Jeder von uns geht anders mit seinen Erlebnissen, Enttäuschungen, Frustrationen und Erfolgen um. Besonders wenn es um geschäftliche Themen geht. Die dort entstehenden Bande zwischen Kollegen, Vorgesetzten und manchmal auch Kunden sind sehr prägend und beeinflussen unsere Stimmung. Sie entscheiden oft über unsere Einstellung, wie wir morgens zur Arbeit gehen. Ob frohlockend, träge oder völlig missmutig. Für mich sind die Kollegen ein ganz wichtiger Punkt in meinem Job. Nicht nur die, mit denen ich direkt zusammenarbeite. Auch abteilungsübergreifend. Unabhängig von der Hierarchieebene. Sogar über Städte- und Ländergrenzen hinweg. Mit diesen Menschen verbringe ich die meiste Zeit meines Tages. Sie erleben mich stundentechnisch gesehen am längsten. Von Montag bis Freitag. Fünf Tage in der Woche. Keiner in meiner Familie oder Freunde erlebt mich so intensiv wie meine Kollegen.
Daher ist es für mich sehr wichtig, mich mit diesen Menschen intensiv auszutauschen. Ein bisschen mehr von ihnen zu erfahren. Wer sie sind. Was sie so tun. Was sie beschäftigt. Und nein, ich mag nicht alle meine Kollegen. Muss ich auch nicht. Ich will ja auch nicht mit allen in den Urlaub fahren. Aber ich finde so ein bisschen über den geschäftlichen Tellerrand schauen schadet nicht. Das ist das was ich will und was für mich wichtig ist. Das bereichert meinen Arbeitsalltag. Gibt dem Geschäftlichen etwas privates – etwas persönliches.
Da ich mindestens acht Stunden am Tag im Büro bin, erlebe ich dort auch unheimlich viel. Dinge, die mich beschäftigen. Die ich auch mit nach Hause nehme. Denn einfach auf dem Heimweg an der Bürotür abgeben und am nächsten Arbeitstag wiederaufnehmen geht bei mir einfach nicht. Hallo? Immerhin verbringe ich hier mehr als ein Drittel meines Tages! Da gibt es Geschichten, die mich tief bewegen. Themen bei denen ich kotzen könnte. Dinge über die ich nachdenken muss. Oder das schallendes Gelächter über eine sensationelle Situationskomik. Einen banalen Witz. Besonders bezaubernd sind die kleinen Geschichten, die wir manchmal unverhofft und völlig ungeplant entstehen lassen. Sie starten morgens in der Kaffeerunde, ziehen sich über das Mittagessen und enden meist bei der gemeinsamen Verabschiedungszigarette. Diese Selbstläufer fangen ganz klein mit einer Bemerkung oder einer Kurzgeschichte an. Sie werden im Laufe des Tages immer größer und sind am Ende eine Knallerstory. Hier gibt jeder etwas von sich dazu und am Ende sind sie mit so unglaublich viel Witz, Leben und Herzblut versehen, dass wir in Hollywood dafür garantiert mehrere Oscars gewinnen würden. Diese Storys gehören uns allen und wir nehmen sie mit in unser Leben.
Schwierig wird es dann, wenn sich einige von den gefundenen Freunden verabschieden und sich einer neuen beruflichen Herausforderung widmen. Ich meine damit nicht nur, wenn einer geht, sondern wenn sich innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums mehrere verabschieden. Wir sind ja zu einer Familie zusammengewachsen. Haben Freud und Leid miteinander geteilt. Und das Gefühl, diese Gruppe bricht wieder ein bisschen mehr auseinander, nimmt bei jeder Kündigungsnachricht mehr zu. Menschen die mir und auch den anderen ans Herz gewachsen sind, sind plötzlich nicht mehr da. Man trifft sich vielleicht am Anfang privat. Abends auf ein Bierchen oder eine Pizza. Schreibt sich noch Mails. Telefoniert zwischendurch. Textet in der WhatsApp-Gruppe. Aber das schläft meistens langsam ein. Man kann nichts dagegen tun. Die Kollegen die gehen, nehmen immer ein Stück von mir mit. Jeder ein kleines Teil. Zusätzlich herrscht die Angst, das noch mehrere von den Vertrauten das Weite suchen. Denn wenn sich einige Kollegen entscheiden zu gehen, so scheint es mir, wirkt es für die da gebliebenen ansteckend. Das ist wie mit einer Abteilung voller Frauen. Sobald zwei oder drei schwanger werden, kann man davon ausgehen, dass innerhalb kürzester Zeit noch weitere schwanger werden. Aber die kommen ja nach ihrem Mutterschaftsurlaub wieder. Hoffentlich. Aber hier sind sie weg. Ja, ich weiß, es wird neue Kollegen geben. Und auch unter diesen werden wir viele nette Menschen finden. Menschen, die in unserem Inner-Circle aufgenommen werden. Die sich in unserer Runde hoffentlich auch wie zu Hause fühlen werden. Als ob sie eine zweite Familie gefunden haben. Aber bis dahin kann eine Menge Wasser die Isar runterfließen.
Bis dahin sehe ich es mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn ich freue ich mich für die Kollegen, die einer neuen Herausforderungen entgegenschauen. Auf neuen Aussichten. Neue Erfahrungen.
Ich wünsche Euch, liebe Ina, Jutta, Lisa, Valeria, André, Rico und G.I. Schmidt, und allen anderen die noch folgen werden, von Herzen alles Liebe! Viel Erfolg! Auf dass Ihr wieder so tolle Kollegen findet, die ihr im Laufe der Zeit als Freunde und vielleicht auch als eine kleine Familie sehen werdet. Mit denen Ihr Eure Erlebnisse, Enttäuschungen, Frustrationen und Erfolge teilen könnt. Ein Stück von mir ist mit Euch gegangen. Aber ein Teil von Euch allen bleibt bei mir. Tief in meinem Herzen. Danke das Ihr für einen kurzen oder längeren Zeitraum mein Leben derart bereichert habt.
© by Marita Matschiner