Und die Chöre singen für mich!

 

Musik ist was ganz was tolles. Sie hat so viel Macht. Sie unterstützt Stimmungen. Weckt Emotionen. Kann ein Fenster in die Vergangenheit öffnen und unterstützt die Phantasie bei einer farbenfrohen Zukunftsgestaltung. Sie lenkt vom grauen Alltag ab oder macht einen Bunten unvergesslich. Sie beherrscht es Emotionen zu vertiefen und ebenso aus einem Tief wieder herauszukommen. Einfach ein kraftvolles Ding diese Musik. Was man ihr bei manchen Tönen so gar nicht zutraut.

Ich finde es großartig, dass wieder so viele deutsche Musiker und Interpreten die Hitparaden stürmen. Zeitweise sogar dominieren. Der große Vorteil: endlich versteht man recht schnell, wovon die da im Radio trällern. Bei manchen allerdings auch eher weniger. Es gibt einen ganz großen Künstler, den ich immer sehr verehrt habe. Bis er plötzlich von „Einem Stuhl im Orbit“ sang. Sorry, aber hier ist mein Mitgefühl und Verständnis für kreative Texte und literarisch wertvolle Zeilen echt aufgebraucht. Was wollte er nur mit dieser Zeile aussagen? Ich habe es bis heute nicht verstanden und das lag nicht an irgendeiner Sprachbarriere.

Wurscht. Es gibt so viele fantastische Interpreten, die sich endlich trauen auf Deutsch zu singen. Sarah Connor war für mich wirklich ein Highlight! Sie in ihrer Muttersprache zu hören – unvergesslich. Ein ganzes Album am Stück war mir dann allerdings etwas zu heftig. Nach dem siebten Lied hatte ich Tränen in den Augen und war leicht depressiv. Deshalb schnell wieder auf das Radio umgestellt. Radio funktioniert immer. Es läuft im Arbeitszimmer, Bad und Auto. Ohne Radio fühle ich mich etwas verlassen. Es ist dann einfach zu still und zu ruhig. Bei mir muss immer etwas rumdudeln.

Einen Haken hat die Sache allerdings. Stellt euch folgende Situation vor: ihr hört ein neues Lied und findet es toll! Es hat das Potenzial DER neue Lieblingssong zu werden. Einen den man (zumindest wir Frauen – oder zumindest ich) 100 mal hintereinander hören kann. Mitsingen. Auf der Blockflöte nachspielen. Heutzutage ist es ganz einfach an das eine Lied zu kommen. Einfach auf seinem Wunschportal das Lied käuflich und damit ganz offiziell erwerben. Andernfalls über Streamingkanäle abonnieren. Damit steht es einem mindestens 100 mal zur Verfügung. Früher musste man vor dem Radio sitzen und jedes Mal hektisch die Rekordtaste drücken, um endlich das Lied auf seine Kassette zu bekommen. Leider hat der Radiomoderator immer dazwischen gequatscht. Dieser Menschen war die am meist gehasste Person bei allen Jugendlichen. Verflucht haben wir ihn. Mehrmals.

Heutzutage kann man sich das alles schenken. Und ich meine wirklich ALLES. Heute braucht man einfach nur das Radio laufen lassen. Ihr werdet das Lied dort zirka 1000 mal hintereinander hören. Immer und immer wieder. Falls es gerade mal nicht auf dem eingestellten Sender läuft, macht nix. Einfach einen anderen Sender suchen. Ein paar Minuten warten. Und ich schwöre euch, früher oder später wird genau dieses Lied gespielt. Und es wird so lange gedudelt, bis man es einfach nicht mehr hören WILL. Jeden Morgen beim Duschen. Abends auf dem Heimweg. Und wenn man spät abends die Zähne putzt läuft es auch. Und worst case: in der Nacht hört man es dann auch gleich. Denn jetzt hat man einen Ohrwurm und findet keinen Schlaf.

Es ist zum Mäusemelken. Die Radiosender vermiesen einem jedes Lied. Die Möglichkeit an eine tolle Erinnerung, die dieser Situation erst das richtige Etwas gibt und es damit unvergesslich werden lässt. Und dann war es das mit dem Mitsingen. Mit der Blockflöte nachspielen. Bringt alles nix. Es hängt einem zum Hals und aus den Ohren raus. Dann hilft nur noch: Das Radio abschalten oder für sich selbst den Text verändern.

Im Sommer 2016 fand ich das Lied von Mark Forster „Und die Chöre singen für dich“ ganz toll. Eines der schönsten Lieder 2016 und auch gleich eine tolle Liebeserklärungen an die ganze Welt. Monate später nur noch: Hals – Ohr – raushängen – und so. Daraufhin meine neuste Strategie angewandt: Text verändert. Seitdem geht das Lied wieder. Jetzt ist es für mich das Lied für den Winter 2016: Schnee, Kälte, der Duft von selbstgebackenen Schokokeksen, irrsinnig viele und bunte Weihnachtsdeko bei den Nachbarn, jede Menge grüner Tee, harmonische Familienbesuche, tolle Treffen mit Freunden, ein gesunder und munterer Hund und die kuschelige schwarze Strickjacke. Und ich werde mich trotz Totgeleier im Radio jedes Mal an diese Dinge, Gerüche, Emotionen und Situationen erinnern. Denn Mark Forster und ich singen jetzt gemeinsam, egal ob im Arbeitszimmer, Bad oder Auto: „Und die Chöre singen für mich!“

@ by Marita Matschiner

Zahnfee

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Es ist wieder soweit. Der Gang zum Zahnarzt!

Allein der Gedanke versetzt mich in Stress. Schlagartiger Schweißausbruch. Rasender Puls. Der Magen fängt umgehend an zu rebellieren.

Von Natur aus habe ich keine guten Zahn-Gene mitbekommen. Selbst meine Großeltern hatten die pure Angst in den Augen, wenn nur das Wort „Zahn“ fiel. Und natürlich habe ich diese Macke geerbt. War ja klar!

Meine Generation ist mit dem guten Glauben an die medizinische Weiterentwicklung großgeworden. Genau genommen, hoffte man bereits in den Siebzigern auf Wunderheilung. Ich werde die Worte nie vergessen: „Bis Du in unserem Alter bist, gibt es bestimmt eine ‚Zahn-wachs-nach-Pille.’“. In meiner Erziehung wanderte die Priorisierung der Mundpflege sehr weit nach hinten. Der letzte Rest positive Assoziation wurde vom Zahnarzt in der Kindheit gestohlen. Einem alkoholvernichtenden, kettenrauchenden Zahnarzt – ohne Handschuhe. Diese Kombination aus Gene, Nichterziehung und purer Angst hinterließ Spuren. Was zur Folge hatte, dass ich mit dem Thema Zahnhygiene äußerst schlampig umging. Darunter leide ich noch heute. Und wohl den Rest meines Lebens.

Es tut mir leid, ihr lieben Zahnärzte. Die meisten von euch sind bestimmt echt nett. Manche geben sich redlich Mühe, die verbreitete Angst vor dem Besuch zu nehmen. Hypnose, beruhigende Musik und bunte Bilder an den Wänden reichen nur leider nicht aus. Allein der Geruch in euren Praxen…. aber gut.

Man liegt da in diesem Stuhl, hilflos wie ein Käfer auf dem Rücken. Einen Sabberlatz umgebunden, was ja schon das Schlimmste vermuten lässt (Blut, Speichel, usw.). Links und rechts stehen die Engel in munteren, lebensbejahenden Farben und halten Folterinstrumente griffbereit. Die Supernovalampe leuchtet nicht nur den Mund aus. Es fühlt sich an wie ein Eisstrahl, der bis ins Hirn vordringt. Dann fängt der Arzt an im Mund herum zu stochern. Spätestens wenn diese Aahhhhhh- und Mmmmmhhh-Laute kommen, bin ich völlig irritiert und beunruhigt. Leider trägt es nicht zu meiner Entspannung bei, wenn die Zahlen-/Buchstabenkombination startet: A7 – 3, C5 – 2. Man kann es überhaupt nicht einschätzen, was gemeint ist und was zum Henker die da über meine Zähne sagen. Sie reden doch über meine Zähne? Oder ist das ein Geheimcode für die nächste Bestellung beim Asiaten? Ist das aaahhhhh jetzt gut oder schlecht? Bedeutet das mmmhhhhh vielleicht, dass mit diesem Patienten der nächste Urlaub finanziert ist? Was ja prinzipiell nicht schlimm ist – solange ich diesen Urlaub nicht mit Schmerzen bezahlen muss.

Ich war heute bei meiner Zahnfee zur Zahnreinigung. Ich besuche sie brav regelmäßig und habe in der Zwischenzeit zumindest den Puls und die Schweißausbrüche im Griff. Der Magen dreht sich leider immer noch. Es war früh am Morgen und ich wollte es schnell hinter mich bringen. Wäre der Termin am Nachmittag oder Abend gewesen, wäre ich gestorben. Garantiert.

Heute fragte ich meine Zahnfee, was sie denn da eigentlich genau und im Detail bei der Zahnreinigung macht? Sie lächelte und erklärte mir die einzelnen Schritte. Mit dem Ding entfernt sie die Belege. Dieser Spieß macht dem Zahnstein den Garaus. Auch manchmal in den Zahntaschen – dafür gibt es aber noch dünnere Teile. Sie zeigte sie mir alle. Dann noch schnell ein bisschen Schmirgelpapier für die Zahnzwischenräume – da kommen die anderen Instrumente nicht so gut ran. Als nächstes wurden die Beißerchen poliert, damit sie schön glatt sind. Zum Abschluss noch eine Runde Fluorid.

Tarah – fertig. Und Überraschung: mir geht es jetzt besser. Nicht nur, weil ich es hinter mir habe. Mit mir wurde gesprochen. Mir wurde während der Behandlung verständlich erklärt, wozu und wieso sie dies und jenes benötigen. Was der Sinn und der Einsatz ist. Ich bin tatsächlich ruhiger. Dieses „Ich bin in guten Händen“-Gefühl konnte mir noch kein rosa Poloshirt und auch keine Pinguine an der Decke geben.

Ich hasse Zahnarztbesuche nicht mehr. Aber lieben werde ich sie wohl auch niemals. Zumindest bringe ich sie jetzt wissend und erhobenen Hauptes hinter mich und bin danach sehr stolz! Denn ich habe wieder einmal meinen inneren Schweinehund überwunden. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja doch bald die „Zahn-heile-heile-Pille“.

© by Marita Matschiner

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