Er. Wir. Ich!

Er. Wir. Ich! – pic by Achim Matschiner

Früher wurde über die Rollenverteilung in einer Ehe und in der Familie nicht diskutiert. Die Frau ist die Herrin des Hauses und für die Erziehung des Nachwuchs zuständig. Der Mann kümmert sich um das notwendige Geld und erwartet ein Essen auf dem Tisch, wenn er nach einem harten Arbeitstag nach Hause kommt. Heute gibt es dann doch die ein oder andere Veränderung. Mal ganz ehrlich: warum sollte der Mann nicht auch mal den Putzlappen und den Kochlöffel schwingen. Die Männer sind im Durchschnitt sowieso die besseren Köche. Und es hilft beim Stressabbau. Also, Mann, ran an den Herd!

Bei uns Daheim sind die Rollen ebenfalls etwas vertauscht und haben an vielen Stellen nichts mehr gemein mit Anno Schnee. Mein Mann ist der Zauberer in der Küche. Die beste Pasta serviert einfach er. Oder Fisch. Oder Risotto. Punkt aus Amen. Ich dagegen kümmere mich um alles Elektronische. Ich bringe Lampen in unserer Wohnung zum Leuchten. Ich kümmere mich um den Internetanschluss. Das Konfigurieren der Stereoanlage mit den kabellosen Dolby-Surround-Boxen gehört in meine Zuständigkeit. Das ist mein Ding. Meine bessere Hälfte kümmert sich um unseren Fuhrpark (das beinhaltet alles, womit man sich fortbewegen kann), saugt Staub, wischt und auch wenn ich mich wiederhole: er kocht phänomenal.

Das funktioniert in unseren eigenen vier Wänden mehr als perfekt. Außerhalb sieht die Sache ganz anders aus. Trotz 2017 sind Emanzipation und Gleichberechtigung nicht in Sicht. Ganz nach dem Motto: „Ist immer so gewesen und wird auch immer so sein. Ohne Wenn und Aber!“ Und ich will jetzt kein „Faber“ hören! 🙂

Mein Mann und ich arbeiten nebenbei – gleichberechtigt – als Fotografen. Überraschenderweise heißt es aber immer und überall: „Kann Dein Mann mal Fotos von uns machen?“, „Das Foto hat er super gemacht!“, „Ich brauche ein neues Bewerbungsfoto. Kann Dein Mann bestimmt mal bei Gelegenheit machen, oder?“.  Ja natürlich, er ist ein klasse Fotograf. Nichts destotrotz bin ich auch noch da und wider aller Beharrlichkeit und Erklärungen – es hilft nichts. Es wird nur ER als Fotograf gesehen. Egal ob ich eine oder hundert Kameras in der Hand habe, daneben stehe und fotografiere. Völlig wurscht!
Gleiches bei diesem Blog: „Dein Mann hat aber eine tolle Webseite für Dich gebaut.“. „Echt super, was er da macht.“. Shit! Verdammt noch mal, das ist MEINE Webseite! ICH habe sie gebaut! Es ist MEIN Projekt. Er ist mein Lektor – keine Frage. Er gibt super Tipps, Anregungen und Hilfestellung. Im Gegenzug heißt es dann: „Da hast Du aber lecker gekocht – schmeckt großartig!“. Tja – Irrtum.  Mein Mann ist der fantastische Koch und nicht ich.

Ich bin keine EMMA-Leserin. Beileibe nicht. Und ich bin nicht männerfeindlich oder diskutiere nicht vehement um Gleichberechtigung und Emanzipation. Im Gegenteil. Es gibt genügend Themen in der sich die Männerwelt emanzipieren sollte. Ich stehe der Einführung einer Frauenquote von 30% in der Führungsebene bei Großunternehmen eher kritisch gegenüber. Aber ohne staatlich auferlegte Regeln und aufoktroyieren wird es wohl leider keine Änderung geben. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und das ist auch gut so. Die Denke zur Rollenverteilung ist in den Köpfen fest verankert – in diesem Falle seit tausenden von Jahren. Das kann man nicht einfach so von heute auf morgen ändern. Vor ein paar Jahren konnte sich auch keiner vorstellen, in Restaurants, Kneipen und Discotheken nicht mehr zu rauchen. Was gab es für Aufschreie, Diskussionen, Volksbefragungen und Aufhetze. Heute bedanken sich sogar die Raucher für das Rauchverbot in geschlossenen Räumen. Und wir alle schnallen uns in der Zwischenzeit aus purer Gewohnheit an, sobald wir im Auto sitzen. Daher alles nur eine Frage der Normalität und der Gewohnheit. Diese muss erst einmal in jedem Kopf ankommen und sich festsetzen. Ohne Order di Mufti wird das leider nichts. Ein realistisches und umsetzbares Gesetz muss her. Denn leider nur mit Regeln werden wir die Basis schaffen, uns für neue Dinge zu öffnen. Erst einmal mit harten Fakten auseinandersetzen, um dann zu erkennen, was es überhaupt für unser aller Leben bedeutet. Neue Sichtweisen erkennen, bereit zu sein für Flexibilität und im Miteinander toleranter zu werden. Engstirnigkeit und Sturheit aus reiner Ignoranz und Egoismus aus dem Leben verbannen. So wird es früher oder später zur Normalität und ermöglicht einen entspannten Umgang mit neuen Dingen und veränderten Rollen.

Daher, liebe Frauen, brecht mal aus und greift ruhig zum Ölmessstab oder überprüft den Reifendruck an eurem Auto selber. Ihr braucht keine männliche Unterstützung um Wischwasser aufzufüllen. Männer, greift zum Kochtopf oder zum Staubsauger. Selbst eine Waschmaschine könnt ihr bedienen. Es ist nicht schwer.

Ich werde bei unserem nächsten Fotoshooting auch nicht aufgeben und wieder meine Frau stehen. Egal, ob jemand behauptet, nur mein Mann sei der Fotograf. Vielleicht bleibt er ja daheim und wird das Essen vorbereiten. Seine göttlichen Spagetti Bolognese kochen. Für seine hart arbeitende Frau. Damit sie ein warmes Essen auf dem Tisch vorfindet, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommt.

© by Marita Matschiner

2 Gedanken zu „Er. Wir. Ich!

  1. OK sagt:

    Eine Partnerschaft ohne Kompromisse funktioniert nicht! Und das auch nur wenn es von beiden Seiten praktiziert wird. Von daher, euch betreffend: läuft.

  2. Ina sagt:

    ….also ich lasse mich liebend gerne von Dir fotografieren, weil Du das echt toll machst, genau wie Dein Männe wirklich Hammer kocht ; -)
    Tolles Team – in jeder Hinsicht! !

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert