Was’n für’n Wetter?

100 Prozent Luftfeuchtigkeit

100 Prozent Luftfeuchtigkeit

Petrus kann es uns einfach nicht recht machen. Wir sind nie mit dem Wetter zufrieden. Egal wo man sich aufhält, es ist nie gut genug für uns. Entweder ist es zu heiß, zu nass, zu schwül, zu trocken oder zu kalt. Zu viel Schnee. Zu viel Wind. Zu wenig Schnee. Zu wenig Wind.

Facebook hat hier alle Arten von Gejammer, Genöle, Schimpftiraden und Motzerein am Start. Gut – manche Bilder, Comics und vor allem einige Fotomontagen sind sensationell. Viele davon sind äußerst kreativ und phantasievoll. Nichtsdestotrotz, das Wetter entspricht niemals unseren Wünschen oder unseren Vorstellungen.

Im Sommer 2015 war DAS am meist gespielte Lied im Radio (öffentlich bayrischer Radiosender) „36 Grad – und es wird immer heißer…“. Dieses Jahr hört man eher „Wann wirds mal wieder richtig Sommer…“. Gibt es eigentlich auch solche Lieder für Herbst oder Winter (Umfrage ist hiermit gestartet!)?

Und ja, der Sommer 2015 war wirklich unglaublich! Über zwei Monate hatten wir durchgehend stabile warmesehr warmeTemperaturen. Durchschnittlich über 30 Grad, und das am Stück. Viele in unserem Umfeld inklusiver meiner einer beschlossen: wegfahren braucht man gar nicht. Ist doch superschön hier. Kein teurer Auslandsurlaub. Geld gespart. Und selbst nach einem superstressigen Arbeitstag konnte man sich schön auf der Terrasse, Balkon, im Park und sämtlichen frei zugänglichen Gewässern erholen. Ich war noch in keinem Sommer so erholt wie nach diesen zwei Monaten. Bis abends um 23:00 Uhr konnte man gepflegt draußen sitzen. Gerne auch mal länger. Den Glühwürmchen beim Rumschwirren zuschauen und rufen: da ist eins. Uiii – noch eins. Vielleicht ein kleines Lagerfeuer oder den Grill noch einmal angeschmissen. Die Füße noch einmal in den Pool gehalten. So 100% erfrischend war es nicht. Außer man hat spätestens jeden zweiten Tag das Wasser erneuert.

Den Partyzimmerkühlschrank haben wir praktischerweise gleich auf die Terrasse gestellt. Dieser war mit kühlen Getränken gefüllt. Im Eisfach steckte eine große Tüte Eiswürfel, die sich von Tag zu Tag leerte. Auch für den Hund gab es ein Fach. Sein Hunde-EisRindermarkknochen eingefroren. Und wenn es besonders heiß war, bekam er eines davon. Die beste Abkühlung ist einfach die von innen. Für Mensch und Tier.

Früher oder später passierte es aber dann doch – Beschwerden der ganz besonderen Art. Genau genommen auf superhohem Niveau. „Es ist sooo heiß!“ „Sooooo warm!“ „Die Natur braucht doch mal eine Abkühlung.“ „Wann regnet es wieder? Unsere Regenwassertonne ist leer!“

Mein Gott. Ja, ich bin auch sehr impulsiv. Ich kann mich auch wunderbar in Dinge reinsteigern und auch bei dem kleinsten Impuls sofort wieder an dieses „Ich bin auf 180“-Gefühl anknüpfen. Vor ein paar Jahren war ich wieder an so einem Punkt. Mein Mann hatte zwei einfache Sätze für seine völlig abhebende Frau „Du kannst es nicht ändern! Es ist nun mal so.“. Auch wenn ich im ersten Moment dachte, ich höre nicht recht. Ich war kurz davor, in die nächste Schimpftirade zu rutschen. Und in dieser wäre er das Opfer gewesen. Ich hielt kurz inne und schaffte es, seine Worte auch bei mir ankommen zu lassen. Ja, er hatte Recht. Genau so ist es!

Daher möchte ich diese Sätze gerne ins Internet und damit auch an dich weiter reichen. Wir können das Wetter nicht ändern. Das sind Fakten. Und wir haben keine Möglichkeit diese Rahmenbedingungen zu ändern. Devise heißt: hinnehmen. Genießen. Oder es sein lassen und Flieger buchen!

Petrus, ich verstehe Dich diesen Sommer 2016: zwei Tage über 30 Grad und Hochsommer. Dann wieder vier Tage unter 20, manchmal sogar unter 15 Grad. Kombiniert mit Regen und Unwetterwarnungen. Warum sollte Petrus sich auch Mühe geben? Er kann es uns ja doch nicht Recht machen. Daher eine gesunde Mischung von allem. Macht Sinn.

 

Und wenn wieder jemand in meinem Umfeld bitterböse über das Wetter jammert, fällt mir immer Matthias Schweighöfer in der Rolle des Paparazzo Moritz in „Kein Ohr Hasen“ ein. Dort brüllt er ins Telefon Was’n für ’n Wetter?, und ich muss lachen. Jedes Mal. Immer. Jetzt kann ich das Wetter und das Gejammer ganz leicht nehmen. Danke an meinen Mann, der mich mit zwei Sätzen vor mindestens einem Magengeschwür bewahrt hat, und an Matthias, für die wunderbar umgesetzten zwölf Sekunden!

© by Marita Matschiner

Schön ist es auf der Welt zu sein

Blumenkind

Am 27. Oktober 1979 war ich das erste Mal am Abend unter mehreren 1000 Menschen und alle hörten einer Band mit vier Buchstaben zu: ABBA. Wir waren acht Monate vorher von West-Berlin nach Bayern gezogen und es war mein allererstes Live-Konzert in dieser Größenordnung. In Berlin sind Mama und ich regelmäßig zur Aufzeichnung der ZDF-Hitparade mit Dieter Thomas Heck gegangen. Das war mein Highlight der Woche. Und wenn ich erfahren habe, dass mein Idol kommt und live für uns singen wird, habe ich meine Mama so lange beschwatzt, bejammert und bezirzt, bis sie mir eine Rose gekauft hat. Diese nahm ich dann voller Stolz mit ins Studio. Dann kam er auf die Bühne, die ersten Noten erklangen und da war er: Howard Carpendale! Ich bekam rote Wangen und glänzende große Augen. Ich konnte es kaum erwarten. Er war es wirklich. Voller Stolz schritt ich die Treppe hinunter zur Bühne wo Howard sein „Ti Amo“ schmetterte. Strahlend blickte ich zu ihm auf. Er beugte sich lächelnd zu mir runter und ich übergab ihm stolz meine Rose. Als Dank erhielt sogar einen Kuß auf die Wange. Wie in Trance schlurfte ich zurück zu meiner Mama zu den Sitzplätzen.

 

Irgendwie hört sich das nach einem Teenager an, der auf einem Take That-Konzert war und ein Meet and Greet gewonnen hat. Aber ich habe eine gute Entschuldigung: ich war noch ganz ganz klein, jung und unschuldig.

 

In der Zwischenzeit habe ich für mich alle wichtigen Größen gesehen. Ich vermisse wirklich nur sehr wenige auf meiner Wunschliste. In der Zwischenzeit hat Gott viele davon zu sich gerufen. Natürlich war ich auch auf vielen Livekonzerten, die eher wichtig für mein direktes Umfeld waren. Zum Beispiel war ich mit meinem Mann bei The Police und mit meinen Eltern bei Peter Maffay. Mit meiner Mama war ich bei Rod Steward, den Bee Gees und mindestens viermal bei Paul McCartney (einmal davon sogar mit meiner ganzen Familie). Vor kurzem erst am 10. Juni 2016 im Olympiastadion in München. Zwei Stunden hat Sir Paul gespielt. Unglaubliche Leistung. Großartiges Konzert. Es waren zwei fantastische und unbeschreibliche Stunden die ich mit meiner Mama und Paulemann verbracht habe. Einfach Grandios.

 

Dann waren natürlich die Konzerte von diesen No-Name-Bands. Damals, als ich so um die 20 Jahre jung war. Ich kann mich gar nicht mehr an die Namen dieser Bands erinnern. So ein überzeugtes Groupie war ich dann wohl doch nicht. Aber hinterher gereist sind wir – soweit der Inhalt des Geldbeutels es zugelassen hat. Aber da will ich nicht weiter darauf eingehen. Da hat eine Freundin mehr zu berichten – da komme ich nicht gegen an. 😉

 

Eine der für mich intensivsten Veranstaltungen war vor ein paar Jahren kurz vor Weihnachten: Simply Red. Siebte Reihe in der Arena. Auch mit meiner Mama. Und es war irre zu sehen, was für einen Spaß Mick Hucknall und die Band hatten. Großartig. Prinz war der Hammer. Bon Jovi unvergesslich. Der große James Brown kam echt noch auf die Knie und ließ sich in der Tat den Mantel umhängen. Nathalie Cole sang mit ihrem Papa „Unforgettable“ und mir kamen die Tränen. Dieses Lied rührt mich heute immer noch so. Billy Idol – mein Gott, der sieht noch genauso fit aus wie in den 80ern. Und selbst im strömenden Regen Jamie Cullum zuzuschauen wie er von seinem Flügel springt. Einfach göttlich!

 

Aber wenn Ihr Eure alltäglichen Gedanken, Probleme, Unruhen und Uneinigkeiten für einen Abend loswerden wollt, Euch für eine gewisse Zeit einfach nur nach zufriedenen, harmonischen Menschen um Euch herum sehnt und ein paar verrückte Texte und Kostüme zur Erheiterung braucht:  da bleibt nur einer – die singende Föhnwelle Dieter Thomas Kuhn.

 

Augen auf! Ohren auf! Herz auf! Und die Poren auf Empfang gestellt! Denn nach diesen zwei Stunden sind die Akkus mit positiver Energie vollkommen aufgeladen. Glück, Zufriedenheit, Wohlbefinden, Freude und Harmonie. Genau die in diesen Zeiten selten genutzten, für manche auch selten gefühlten, positiven Adjektive und Begriffe werden Realität. Sie sind fühlbar. Sehbar. Hörbar.

 

Hier wird das Lied „Schön ist es auf der Welt zu sein. Sagt die Biene zu dem Stachelschwein…“ wirklich zur puren Wahrheit. Denn man fühlt es. Tief in einem drinnen. In jeder Pore. Gänsehaut pur. Wenn hunderte, nein, tausende von Menschen diesen extrem kitschigen Text singen. Dabei gemeinsam schunkeln und die Sonnenblumen über ihren Köpfen im Takt schwingen. Jeder lächelt vor sich hin. Jeder ist in diesem Moment völlig im Reinen mit sich, seinem Partner, seinen Eltern, dem Chef, den Kollegen oder den Nachbarn. So wohlig warm. Und es fühlt sich einfach so richtig an. Da kommt man gar nicht aus. Diese Glückswelle überschwemmt einen und man muss einfach mit machen. Mitschaukeln. Mitsingen. Mitlächeln. Mitglücklich sein.

 

Über die Musik lässt sich bei so einem Konzert nicht streiten. Entweder man mag den deutschen Schlager – oder eben nicht. In meiner Kindheit war das ja das A und O meiner Musikwelt. Hat sich eindeutig gewandelt. Aber wenn Dieter Howards „Ti Amo“ schmettert, bin ich wieder klein und im Jahre 1977 in West-Berlin. Nur dieses Mal mit Sonnenblume statt mit Rose. Mit roten Wangen und glänzenden, großen Augen strahle ich Dieter an. Und ich bin 1000%ig sicher und völlig überzeugt von den Worten: Schön ist es auf der Welt zu sein!
 © by Marita Matschiner

Spieglein, Spieglein an der Wand

 

Spieglein -Spieglein an der Wand

Spieglein, Spieglein an der Wand – Danke für die Barbie-Leihgabe von Maya K.!

Wieder so ein Morgen. Täglich grüßt das Murmeltier. Bereits bei dem ersten Kaffee denkt man schon darüber nach, in welche Klamotte man nach der erfrischenden Dusche springt, um für den anstehenden Tag gerüstet zu sein. Mal von folgenden Fragen abgesehen: Wie fühle ich mich heute? Welche Aussage möchte ich heute mit meinem Auftritt von mir geben? Stehen Termine an und was ist hierfür nicht overdone oder underdressed?“ Mein Outfit entscheidet über die Qualität meines Tages! Ich glaube diese Fragen werden bewusst von den Medien verbreitet, um einen an den Haaren herbeigezogenen Grund zu finden, warum die Frau so ewig Zeit vor dem Kleiderschrank verbringt. Und das sogar fast jeden Morgen. OK, die Frage bzgl. Termin und overdone oder underdressed ist völlig berechtigt. Aber der Rest? Ich bezweifle das.

Mir geht es oft so, dass ich genau weiß, und zwar ganz genau, was ich anziehen möchte. Ich habe es schon fix und fertig vor dem geistigen Auge. Sogar mit sämtlichen Accessoires wie Schal, Gürtel, Uhr und natürlich der entsprechende Jacke. Selbstredend, die passende Handtasche dazu. Die Schuhe sowieso – keine Frage! Denn in der Regel starte ich mit den Schuhen. Ich weiß welche Schuhe ich anziehen möchte. Heute sind es die schwarzen, glattledernen Peter-Kaiser-Pumps. Die mit der extremen Spitze vorne und dem Möchtegern-Absatz von vier cm. Eigentlich nichts Halbes und nichts Ganzes (der Absatz ist gemeint). Aber genau darum perfekt! Der Absatz verleiht der Nummer etwas frauliches, aber bequem und umgänglich auf Parkett im Atrium meines Arbeitgebers. Diese Schuhe sind zudem relativ leise. Ich hasse es, wenn man schon aus 5 km Entfernung hört, dass da eine Frau durch die Hallen stackselt. Dieses Klacker-Klacker-Klacker. Fürchterlich.

Die Spitze verleiht dem Schuh die gewisse Coolness. Ich liebe coole Schuhe! Schuhe in denen Du mit einer Bierflasche oder einem Glas Wein in der Hand stundenlang in der Ecke im Club oder abends auf einem Firmenevent abhängen kannst. Oder im Restaurant auf Deinen Tisch warten. Du fühlst dich nie einsam, verlassen oder unsicher. Mit diesen Schuhen – keine Frage – geht alles.

Zusammenfassung. Farbe, Absatz und Form. Darauf kommt es an. Klingt komisch, ist aber so. Und daraufhin stimme ich dann meine restlichen Klamotten ab.

Also raus aus der Dusche. Frisch mit der wohlriechenden Körperlotion verwöhnt, marschiere ich zum Kleiderschrank. Ich greife völlig sicher zu den bereits auserkorenen Teilen. Husch, ich bin angezogen. Ein Blick in den Spiegel. Und: brech, würg! Geht ja gar nicht!!! Wie geht das denn? Letzte Woche war das doch perfekt?! Ich fühlte mich doch selbstsicher, modern und attraktiv. Warum ist es heute nur so anders?

Doof jetzt. Aber das geht so gar nicht. Hmmm? Kurz überlegen. Gegenmaßnahme einleiten. Ein anderer Schal vielleicht? Neee, wird nicht besser. Vielleicht andere Hose? Nicht die schmale, dunkelblaue mit den hellblauen Nähten, die ein wenig locker am Hintern sitzt. Nein. Vielleicht ist die dunkelblaue mit den orangenen Nähten, die Figur betont ist und bis zum Knöchel geht. Vielleicht doch besser? Ah! Die passt besser zu den Pumps. Und diese Pumps müssen heute sein. Die sind gesetzt! Keine Diskussion…

Ein zögerlicher Blick in den Spiegel. Naja. Ein einfaches „Naja“ schießt mir durch den Kopf. Also doch nicht. Mal kurz überlegen. Ach, ich hätte vielleicht doch die Hose letzte Woche kaufen sollen. Genau. Das wäre jetzt die Lösung. Tja, aber ist nicht. Und die Zeit läuft.

Was mach ich denn jetzt? Andere Bluse? Vielleicht einfach eine klassische weiße Bluse? Schnell aus der vorherigen raus. Shit! Ich habe ja noch den schwarzen BH an. Also schnell ab ins Bad. BH austauschen – von schwarz in weiß. Schnell die weiße Bluse an. Zuknöpfen. Knopf eins, Knopf zwei, … Her mit dem Ganzkörperspiegel, der die ganze Wahrheit kennt.

Spieglein, Spieglein an der Wand. Ich höre kurz in mich hinein. Die Antwort lässt auf sich warten. Mann, jetzt komm schon! Stressiger Blick auf die Uhr. Jetzt sag schon! Ist es das Richtige für mich? Ich lausche. Voilá! Das ist es! Simple Lösung. Klassische Teile. Ein klares „Ja!“. Totaler Wohlfühlmoment.

Noch schnell ein spritzerchen Parfum und zur Abrundung noch Lipgloss auf die Lippen. Ich muss los. Während ich zur Tür gehe, wird mir bewusst: die Medien haben wohl doch Recht.

Ja, meine heutige Stimmung passt zu meinem gewählten Outfit! Ich gerüstet, selbstsicher, attraktiv und entscheidungsfreudig. Und für das Meeting passt das Outfit perfekt. Das wird ein guter Tag!

© by Marita Matschiner

Sales-Daunenjacke

Allzweckwaffe versus Daunennwahre

Allzweckwaffe versus Daunenallerlei

Gottseidank geht es jetzt endlich auf den Frühling zu! Endlich ohne dicke Jacken das Haus verlassen. Als ich noch unter einen Meter groß war, nannte meine Mama sie Übergangsjacke. Genau genommen, sagt sie das auch heute noch. Und auch heute frage ich mich jedes Mal, was genau sie damit meint. Selbst Radiomoderatoren auf einem öffentlichen bayrischen Radiosender stellen diesen Begriff jeden Frühling und Herbst aufs neue infrage.

Seit ich allerdings meine Top-Modelgrösse von stattlichen 1,62 m erreicht habe, habe ich eine eigene Definition für diesen Begriff: eine sportliche leichte Jacke ohne dickes Futter. Zum Beispiel eine leichte Leder- oder eine Wachsjacke. Ich zähle auch einen kurzen Trenchcoat, oder auch umgangssprachlich Regenmantel genannt, zu dieser Kategorie.

Vor circa zwei Jahren hat sich in dieser Liste ein neues Produkt als Standard eingereiht und dominiert seitdem die Fashionwelt – die super dünne Daunenjacke. Bei uns im Büro auch gerne als „Sales-Daunenjacke“ getauft, macht sie große Karriere und erfährt immer mehr Beliebtheit. Denn diese Jacke ist ein Phänomen. Die Verkaufszahlen müssen in den Himmel geschossen sein. Unabhängig ob es draußen plus 40 Grad oder minus 20 Grad hat, diese Jacke findet man immer häufiger in Schaufenstern, Laufstege und Kleiderständer wieder. Und jedes Mode-Label hat sie im Programm. In unterschiedlichsten Farben, Schnitten und Qualitäten.

Früher gab es zum ersten Montag im Januar den Winterschlussverkauf (WSV) – Wintersachen zum Super-Sonder-Reduzierten-Verkaufspreis. Und alles, was in zwei bis drei Wochen nicht die Verkaufsräume auf offiziellem Wege verlassen hat, wurde um weitere „unglaubliche 75%!!!“ angepriesen. Und was dann immer noch auf einem einsamen Wühltisch, mit ein paar anderen merkwürdig eingefärbten oder völlig unförmigen Teilen lag, wurde nun endgültig aus den Verkaufsräumen entfernt. Was passiert eigentlich mit solchen Teilen, die trotz Super-Sensationeller-Unglaublicher-Rabatt-Aktionen keine neuen Besitzer finden? Landen sie in der Verbrennungsanlage? In der Kleiderspende? Oder ordentlich in einem Container verstaut, der auf dem Weg in die Dritte Welt per Schiff unterwegs ist? Genauso wie wir es mit unseren abgefahrenen und unerwünschten Autos in Richtung Polen oder Ukraine auch handhaben?

Heute bin ich über den „Ich-nehme-an“ – Teil hinaus. Heute habe ich eine ziemlich gute Vorstellung von dem, was mit den nicht gewünschten und nicht tragbaren Produkten passiert. Diese Produkte landen im den „Ingolstadt Village“ und Metzingen und so weiter. Dort warten diese einzigartigen Produkte auf neue willige Besitzer. Diese glauben, sie haben einen Superschnapper gemacht und ein sensationell, einmaliges, superwertvolles Edeldesignerteilchen ergattert.

Aber kommen wir wieder zu den Sales-Daunenjacken zurück. Diese Jacken haben ihren Spitznamen daher, da offensichtlich alle unsere Vertriebsmitarbeiter eine möglichst anständige „Außer-Haus-Jacken“Alternative zum schweren, unbequemen Mantel suchten, der auch noch unnötigerweise den Anzug zer- oder eindrückt. Und innerhalb von ein paar Wochen rannte fast jeder mit so einer sackoähnlichen Daunenjacke durch die Räumlichkeiten. Nach jedem Wochenende wurden es mehr (Samstag ist ja Bummel-Alarm). Ich wiederhole mich ungerne, aber diese Jacke ist ein echtes Phänomen. Egal welche Temperatur, egal welche Jahreszeit. Jeder kann sie tragen. Jeder trägt sie auch. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Selbst über dem Abendkleid wurde sie schon gesichtet. Und diese Jacke ist in der gesamten Farbpalette erhältlich. Egal ob konservativ in Marine, Schwarz, Weiß oder progressiv Neon, Pastell. Sie ist auch als Wendejacke erhältlich und daher beidseitig tragbar. Es gibt Hersteller die vor nichts zurückschrecken. Ich habe so eine Jacke schon im Sakkoschnitt mit bunten, riesigen Blümchenmuster erspäht, und konnte es kaum glauben.

Kleine Randbemerkung: manche dieser Jacken sind nur mit billigen Kunststoff gefüllt. Einfach hinein mit billigen Resten. Hinein in die einzelnen Steppbereiche stopfen und gut ists. Und dann möglichst viele Euro auf das Preisschild schreiben. Ohne teure hochwertige Daune. Oder gar ohne Eider-Daune (die teuerste und hochwertigste, für die kein Tier stirbt), die bei manchen Modellen den hochwertigen Preis rechtfertigt.

Kommen wir zurück zur Übergangsjacke. Manche wählen eine Daunenjacke für das ganze Jahr. Ich habe vor drei Jahren meine Übergangsjacke gefunden. Genau mein Schnitt. Genau meine Form. Der traditionelle Parker. Und ich liebe ihn! Besonders da ich nie einen hatte und mir vor drei Jahren meinen Ersten gegönnt habe. Tatsächlich. Nicht einmal als Kind hatte ich einen Parker. Da muss ich erst 40+ werden, um in den Genuss zu kommen. Denn ich liebe ihn wirklich. Und zu jeder frühlingshaften oder auch herbstlichen Jahreszeit lächle ich in mich hinein und fühle mich einfach sauwohl wenn ich das Haus verlasse. Denn meine Daunenjacken, die mit hochwertigen Daunen gefüllt sind, bleiben alle im Schrank bis zum nächsten Winter. Und ich trage voller Zufriedenheit meine einzig wahre Übergangsjacke – meinen olivgrünen Parker!

 © by Marita Matschiner

The Mall

Shppingerfolg

Shoppingerfolg

2015. Hammer Frühling. Hammer Sommer. Und ein Hammer September. Denn im September sind wir auf eine Hochzeit in der Toskana eingeladen. Donnerstag bis Sonntag. Das pure italienische Luxusleben auf einem alten Weingut. Mitten in der Pampa, ca. 30 km von Florenz entfernt. Übernachtung mit Frühstück, Pool und circa fünf unterschiedliche Schattensitzbereiche auf einem riesigen Grundstück. Was auch wirklich bei einer Personenzahl von circa 40 Hochzeitsgästen inklusive Kinder Sinn macht. So haben die Gäste viele Möglichkeiten, sich in mehr oder weniger zufälligen Gruppen zusammen zurotten. Bei Bier, italienischem Wein und natürlich alkoholfreien Getränken wurde das „Dolce Vita“ ausgiebig gefeiert.

 

Was macht man sonst noch auf einem schönen Landsitz in der Toskana vor den Toren Florenz, außer sich entspannen, gute Gespräche führen, Pasta essen, Vino trinken und Olivenöl testen? Genau. Man geht shoppen. Unzählige Shoppingmalls und Outlets sind ja mehr oder weniger vor der Tür. Freitag war der „freie“ Tag. Direkt nach dem Frühstück sprang die Mehrheit der Frauen auf, griffen ihre Handtaschen, zogen den Lippenstift nach und los ging es. Die unterschiedlichsten Gruppen fuhren zu unterschiedlichen Zeiten in die unterschiedlichen Malls. Für mich besonders nett: eine Gruppe bestand aus der Braut, ihrer Mutter, ihrer Schwiegermama und der Trauzeugin. Ich schloss mich einer dreiköpfigen Gruppe von Schwulen an. Einem Designer fortgeschrittenen Alters aus Salzburg, seinem in einem Blümchenanzug gekleideten Freund und Xaver, mein Lieblingsfriseur. Wir quetschen uns zu viert in einen MINI Cooper Clubman. Gott sei Dank war es dieses Model. Denn ohne Clubman wäre das mit dem Stauraum für die Einkaufstüten am Ende echt schwierig geworden.

 

Da fuhren wir also über die Serpentinen in Richtung Florenz. Die Aussicht auf den einen oder anderen Superschnapper wurde gepusht durch laute Partymusik. Ich hätte nie gedacht, dass vier kreative und musische Menschen so lautstark und vor allem so fürchterlich singen können.
Die Musikpausen wurden mit lautstarken Diskussionen gefüllt, in welchem Store man nun unbedingt erfolgreich sein will – nein, sein MUSS. Und welches neue Designerteilchen man gedenkt in einer entsprechenden Designertüte, zu einem immer noch heftigen Designerpreis, zurück zum Rustiko zu bringen. Als dann Madonna auch noch ihr „Vogue“ im Radio performte, erschien das Ortsschild „Leccio Reggello Florenz“. Ein lautes Gekreische in unterschiedlichen Höhen und Tiefen erfüllte den MINI: „The Mall – DA IST SIE!“.
Der Fahrer konzentrierte sich bereits auf die Parkplatzsuche. Denn wir würden bestimmt nicht die ersten und auch nicht die einzigen Shoppingwütigen sein. Er blieb überraschend ruhig und konzentriert, während die hektischen Rufe „Rechts ist was frei – nein, links auch“, „Hier aber! Nun park doch endlich!“ direkt in sein Ohr gepresst wurden. Er blieb seelenruhig und parkte endlich rückwärts in den letzten Schattenparkplatz ein. Ich habe mich schon ewig nicht mehr so schnell aus einem Auto gepellt. Es kam regelrecht Stress auf. Eigentlich bin ich nur mitgefahren, um eine zeitlose, schwarze Handtasche zu erwerben. Ich kann aber auch ohne leben. Aber irgendwie, ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte, bin ich angesteckt von der Hektik, dem Shoppingrausch, der Jagd nach einem Superschnapper.

 

Auf dem Weg zum Eingang trafen wir noch ein weiteres Pärchen der Hochzeitsgäste. Dieses anfänglich ruhige und entspannte Paar zeigte sich als eine enorme Bereicherung beim Ausleben des Shoppingwahns.

 

Zuerst auf zu Gucci. Liegt quasi auf dem Weg. „Wow, die Schuhe!“ „Ich mag die Grünen!“ „DIE sind aber auch total ausgeflippt!“ Dann zu den Schals. Ach, so einen Schal, dachte ich mir, wär ja auch schön. „Oh, der wär toll!“, sagte jemand rechts von mir und hielt sich so ein Kaschmirteil um den Hals. „Oder doch besser der hier?“. Der erste wurde ruckartig von einem neuen abgelöst. Vor lauter Farben, Muster und Testträgern schrak ich zurück. Diese ganze Wühlerei und das Gezerre. Ich bekam wirklich Angst. Und entschied mich, das es geht auch ohne Schal. Ich ging als einzige ohne Designerpapiertäschchen aus dem Laden.
Nun folgte Prada. Hier ist eindeutig eine Steigerung der Shoppingstimmung auszumachen. Um das zu erkennen, benötigt man noch nicht einmal ein minimales Feingefühl. Denn hier ging es richtig ab. Das Ganze hatte eher einen leicht aggressiven Charakter. Frauen prügelten sich fast um Handtaschen. Und jetzt mal ehrlich: es sind Handtaschen! Deren Job ist es, die Frauenutensilien in möglichst schicker und adretter Form zu transportieren. Gut, der Geruch von dem Leder ist sensationell – aber den bekomme ich doch auch woanders. Der Schnitt ist simpel und die Auswahl beschränkt sich auf ein paar kräftige, momentan sehr aktuelle Farben. OK, das goldene Logo ist schon sehr edel und nobel. Aber deswegen in panische Grapschsucht und Aggression zu verfallen? Nein, danke! Das ist es mir nicht wert.
Ich trenne mich von der Gruppe und hake mich bei meinem schwulen Lieblingsfriseur ein. Wir schlendern zu zweit entspannt in ein paar andere Läden. Allerdings ist dieses „Hilfe, morgen gibt es keine Designersachen mehr zu kaufen!“ – Phänomen, tatsächlich überall zu sehen und auch zu spüren. Da stellen sich mich fast die Nackenhärchen auf. Unfassbar!

 

Ein besonders interessantes Phänomen gab es jedoch zu beobachten. Sobald das erste Designerteilchen in einer Designertasche zu einem Designerpreis an der Hand hängt, ist die Hemmschwelle überschritten. Das Ziel: „Die Kreditkarte muss zum Glühen gebracht werden!“  Man kann getrost davon ausgehen, dass sich dort noch mindestens ein, zwei oder drei weitere Designertütchen dazugesellen werden. Am Ende reihe mich in dieses vergnügliche Vorgehen dann doch ein. Und ich hatte an diesem Nachmittag so viel Glückseeligkeit und Zufriedenheit in mir, dass ich nur noch lächelnd durch die Gegend lief und einfach nur noch frohlockend mit anderen Menschen in purer positiver Lebensfreude kommuniziert habe.

Und wen es interessiert: der von Designertüten überfüllte Kofferraum konnte gerade noch so geschlossen werden. Und ich war nicht ganz unbeteiligt. Denn drei von den Designertütchen konnte ich mein Eigen nennen. Der Inhalt meiner drei Tütchen: lebenswichtige Utensilien, die hart erkämpft waren. Eine Handtasche (nicht Prada), ein paar Pumps und natürlich ein Schal. Was sonst? 🙂

 © by Marita Matschiner

Zauberhände

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Zauberhände – Danke an mein Patenkind

Für mich sind Hände unheimlich aussagekräftig und jede Hand ist von Person zu Person unterschiedlich. Da ist zum Beispiel die Handform, klein, schlank und zart oder auch breit und großflächig, die manchmal aussehen wie Klohdeckel. Auch die Finger und die Nagelform – unabhängig wie sie geschnitten oder gefeilt sind. Mal ganz von faltig oder glatt abgesehen. Ich gehöre eher zu den Menschen mit schlanken aber faltigen Händen. Dafür hat mich der liebe Herrgott jedoch mit einer schönen und guten Nagel- und Fingerform gesegnet. Meine Meinung. Und das gleicht meine Falten eindeutig aus.

Letztens fragte mich kleines Mädchen, warum ich so faltige Hände habe. Was schlagartig zur Gesichtsfarbenveränderung der Mutter führte. Ist aber gar nicht notwendig – da hat man nun wirklich keinen Einfluss drauf. Egal wie viel man cremt, einmassiert und ob die Pflegeprodukte super günstig oder in der oberen Preisklasse angesiedelt sind. Wenn die Hände einmal faltig sind, sind sie eben faltig. Punktum. Ist einfach so.

Allerdings hat man auf die Nägel und deren Form einen immensen Einfluss. Manche weiblichen Lebewesen gehen völlig eitel durch die Weltgeschichte. In den teuersten und/oder hippsten Klamotten, ergänzt mit dekorierenden Accessoires. Schaut man dann – bewundernd oder auch manchmal neidisch – genauer hin, landet man bei einem kräftigen „AUTSCH!“.
Nagel abgebrochen (gut, kann ja unterwegs mal passieren). Unförmig und abgebissen – Nagelhaut abstehend und wund! Ganz übel! Ein absolutes no go: ein abblätternder Nagellack mit dreckigen Fingernägeln. Ich glaube, diese Ladies haben seit Wochen keinen Blick mehr auf ihre Hände, geschweige denn auf ihre Nägel riskiert. Naja, konzentrieren sich ja offensichtlich auf alles andere. Da bleibt einfach keine Zeit mehr für das Aushängeschild eines jeden Menschen: die Hände.

Da verbringen diese Damen Stunden in einer Drogie oder Parfümerie um DIE richtige Farbe zu finden. In jeder Instyle und Glamour wird ausdrücklich darauf hingewiesen: „Must-Have der Saison!“ – unabhängig ob die Farbe zum Hautton oder Typen passt. Auch völlig egal, ob man in seinem Kleiderschrank etwas Passendes dazu hat. Egal. In der Zeitung und im Internet steht, diese Farbe muss hier und jetzt sein. Außerdem tragen alle Freundinnen und abgebildete VIPs ihn – ich jetzt auch. So!
Dann geht man stolz und mit einer riesigen Vorfreude nach Hause, in der Hoffnung, jetzt auch total hip und up-to-date zu sein. Man setzt sich gleich an den Tisch und fängt genüsslich an zu pinseln. Und das Ergebnis ist, im besten Fall, auch sogar ganz klasse. Farbe deckt gut ab. Keine Schlieren, keine Streifen. Und man betet, dass er richtig durchgetrocknet ist, wenn man plötzlich feststellt: der natürliche Drang der Flüssigkeitsentsorgung des Körpers ruft. Und das auch noch sehr laut.

Wenn man lange genug mit dem Trocknen der Farbe gewartet hat, geht es in der Regel auch gut aus. Fatalerweise hat man das meistens aber nur angenommen. Denn man traut sich ja auch nicht wirklich richtig zu testen, ob der Lack schon trocken ist. Oder man besser doch noch 2,5 Minuten gewartet hätte. Egal, die Blase drückt. Gut, sie hat vorher auch schon gedrückt. Aber da war der Drang der Glamor – Zugehörigkeit einfach größer und alles andere wurde geflissentlich mit dem Gedanken „wird schon gut gehen“ weggeschoben. Aber spätestens beim Öffnen des Hosenknopfes ist es dann auch schon passiert. Ein Teilabdruck des Knopfes hat sich auf dem Zeigefinger in (fast) alle Ewigkeit, in den fast trockenen Lack gedrückt. Und an der anderen Hand fehlt ein Stück der Farbe am Daumen! Nicht viel. Keinem würde es wirklich auffallen, wenn er auf die Hände schaut. Aber man selber weiß es eben. So ein Scheiß. Wenn man Glück hat, kann man nun wenigstens die Erleichterung genießen. Aber leider fluchen wir dann so laut und heftig, dass selbst Aloisius rot werden würde.

Also noch einmal von vorne. Die große Herausforderung besteht nun darin, nur die beschädigten Nägel vom Lack zu befreien. Und hierzu sei kurz bemerkt: über die Kreativität der Ausbesserungsaktion könnte ein findiger Sozialforscher eine Studie schreiben. Hier wird Frau richtig erfinderisch! Vom Wattestäbchen, was echt eine Sisyphusarbeit ist, über Gummihandschuh überstreifen und Gefahr laufen damit weitere Nägel zu ruinieren, bis hin zu einer unheimlichen Fingerfertigkeit. Denn es dürfen ja nur die geeigneten Flächen der Finger benutzt werden, um ans Ziel zu kommen. Und das Ziel heißt zum Beispiel: nur den rechten Zeigefinger und den linken Daumen vom Lack zu befreien! Die anderen acht Nägel müssen völlig unberührt bleiben und dürfen noch nicht einmal in die Nähe von dem mit Aceton durchtränkten Wattebäuschchen kommen. Aber jetzt mal unter uns: auf alle Fälle wäre  die „Tabula rasa“-Taktik zeitsparender. Auf ein Neues und alle zehn Nägel noch einmal neu. Aber nein. Natürlich nicht. Hallo, wir sind Frauen und suchen einfach nach Herausforderungen. Auch wenn eigentlich gar keine vorhanden sind, geschweige denn notwendig.  Nachdem man sich also beinahe die Finger ausgerenkt hat, sollte man den Rest Aceton auch von den betroffenen Fingern befreien. Daher kurz unter Wasser, Seife, abspülen, Handtuch, Danke. Und wieder zurück zum Tisch, auf dem alles notwendige brav aufgereiht ist: Unterlack, Farblack, Überlack. Puhhh. Also wieder von vorne. Vorteil: man braucht es ja nur bei zwei Nägeln zu tun – nicht bei allen zehn, spart Zeit.

Ist allerdings auch nur die halbe Wahrheit. Denn die Trockenzeit zwischen den einzelnen Schichten ist hier nicht mit einkalkuliert. Erst den Unterlack. Fünf Minuten warten. In der Zwischenzeit könnte man tatsächlich die restlichen Nägel lackieren. Und wenn man beim Zehten angekommen ist, kann man mit der zweiten Schicht wieder bei ersten Nagel anfangen. Aber nein. Wir machen es ja kompliziert. Egal. Nur zwei Nägel. Jetzt sitzt die Künstlerin am Tisch – wedelt mit den Händen, in der Hoffnung, so trocknet der Lack schneller und gleich geht es weiter. Dann Farblack, bitte. Bei schlechter Deckung, fünf Minuten später, noch einmal Farblack. Die Zweite. Und nun der letzte, aber wichtigste Schritt: die Veredelung. Damit auch wirklich ein perfektes Ergebnis erzielt wird, muss man mindestens zehn Minuten warten. Der Job der Abschlussschicht ist es, die vorherigen drei Schichten zum Glänzen zu bringen (was sie ja eh schon tun). Glätten und füllen, und last-but-not-least, die Haltbarkeit erhöhen. Was auch super funktioniert. Nur eben nicht drei Wochen am Stück!

Egal welche Handform, Größe oder Straffheit der Haut – ein echter positiver Hingucker werden Hände erst durch gepflegte Nägel. Egal welche Farbe diese abbekommen. Klarlack, schrill und kunterbunt – gerne auch völlig natürlich ohne künstliche Nachhilfe. Ein gewisses Zeitkontingent sollte man in der Pflege einplanen, wenn es einem wichtig ist. Und nicht davon ausgehen, dass das perfekte Bild trotz Haushalts- und Gartenarbeiten, Reifenwechseln, Knabberattacken usw. für die nächsten drei Wochen anhält. Und falls völlig „überraschend“ doch nicht, annehmen, dass es eh keiner sieht. Denn mein Look und meine tollen Klamotten lenken ja eh davon ab.

© by Marita Matschiner

Arbeitsloser Mülleimer

Am Wochenende gibt es bei mir einen geregelten Vormittag. Normalerweise weckt mich der Hund zu seiner gewohnten Frühstückszeit, das ist so gegen 5:30 Uhr. Manchmal auch schon etwas früher. Da mein Mann ein Früh-Frühaufsteher ist, versucht er das Tapsen der Krallen auf dem Packet und Fliesenboden frühzeitig abzustellen, um mich weiter schlafen zu lassen. Das bedeutet, dem Hundewunsch schnell nachzukommen und ihm sein Frühstück zu servieren. Danach schleicht sich das Kuscheltier, und hiermit meine ich den Vierbeiner, wieder gemächlich ins Bett. Er rollt sich ein, schmatzt noch einmal versonnen und fällt umgehend in die nächste Tiefschlafphase.

Ein bis zwei Stunden später stehen wir dann auf, schmeißen uns voller Elan in die atmungsaktiven Sportklamotten und laufen in lockerer Geschwindigkeit gen Isar. Der Hund erfüllt in der Regel schnell seinen Hauptjob – er erledigt sein Geschäft. Als verantwortungswusste Hundemama habe ich ein Entsorgungstütchen dabei. Dieses kommt auch gleich zum Einsatz.  Um die Ecke ist der öffentliche Mülleimer und die Tüte wandert mit dem unangenehmen Inhalt, sicher zugeknotet, direkt hinein.

Nun kann ich mich entspannen. Meine Ohren lauschen einem netten Hörspiel oder bassorientierter Musik. Denn das Ziel ist ca. 60-90 Minuten in der Natur abzuschalten und das Leben Leben sein zu lassen. Einfach durchatmen. Nicht nachdenken müssen. Nicht „gut“ aussehen oder angenehm riechen zu müssen. Auch auf die Laufgeschwindigkeit oder die Pulshöhe gebe ich in diesen Momenten gar nichts. Diese Zeit gehört nur mir, meinem Hund und der Natur.

Der von uns bevorzugte Waldweg, der eigentlich den Begriff „Weg“ gar nicht verdient, führt uns immer weiter runter an die Isar. Hier fließt sie Richtung München und wir folgen dem Wasser bis in den nächsten Ort. Hier unten gibt es schöne ruhige Plätzchen, an denen man im Sommer gerne mal ein Handtuch ausbreitet und sich einfach ins Wasser stürzt. Einige Stellen sind in der Zwischenzeit schon von weitem zu erkennen, hauptsächlich geprägt durch die entstandenen Grillstationen. Ein paar größere Steine in einer Kreisformation angeordnet und in der Mitte die letzten Überreste von verbranntem Holz oder Kohle. Es gibt also Mitmenschen, und ich gehe davon aus, jüngere Mitmenschen, die die Natur auch so schätzen wie ich. Und anscheinend verbringen sie auch gerne und viel von ihrer Freizeit dort.

Ich komme wieder an einem dieser offensichtlichen Spaßgebiete vorbei. Der Wasserstand ist an diesem Teil der Isar sehr niedrig. Gut knöcheltief kann man hier sehr weit hineinwaten. Was anscheinend die letzten Isargäste auch gemacht haben. Denn ich kann es nicht fassen, was ich da  ehe. So circa 5-7 Meter vom Ufer entfernt steht mitten in der Isar eine einsame, leere Kiste Augustiner. Einfach so. Ohne Flaschen. Ohne „Wachpersonal“. In unregelmäßigen Abständen sind am Ufer die geleerten Bierflaschen verteilt. Hier muss es ganz schön abgegangen sein.

Es stellt sich mir nur die Frage, warum lassen sie das Pfandgut einfach liegen?

Anscheinend sind sie der Meinung, „ich habe es hier her geschleppt, dann muss ich es auch nicht wieder nach Hause tragen.“ Oder was zum Henker geht in diesen Köpfen vor? Ich will gar nicht drüber nachdenken, wie lange diese Kiste Bier benötigt, um von der Landschaft assimiliert zu werden. Oder sie wird bei dem nächsten Hochwasser weiter bis nach München getragen. Vielleicht freut sich ja in der Stadt ein armer Obdachloser über das Pfand der Kiste. Aber hätten die verfluchten Übeltäter dann nicht wenigstens soweit mitdenken und die leeren Flaschen in die Kiste verfrachten können? Dann hätte sich das wenigstens für den Obdachlosen richtig rentiert. Oder noch besser: einfach die Kiste mit gefüllten Flaschen direkt in die Isar stellen – ein Traum jeden Bierfreund: eiskaltes Bier!

Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier viel Hirn am Start war. Die Leute haben nichts mehr zum Denken in ihren Köpfen. Wollen nur ihren Spaß, sich den Kopf vollschütten und vertrauen darauf, irgendjemand wird sich schon darum kümmern. Hauptsache sie kommen in der Nacht irgendwie in ihr trockenes, sauberes Bett.

Von dieser Sorte Mensch gibt es immer mehr in unserem ach so schön sauberem und ordentlichen Deutschland. Wieso müssen an einer Ampelkreuzung Aschenbecher auf dem mittleren Grünstreifen ausgeleert werden? Wieso schmeißen Menschen ihre McDonald-Verpackungen einfach aus dem Autofenster? Wieso stehen mitten in Wäldern Kühlschränke und Waschmaschinen?

Nur zur Info an diese Leute: es gibt Abgabestationen hierfür. Hier kann man kostenfrei, ohne Umstände, ohne Formalitäten oder Frage-Antwort-Spielchen alle Dinge die ausgedient haben, fachgerecht entsorgen.

Habt Ihr eine Ahnung, was Ihr Natur und Landschaft damit antut?

Ebenso an meine Hundebesitzerkollegen. Wieso können sie die Hinterlassenschaft von ihrem Vierbeiner nicht entsorgen. Schlimmer sind die, die das Geschäft in die dafür vorgesehen Tüten packen, diese zuknoten und dann schön brav einfach irgendwo hinschmeißen. Bevorzugt auf dem Weg oder angrenzenden Grünstreifen.

Ich könnte kotzen, wenn ich so etwas sehe. Wie arrogant! Wie selbstverständlich! Wie herablassend gehen wir mit der Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder um? Mit der Flora und Fauna, die langsam an unserem Dreck und Müll ersticken. Wir nehmen ihnen alles, die Luft, das Licht, die Erde, die Energie. Es würde völlig ausreichen, wenn jeder Erdbewohner alles in seiner Macht stehende tut und diese Welt und alle Bewohner und sein Umfeld mit Respekt behandelt.

Daher: liebe Isar-Party-Gäste! Habt Spaß heute Abend und gebt alles. Aber bitte nehmt Euren Müll auch wieder mit! Bitte lieber Radfahrer, guten Appetit bei Deinem Energieriegel. Bitte steck die Verpackung wieder ein! Du hast sie bis hierher in Deinem Supersportrucksack transportiert. Dann geht es bestimmt auch wieder bis nach Hause. Bitte liebe Eltern, wenn ihr die Windeln eures Kindes im Wald wechseln müsst, nehmt die verbrauchte und vollgeschissene Windel auch wieder mit. Ihr armen vom Schnupfen geplagten Ausflügler, ich leide mit Euch. Aber steckt das vollgerotzte Taschentücher doch bitte wieder in Eure Taschen. Auch Du, lieber Hundebesitzer, der garantiert herzlich, liebevoll und respektvoll mit Deinem Haustier umgeht. Respektiere seine freie Entscheidung dort sein Geschäft zu erledigen, wo er möchte bzw. kann. Es liegt in DEINER Verantwortung, diese Hinterlassenschaft zu entfernen! Und Du, lieber McDonald-Besucher! Ich esse das Zeug auch ganz gerne mal zwischendurch. Aber dieser Fastfood-Anbieter hat tatsächlich Mülleimer vor der Tür. Und diese gibt auch auf jedem Rastplatz, jeder Tankstelle und an und in jeder U-Bahn-/S-Bahnstationen. Und wenn Du nicht weißt wie so etwas aussieht: ein rundes, hohes Behältnis in unterschiedlichen Farben und Formen. Meist dunkelgrün oder grau. Und oben oder an der Seite ist eine Öffnung. Und genau da kannst Du Deinen Müll reinschmeißen.

Das ist der Job des Mülleimers und den möchte er gerne erfüllen. Er möchte nicht arbeitslos werden.

Gib dem Mülleimer eine Chance!

© by Marita Matschiner