Alles MEINS!

Schokosucht

Es ist zum aus der Haut fahren! Ich fühle mich wieder in die Kindheit versetzt. Könnte mit den Füßen aufstampfen vor lauter Wut. Mein Nervenkostüm ist kurz vorm auflösen. Manno! Er hat es wieder getan! Aber mal von Anfang an.

Papa kommt zu Besuch! Leider nur für einen Abend und eine Übernachtung. Aber wir haben am nächsten Morgen immerhin noch circa eine halbe Stunde zu frühstücken. Also schnell eine Einkaufsliste im Geiste erstellt. Normalerweise frühstücken mein Mann und ich nicht. Abendbrot lassen wir auch eher ausfallen. Daher weißt unser Kühlschrank immer eine gähnende Leere auf. Wichtig auf der Liste: Nutella. Denn wer kann diesem Wahnsinns-Schoko-Schmieri widerstehen. Und es macht jedes Frühstück einfach perfekt.

Für mich ist das dann auch etwas Besonderes. Für mich werde ich dazu extra ein schönes frisches Kastenweißbrot kaufen. Gibt es nicht immer und auch nicht überall. Und nur weil bei manchen Bäcker „Kastenweißbrot“ draufsteht, heißt das noch längst nicht dass da auch „Kastenweißbrot“ drin ist. Aber nach Jahren der Suche wurde ich fündig. Kindheit pur. Zum Frühstück gab es am Wochenende immer eine Nutella-Kastenweißbrot-Frühstückstulle. Und ja, die Geister scheiden sich und Ihr könnt jetzt Einspruch erheben, bis es Euch aus den Ohren kommt: für mich gehört frische Deutsche Markenbutter dazu! Denn ohne Butter ist eine Scheibe frisches Kastenweißbrot mit Nutella keine Nutella-Kastenweißbrot-Frühstücksstulle. So schaut’s aus!

I gfrei mi. Hinein ins Wochenende geschliddert mit einer Scheibe meines Lieblingsbrots mit meinem Lieblingsbelag. Freu, feu! Kaffee frisch aufgebrüht. Butter aus dem Kühlschrank. Scheibe gerade mal so heile abgeschnitten bekommen. Ist nicht gerade meine Stärke, ein Brot in Scheiben zu schneiden. Macht aber nix. Habe ja andere Stärken. So, Schublade auf, Nutella her. Nutella? Nutella! Och nöh. Nicht schon wieder!

Bevor ich auf die Barrikaden gehe schaue ich erst einmal in den Glas-Entsorgungsschrank. Und – da steht es! Ich schraube das Glas ungläubig auf und kann es wieder einmal nicht fassen. Dieses braune, süchtig machende, ungesunde, schmierige Nuss-Schoko-Zeug ist weg. Ausgelöffelt bis auf den letzten cremigen Rest. Ratzeputz leer!

Man darf ihn einfach nicht mit einem Glas Nutella alleine lassen! Das Ende ist immer das Gleiche! Mein Vater bekommt seinen Toast mit Nutella. Mein Mann bekommt den Rest des Glases. Mit einem Esslöffel innerhalb von zwei Nächten aufgegessen. Pur. Ohne alles. Sogar ohne frisches Kastenweißbrot und Butter. Ich gehe leer aus! Ist gemein! Ist unfair! Und fies ist es auch!

Ich musste schon öfters Lehrgeld bezahlen. Genau genommen immer. Aber, es hat zwei Vorteile: die Kalorienbombe landet auf seinen Hüften und er hat ein schlechtes Gewissen (ich Teufelchen ich).

Meine einzige Lösung: Ein großes Glas Nutella steht jetzt bei mir im Büro auf dem Schreibtisch. Und immer, wirklich immer wenn mir danach ist und es notwendig wird, packe ich den speziellen Nutella Löffel aus (den gibt es wirklich!) und schieße sogar das Kastenweißbrot mit der Butter in den Wind. Sitze zurück gelehnt auf dem Bürostuhl. Mit großem Genuss, Zufriedenheit und dem Wissen „Das ist alles meins!“ stecke ich den Löffel tief in das Nutella Glas und ziehe mein Nervenkostüm wieder an.

© by Marita Matschiner

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert