles genau so machen. In die Vorfreude völlig eintauchen, genießen und auskosten. Bis zum Letzten aufsaugen. Das beste Gefühl der Welt. Wenn nur diese scheiß Warterei vorab nicht wäre.

© by Marita Matschiner