Katja, eine Wassermelone und ich

Katja, eine Wassermelone und ich

Katja, eine Wassermelone und ich – pic by Achim Matschiner

Ich weiß, Onlineshopping ist scheiße! Aber wer eine Katja an seiner Seite hat, dem kann nichts passieren.

Auf einer Webseite habe ich ein Tanktop mit dem Aufdruck „I carried a watermelon“ gesehen. Hallo! Das ist meins! Ich habe Dirty Dancing tausendmal gesehen. Bin mit Baby und Johnny durch die Teenagerzeit geschliddert. Habe selber bestimmt schon 100-mal eine Wassermelone getragen. Daher: Dieses Baby gehört zu mir!

Die Bestellung war korrekt. Der Lieferschein auch. Nur leider war der Inhalt der Lieferung falsch! In meinen Händen hielt ich ein V-Ausschnittshirt. Scheiße! Jetzt wird es wieder kompliziert. Die Webseite vom Anbieter war leider nicht greifbar. Dann eben der Versuch mit der Hotline. Stift und Papier liegen parat. Für wichtige Notizen und unkenntliche Zeichnungen als Zeitvertreib.

Ich bin erschrocken als sich bereits nach dem zweiten Klingeln eine frohlockende Stimme meldet: „Hallo und schönen guten Morgen! Hier ist Katja. Was kann ich Gutes für Dich tun?“ Soviel positive Energie die von Berlin bis nach Bayern durch das Telefonkabel schwirrte – und das am Montagmorgen vor 10:00 Uhr!? Nachdem ich mich auch mit Vornamen meldete, mein Problem geschildert hatte, kamen sechs Wörter als Antwort. Diese waren so verständnisvoll, freundlich und endeten dann auch noch mit meinem Namen: „Ach, das tut mir leid, Marita!“ Noch mehr entwaffnen und weichklopfen geht gar nicht – schon gar nicht um diese Uhrzeit. Außer George Clooney serviert mir einen Nespresso (Da wäre mir die Uhrzeit aber auch so völlig egal!).

Katja bietet mir umgehend eine neue und korrekte Lieferung an (diese war innerhalb von 48 Stunden in meinem Briefkasten). Als offizielle Entschuldigung und Bestätigung der neu versendeten, kostenfreien Nachlieferung erhielt ich eine eMail. So eine bezaubernde eMail habe ich noch nie erhalten – geschweige denn von einem Online-Anbieter. Sie zeigte Verständnis, Freundlichkeit, beinhaltete warme Worte und eine lockere, entspannte Kommunikation. Sie war distanziert, aber auf einer persönlichen Ebene. Ich fühlte mich verstanden, aufgehoben und lächelte bei jedem Satz. Was für ein toller und wertvoller Umgang mit einem Kunden der „nur“ ein Tanktop bestellt hat. So fühle ich mich wertgeschätzt, gut behandelt. Dort ist mein Geld gut aufgehoben.

Katja betreute mich per eMail durch den gesamten Prozess: die Reklamation, die Versendung der Korrekturlieferung. Fragte nach, ob das Top wohlbehalten und zu meiner Zufriedenheit angekommen sei.

„Gute Neuigkeiten: Ein Paket voll schöner Sachen ist auf dem Weg zu dir, hooray!“
„Ich hoffe, du bist bisher entspannt durch die Woche gestartet!“
„Es war mir ein inneres Blumen pflücken deine Mail zu lesen!“
„Ich schick dir ein mentales Highfive rüber als Bestätigung!“
„Lass mich wissen, ob alles passt, wackelt und Luft hat!“
„Liebe Grüße aus dem schönen Berlin und have the time of your life;-) wünscht Dir Katja, Kundenfee!“

Da kann doch selbst George Clooney mit duftend gefüllten Tässchen und Rehaugenblick nicht mithalten. Denn das ist nah. Das ist echt. Das ist menschlich. So sollte eine Kommunikation sein! Katja hat ihre Berufung gefunden. Katja ist eine wirkliche Kundenfee. Das nenne ich Kundenbindung. Das perfekte CRM – Customer Relationship Management.

Danke, liebe Katja! Meine Kundenfee! Für Dich, trage ich auch gerne eine Wassermelone!

© by Marita Matschiner

Rollentausch im Straßenverkehr

Scheiß Rollentausch

Scheiß Rollentausch – pic by Achim Matschiner

Es gibt einen wirklichen großen Vorteil am Herbst. Einen triftigen Grund. Eine Daseinsberechtigung für Wind, Regen und Kälte: wenig oder gar keine Radfahrer auf den öffentlichen Straßen!

Zu dieser äußerst unangenehmen Jahreszeit ziehen sich die Radfahrer in ihr Winterquartier zurück und werden nur noch begrenzt auf den öffentlichen Wegen angetroffen. Wenn man ihnen als Autofahrer dann doch begegnet, sind sie wenigstens da, wo sie auch hingehören: auf dem Radweg. Bedingt durch die schmalen Wege auch brav hintereinander, gut sichtbar und hoffentlich meist beleuchtet.

Im Gegensatz dazu trifft man diese Sorte von Outdoor-Sportlern zu den schönen Jahreszeiten gerne und häufig auf den Straßen an. Leider treiben einige einen manchmal in den Wahnsinn. Sie schaffen es, dass ruhige ausgeglichene Autofahrer plötzlich ihr Gemüt verändern. In der Öffentlichkeit auch mal aus sich raus gehen und lautstark ihre Meinung kundtuen.

Ich bin ein ruhiger Verkehrsteilnehmer. Manchmal ein bisschen – sagen wir mal – zügig unterwegs. Ich Fluche so gut wie nie! Kreische nicht herum. Werde nicht hysterisch. Ebenso vermeide ich tunlichst unschöne, unfreundliche, herablassende und vulgäre Namen für meine Mitverkehrsteilnehmer. Wenn nur diese Fahrradfahrer nicht währen.

Diese Radfahrer, die der Meinung sind, Ihnen gehört der Asphalt. Am schlimmsten sind die „nebeneinander Fahrer“. Natürlich muss man während dem Ausflug miteinander reden. Sich austauschen. Bevorzugt auf den kurvenreichsten, schmalsten Bereichen der Strecke. Mit dem Auto fährt man dann mit ungefähr 25 km/h über eine ewig lange Strecke hinter ihnen her. Wartet auf seine Chance, diese durchgestylten Sportler zu überholen. Dem Anblick der leider meist unförmigen Hinterteile, die auf dem Sattel von rechts nach links schwanken, zu entkommen. Endlich die erwartete Pause vom Gegenverkehr. Man nutzt die Gelegenheit. Gibt durch Blinken dem nachfolgenden Verkehr Signal. Beschleunigt und startet das lang ersehnte Überholmanöver. Sobald man auf ihrer Höhe ist, zuckt plötzlich der zu überholende Radler kurz Richtung Auto. Bedenklich nähert er sich dem rechten Außenspiegel. Die linke Hand löst sich etwas unkontrolliert vom Lenker. Wird zur Faust geballt und dann folgt der Mittelfinger. Der Gesichtsausdruck des Bikers wird aggressiv und er bewegt die Lippen. Es ist ziemlich offensichtlich: er schimpft. Und das bitterböse. Vermutlich benutzt er einige Schimpfwörter, die nicht für minderjährige Ohren bestimmt sind. Dem Autofahrer bleibt nur ein leises stilles Gebet gen Himmel zu schicken und den Abstand zum dem Zweirad möglichst schnell zu vergrößern.

Scheiße! Rollentausch.

Da bin ich nun: Radausflug mit meinem Mann. Wir wollen in den Biergarten. Ich bin mir nicht sicher welche Strecke wir nehmen. Das Auto hinter mir ist noch weit entfernt. Also wage ich es: ich trete beherzt in die Pedale, um kurz neben meinem Mann zu fahren. Frage ihn, welche Strecke wir nehmen wollen. Da setzt ein Auto hinter mir zum Beschleunigen an. Das laute Geräusch des Achtzylinder erschreckt mich und ich schlingere. Aber er war doch eben noch so weit entfernt. Ich muss mich konzentrieren um weiter geradeaus zu fahren. Der Wagen fährt erschreckend nah an mir vorbei. Ich hebe die Hand. Zuerst zur Faust geballt und dann den Mittelfinger gehoben. Es fallen mir hundert vulgäre neue Namen für den Fahrer ein. Und ich brülle sie lautstark in seine Richtung. Der Fahrer schüttelt den Kopf und fährt an uns vorbei.

Mir bleibt es nur ein Stoßgebet gen Himmel zu schicken und den Abstand zu dem lautstarken Gefährt vergrößern zu lassen. Mit der Hoffnung, der nächste Herbst kommt bestimmt. Und das Fahrrad wird für diese Saison wieder einmal einzumotten.

© by Marita Matschiner