Nach meinem letzten Blog „Müde, Pipi, Kaffee“ bin ich mehrmals auf das im Bild durchgestrichene „Kalt“ angesprochen worden. Warum ich das gestrichen habe? Tja, das liegt einfach daran, dass mir so gut wie nie kalt ist. Also zumindest nicht so kalt, als dass es ein Thema ist. Und das genieße ich sehr. Denn das war nicht immer so.
Ich habe früher immer gefroren. Morgens. Mittags. Abends. Nachts. Egal zu welcher Jahreszeit. Egal wie hoch die Temperaturen draußen oder drinnen waren. Ich hatte immer kalte Füße, kalte Hände. Manchmal sogar bläuliche Nägel. Und das lag nicht an der Nagellackfarbe. Ich bin immer im Flanellschlafanzug und Wärmflasche unter meine dicke Daunendecke gekrabbelt. Um auf Nummer sicher zu gehen, noch die Schlafsocken aus Angorawolle übergestreift. Eine zweite Decke lag griffbereit. Das schlimme am Frieren ist das Frieren an sich. Es ist unangenehm. Man fühlt sich in seinem Körper nicht wohl. Die Kälte krabbelt ganz langsam in einen hinein und breitet sich Stück für Stück im Körper aus. Wie ein Virus befällt sie jeden Teil deines Körpers. Wenn sie sich einmal richtig eingenistet hat, ist es um einen geschehen. Es braucht ewig um auch nur annähernd wieder eine angenehme Temperatur zu fühlen. Um das zu beschleunigen ist ein Warmgetränk ideal. Was gar nicht funktioniert ist warmes oder sogar heißes Wasser. Habt Ihr schon einmal versucht richtig durchgefrorene Finger unter heißem, fließenden Wasser zu wärmen? Das tut schrecklich weh. Als ob du in tausend glühende Nadeln greifst.
Im Winter war es natürlich am schlimmsten. Ich ging nur in mehrere Schichten eingehüllt vor die Tür. Meistens Skiunterwäsche gepaart mit Strumpfhosen und obendrüber noch Skisocken und eine Hose. Ein Langarmshirt, dicken Pullover und gerne noch eine Strickjacke drüber. Der dicke und elend lange Schal wurde mehrmals um den Hals gewickelt. Eine kuschelige Mütze und ein riesiger dicker Daunenmantel, der große Ähnlichkeit mit meiner Daunendecke hatte, waren selbstredend. Als Beobachter findet man das vielleicht noch ganz witzig. Aber ich selber habe nur gelitten. Ich fühlte mich wie das Michelin-Männchen. Vor lauter Klamotten konnte ich mich kaum bewegen. Die Katastrophe folgt dann zum Schluss: Schuhe anziehen. Versuch du mal in fünf Schichten Klamotten runter zu den Füßen zu kommen um einen Reißverschluss zuzuziehen oder eine Schleife zu binden. Da kommt man leicht mal außer Atem. So müssen sich Hochschwangere fühlen. Übel war dann die Erkenntnis, noch einmal zur Toilette zu müssen. Dieses Gefühl kam allerdings erst, als man komplett und fix und fertig angezogen war und die Türklinke bereits in der Hand hatte. Natürlich war es dann auch ganz dringend und es musste echt schnell gehen. Bis man den ganzen Plunder wieder runter oder zur Seite geschafft hatte, vergingen schon einmal locker ein paar Minuten. Dann das Ganze wieder retour. Wieder einpacken. Zu der Zeit war ich einer der unpünktlichsten Menschen überhaupt. Und ich hasse Unpünktlichkeit.
Autofahren wurde zur Qual. Ich konnte mich kaum bewegen und war jedes Mal dankbar, ohne Polizeikontrolle am Zielort angekommen zu sein. Die Vorstellung ein Beamter fragt nach meinen Papieren und ich komme vor lauter Bewegungsknappheit gar nicht erst an meine Handtasche. Geschweige denn den Geldbeutel in dieser zu finden, um die erwarteten Dokumente herauszuziehen und locker mit einem Lächeln zu überreichen. Der lange Daunenmantel hinderte mich dann auch noch an einer bequemen Sitzposition. An ein übersichtliches und umsichtiges Autofahren war genau genommen gar nicht zu denken.
Aber mein Temperaturempfinden hat sich geändert. Ich habe keine Ahnung woran es genau lag. Es war plötzlich einfach so. Ich glaube es war eine Kombination aus mehreren Dingen. Zum einen, der regelmäßige Sport an der frischen Luft. Egal zu welcher Jahreszeit oder welches Wetter und das seit Jahren. Zusätzlich kamen vor einigen Jahren mein jetziger Mann und sein Hund in mein Leben. Diese Zwei sind die besten lebenden Wärmflaschen ever. Links mein Mann und rechts ein 30 Kilo schwerer Hund mit einer Durchschnittskörpertemperatur von 39 Grad (ich will jetzt keine Diskussion eröffnen, ob Hunde ins Bett dürfen oder nicht!). Da konnte ich nach kurzer Zeit getrost auf Flanell, Angora und Daune verzichten.
Vor zwei oder drei Jahren hatten wir dann einen Höllenwinter. Bis zu minus 25 Grad in der Nacht. Ich lag zwischen meinen Beiden in kurzer Hose, T-Shirt und einer normalen Frühlingsdecke eingekuschelt. Und mir war warm. Genau genommen zu warm! Ich strampelte oft die Decke von mir und schob meine Jungs ein Stück zur Seite und jammerte nur: „Mir ist sooo heiß!“.
Wenn wir jetzt Abends auf der Couch sitzen, sieht es ungefähr so aus: ich im T-Shirt, dünner oder kurzer Hose und Barfuß. Man Mann neben mir in Longsleeve, Hoody, kuscheligen Socken und dicker Hose. Draußen stürmt und schneit es. Und dreimal dürft ihr raten, wer nun jammert und behauptet, es sei kalt und er hat kalte Füße?
© by Marita Matschiner