Was’n für’n Wetter?

100 Prozent Luftfeuchtigkeit

100 Prozent Luftfeuchtigkeit

Petrus kann es uns einfach nicht recht machen. Wir sind nie mit dem Wetter zufrieden. Egal wo man sich aufhält, es ist nie gut genug für uns. Entweder ist es zu heiß, zu nass, zu schwül, zu trocken oder zu kalt. Zu viel Schnee. Zu viel Wind. Zu wenig Schnee. Zu wenig Wind.

Facebook hat hier alle Arten von Gejammer, Genöle, Schimpftiraden und Motzerein am Start. Gut – manche Bilder, Comics und vor allem einige Fotomontagen sind sensationell. Viele davon sind äußerst kreativ und phantasievoll. Nichtsdestotrotz, das Wetter entspricht niemals unseren Wünschen oder unseren Vorstellungen.

Im Sommer 2015 war DAS am meist gespielte Lied im Radio (öffentlich bayrischer Radiosender) „36 Grad – und es wird immer heißer…“. Dieses Jahr hört man eher „Wann wirds mal wieder richtig Sommer…“. Gibt es eigentlich auch solche Lieder für Herbst oder Winter (Umfrage ist hiermit gestartet!)?

Und ja, der Sommer 2015 war wirklich unglaublich! Über zwei Monate hatten wir durchgehend stabile warmesehr warmeTemperaturen. Durchschnittlich über 30 Grad, und das am Stück. Viele in unserem Umfeld inklusiver meiner einer beschlossen: wegfahren braucht man gar nicht. Ist doch superschön hier. Kein teurer Auslandsurlaub. Geld gespart. Und selbst nach einem superstressigen Arbeitstag konnte man sich schön auf der Terrasse, Balkon, im Park und sämtlichen frei zugänglichen Gewässern erholen. Ich war noch in keinem Sommer so erholt wie nach diesen zwei Monaten. Bis abends um 23:00 Uhr konnte man gepflegt draußen sitzen. Gerne auch mal länger. Den Glühwürmchen beim Rumschwirren zuschauen und rufen: da ist eins. Uiii – noch eins. Vielleicht ein kleines Lagerfeuer oder den Grill noch einmal angeschmissen. Die Füße noch einmal in den Pool gehalten. So 100% erfrischend war es nicht. Außer man hat spätestens jeden zweiten Tag das Wasser erneuert.

Den Partyzimmerkühlschrank haben wir praktischerweise gleich auf die Terrasse gestellt. Dieser war mit kühlen Getränken gefüllt. Im Eisfach steckte eine große Tüte Eiswürfel, die sich von Tag zu Tag leerte. Auch für den Hund gab es ein Fach. Sein Hunde-EisRindermarkknochen eingefroren. Und wenn es besonders heiß war, bekam er eines davon. Die beste Abkühlung ist einfach die von innen. Für Mensch und Tier.

Früher oder später passierte es aber dann doch – Beschwerden der ganz besonderen Art. Genau genommen auf superhohem Niveau. „Es ist sooo heiß!“ „Sooooo warm!“ „Die Natur braucht doch mal eine Abkühlung.“ „Wann regnet es wieder? Unsere Regenwassertonne ist leer!“

Mein Gott. Ja, ich bin auch sehr impulsiv. Ich kann mich auch wunderbar in Dinge reinsteigern und auch bei dem kleinsten Impuls sofort wieder an dieses „Ich bin auf 180“-Gefühl anknüpfen. Vor ein paar Jahren war ich wieder an so einem Punkt. Mein Mann hatte zwei einfache Sätze für seine völlig abhebende Frau „Du kannst es nicht ändern! Es ist nun mal so.“. Auch wenn ich im ersten Moment dachte, ich höre nicht recht. Ich war kurz davor, in die nächste Schimpftirade zu rutschen. Und in dieser wäre er das Opfer gewesen. Ich hielt kurz inne und schaffte es, seine Worte auch bei mir ankommen zu lassen. Ja, er hatte Recht. Genau so ist es!

Daher möchte ich diese Sätze gerne ins Internet und damit auch an dich weiter reichen. Wir können das Wetter nicht ändern. Das sind Fakten. Und wir haben keine Möglichkeit diese Rahmenbedingungen zu ändern. Devise heißt: hinnehmen. Genießen. Oder es sein lassen und Flieger buchen!

Petrus, ich verstehe Dich diesen Sommer 2016: zwei Tage über 30 Grad und Hochsommer. Dann wieder vier Tage unter 20, manchmal sogar unter 15 Grad. Kombiniert mit Regen und Unwetterwarnungen. Warum sollte Petrus sich auch Mühe geben? Er kann es uns ja doch nicht Recht machen. Daher eine gesunde Mischung von allem. Macht Sinn.

 

Und wenn wieder jemand in meinem Umfeld bitterböse über das Wetter jammert, fällt mir immer Matthias Schweighöfer in der Rolle des Paparazzo Moritz in „Kein Ohr Hasen“ ein. Dort brüllt er ins Telefon Was’n für ’n Wetter?, und ich muss lachen. Jedes Mal. Immer. Jetzt kann ich das Wetter und das Gejammer ganz leicht nehmen. Danke an meinen Mann, der mich mit zwei Sätzen vor mindestens einem Magengeschwür bewahrt hat, und an Matthias, für die wunderbar umgesetzten zwölf Sekunden!

© by Marita Matschiner

The Mall

Shppingerfolg

Shoppingerfolg

2015. Hammer Frühling. Hammer Sommer. Und ein Hammer September. Denn im September sind wir auf eine Hochzeit in der Toskana eingeladen. Donnerstag bis Sonntag. Das pure italienische Luxusleben auf einem alten Weingut. Mitten in der Pampa, ca. 30 km von Florenz entfernt. Übernachtung mit Frühstück, Pool und circa fünf unterschiedliche Schattensitzbereiche auf einem riesigen Grundstück. Was auch wirklich bei einer Personenzahl von circa 40 Hochzeitsgästen inklusive Kinder Sinn macht. So haben die Gäste viele Möglichkeiten, sich in mehr oder weniger zufälligen Gruppen zusammen zurotten. Bei Bier, italienischem Wein und natürlich alkoholfreien Getränken wurde das „Dolce Vita“ ausgiebig gefeiert.

 

Was macht man sonst noch auf einem schönen Landsitz in der Toskana vor den Toren Florenz, außer sich entspannen, gute Gespräche führen, Pasta essen, Vino trinken und Olivenöl testen? Genau. Man geht shoppen. Unzählige Shoppingmalls und Outlets sind ja mehr oder weniger vor der Tür. Freitag war der „freie“ Tag. Direkt nach dem Frühstück sprang die Mehrheit der Frauen auf, griffen ihre Handtaschen, zogen den Lippenstift nach und los ging es. Die unterschiedlichsten Gruppen fuhren zu unterschiedlichen Zeiten in die unterschiedlichen Malls. Für mich besonders nett: eine Gruppe bestand aus der Braut, ihrer Mutter, ihrer Schwiegermama und der Trauzeugin. Ich schloss mich einer dreiköpfigen Gruppe von Schwulen an. Einem Designer fortgeschrittenen Alters aus Salzburg, seinem in einem Blümchenanzug gekleideten Freund und Xaver, mein Lieblingsfriseur. Wir quetschen uns zu viert in einen MINI Cooper Clubman. Gott sei Dank war es dieses Model. Denn ohne Clubman wäre das mit dem Stauraum für die Einkaufstüten am Ende echt schwierig geworden.

 

Da fuhren wir also über die Serpentinen in Richtung Florenz. Die Aussicht auf den einen oder anderen Superschnapper wurde gepusht durch laute Partymusik. Ich hätte nie gedacht, dass vier kreative und musische Menschen so lautstark und vor allem so fürchterlich singen können.
Die Musikpausen wurden mit lautstarken Diskussionen gefüllt, in welchem Store man nun unbedingt erfolgreich sein will – nein, sein MUSS. Und welches neue Designerteilchen man gedenkt in einer entsprechenden Designertüte, zu einem immer noch heftigen Designerpreis, zurück zum Rustiko zu bringen. Als dann Madonna auch noch ihr „Vogue“ im Radio performte, erschien das Ortsschild „Leccio Reggello Florenz“. Ein lautes Gekreische in unterschiedlichen Höhen und Tiefen erfüllte den MINI: „The Mall – DA IST SIE!“.
Der Fahrer konzentrierte sich bereits auf die Parkplatzsuche. Denn wir würden bestimmt nicht die ersten und auch nicht die einzigen Shoppingwütigen sein. Er blieb überraschend ruhig und konzentriert, während die hektischen Rufe „Rechts ist was frei – nein, links auch“, „Hier aber! Nun park doch endlich!“ direkt in sein Ohr gepresst wurden. Er blieb seelenruhig und parkte endlich rückwärts in den letzten Schattenparkplatz ein. Ich habe mich schon ewig nicht mehr so schnell aus einem Auto gepellt. Es kam regelrecht Stress auf. Eigentlich bin ich nur mitgefahren, um eine zeitlose, schwarze Handtasche zu erwerben. Ich kann aber auch ohne leben. Aber irgendwie, ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte, bin ich angesteckt von der Hektik, dem Shoppingrausch, der Jagd nach einem Superschnapper.

 

Auf dem Weg zum Eingang trafen wir noch ein weiteres Pärchen der Hochzeitsgäste. Dieses anfänglich ruhige und entspannte Paar zeigte sich als eine enorme Bereicherung beim Ausleben des Shoppingwahns.

 

Zuerst auf zu Gucci. Liegt quasi auf dem Weg. „Wow, die Schuhe!“ „Ich mag die Grünen!“ „DIE sind aber auch total ausgeflippt!“ Dann zu den Schals. Ach, so einen Schal, dachte ich mir, wär ja auch schön. „Oh, der wär toll!“, sagte jemand rechts von mir und hielt sich so ein Kaschmirteil um den Hals. „Oder doch besser der hier?“. Der erste wurde ruckartig von einem neuen abgelöst. Vor lauter Farben, Muster und Testträgern schrak ich zurück. Diese ganze Wühlerei und das Gezerre. Ich bekam wirklich Angst. Und entschied mich, das es geht auch ohne Schal. Ich ging als einzige ohne Designerpapiertäschchen aus dem Laden.
Nun folgte Prada. Hier ist eindeutig eine Steigerung der Shoppingstimmung auszumachen. Um das zu erkennen, benötigt man noch nicht einmal ein minimales Feingefühl. Denn hier ging es richtig ab. Das Ganze hatte eher einen leicht aggressiven Charakter. Frauen prügelten sich fast um Handtaschen. Und jetzt mal ehrlich: es sind Handtaschen! Deren Job ist es, die Frauenutensilien in möglichst schicker und adretter Form zu transportieren. Gut, der Geruch von dem Leder ist sensationell – aber den bekomme ich doch auch woanders. Der Schnitt ist simpel und die Auswahl beschränkt sich auf ein paar kräftige, momentan sehr aktuelle Farben. OK, das goldene Logo ist schon sehr edel und nobel. Aber deswegen in panische Grapschsucht und Aggression zu verfallen? Nein, danke! Das ist es mir nicht wert.
Ich trenne mich von der Gruppe und hake mich bei meinem schwulen Lieblingsfriseur ein. Wir schlendern zu zweit entspannt in ein paar andere Läden. Allerdings ist dieses „Hilfe, morgen gibt es keine Designersachen mehr zu kaufen!“ – Phänomen, tatsächlich überall zu sehen und auch zu spüren. Da stellen sich mich fast die Nackenhärchen auf. Unfassbar!

 

Ein besonders interessantes Phänomen gab es jedoch zu beobachten. Sobald das erste Designerteilchen in einer Designertasche zu einem Designerpreis an der Hand hängt, ist die Hemmschwelle überschritten. Das Ziel: „Die Kreditkarte muss zum Glühen gebracht werden!“  Man kann getrost davon ausgehen, dass sich dort noch mindestens ein, zwei oder drei weitere Designertütchen dazugesellen werden. Am Ende reihe mich in dieses vergnügliche Vorgehen dann doch ein. Und ich hatte an diesem Nachmittag so viel Glückseeligkeit und Zufriedenheit in mir, dass ich nur noch lächelnd durch die Gegend lief und einfach nur noch frohlockend mit anderen Menschen in purer positiver Lebensfreude kommuniziert habe.

Und wen es interessiert: der von Designertüten überfüllte Kofferraum konnte gerade noch so geschlossen werden. Und ich war nicht ganz unbeteiligt. Denn drei von den Designertütchen konnte ich mein Eigen nennen. Der Inhalt meiner drei Tütchen: lebenswichtige Utensilien, die hart erkämpft waren. Eine Handtasche (nicht Prada), ein paar Pumps und natürlich ein Schal. Was sonst? 🙂

 © by Marita Matschiner

Zauberhände

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Zauberhände – Danke an mein Patenkind

Für mich sind Hände unheimlich aussagekräftig und jede Hand ist von Person zu Person unterschiedlich. Da ist zum Beispiel die Handform, klein, schlank und zart oder auch breit und großflächig, die manchmal aussehen wie Klohdeckel. Auch die Finger und die Nagelform – unabhängig wie sie geschnitten oder gefeilt sind. Mal ganz von faltig oder glatt abgesehen. Ich gehöre eher zu den Menschen mit schlanken aber faltigen Händen. Dafür hat mich der liebe Herrgott jedoch mit einer schönen und guten Nagel- und Fingerform gesegnet. Meine Meinung. Und das gleicht meine Falten eindeutig aus.

Letztens fragte mich kleines Mädchen, warum ich so faltige Hände habe. Was schlagartig zur Gesichtsfarbenveränderung der Mutter führte. Ist aber gar nicht notwendig – da hat man nun wirklich keinen Einfluss drauf. Egal wie viel man cremt, einmassiert und ob die Pflegeprodukte super günstig oder in der oberen Preisklasse angesiedelt sind. Wenn die Hände einmal faltig sind, sind sie eben faltig. Punktum. Ist einfach so.

Allerdings hat man auf die Nägel und deren Form einen immensen Einfluss. Manche weiblichen Lebewesen gehen völlig eitel durch die Weltgeschichte. In den teuersten und/oder hippsten Klamotten, ergänzt mit dekorierenden Accessoires. Schaut man dann – bewundernd oder auch manchmal neidisch – genauer hin, landet man bei einem kräftigen „AUTSCH!“.
Nagel abgebrochen (gut, kann ja unterwegs mal passieren). Unförmig und abgebissen – Nagelhaut abstehend und wund! Ganz übel! Ein absolutes no go: ein abblätternder Nagellack mit dreckigen Fingernägeln. Ich glaube, diese Ladies haben seit Wochen keinen Blick mehr auf ihre Hände, geschweige denn auf ihre Nägel riskiert. Naja, konzentrieren sich ja offensichtlich auf alles andere. Da bleibt einfach keine Zeit mehr für das Aushängeschild eines jeden Menschen: die Hände.

Da verbringen diese Damen Stunden in einer Drogie oder Parfümerie um DIE richtige Farbe zu finden. In jeder Instyle und Glamour wird ausdrücklich darauf hingewiesen: „Must-Have der Saison!“ – unabhängig ob die Farbe zum Hautton oder Typen passt. Auch völlig egal, ob man in seinem Kleiderschrank etwas Passendes dazu hat. Egal. In der Zeitung und im Internet steht, diese Farbe muss hier und jetzt sein. Außerdem tragen alle Freundinnen und abgebildete VIPs ihn – ich jetzt auch. So!
Dann geht man stolz und mit einer riesigen Vorfreude nach Hause, in der Hoffnung, jetzt auch total hip und up-to-date zu sein. Man setzt sich gleich an den Tisch und fängt genüsslich an zu pinseln. Und das Ergebnis ist, im besten Fall, auch sogar ganz klasse. Farbe deckt gut ab. Keine Schlieren, keine Streifen. Und man betet, dass er richtig durchgetrocknet ist, wenn man plötzlich feststellt: der natürliche Drang der Flüssigkeitsentsorgung des Körpers ruft. Und das auch noch sehr laut.

Wenn man lange genug mit dem Trocknen der Farbe gewartet hat, geht es in der Regel auch gut aus. Fatalerweise hat man das meistens aber nur angenommen. Denn man traut sich ja auch nicht wirklich richtig zu testen, ob der Lack schon trocken ist. Oder man besser doch noch 2,5 Minuten gewartet hätte. Egal, die Blase drückt. Gut, sie hat vorher auch schon gedrückt. Aber da war der Drang der Glamor – Zugehörigkeit einfach größer und alles andere wurde geflissentlich mit dem Gedanken „wird schon gut gehen“ weggeschoben. Aber spätestens beim Öffnen des Hosenknopfes ist es dann auch schon passiert. Ein Teilabdruck des Knopfes hat sich auf dem Zeigefinger in (fast) alle Ewigkeit, in den fast trockenen Lack gedrückt. Und an der anderen Hand fehlt ein Stück der Farbe am Daumen! Nicht viel. Keinem würde es wirklich auffallen, wenn er auf die Hände schaut. Aber man selber weiß es eben. So ein Scheiß. Wenn man Glück hat, kann man nun wenigstens die Erleichterung genießen. Aber leider fluchen wir dann so laut und heftig, dass selbst Aloisius rot werden würde.

Also noch einmal von vorne. Die große Herausforderung besteht nun darin, nur die beschädigten Nägel vom Lack zu befreien. Und hierzu sei kurz bemerkt: über die Kreativität der Ausbesserungsaktion könnte ein findiger Sozialforscher eine Studie schreiben. Hier wird Frau richtig erfinderisch! Vom Wattestäbchen, was echt eine Sisyphusarbeit ist, über Gummihandschuh überstreifen und Gefahr laufen damit weitere Nägel zu ruinieren, bis hin zu einer unheimlichen Fingerfertigkeit. Denn es dürfen ja nur die geeigneten Flächen der Finger benutzt werden, um ans Ziel zu kommen. Und das Ziel heißt zum Beispiel: nur den rechten Zeigefinger und den linken Daumen vom Lack zu befreien! Die anderen acht Nägel müssen völlig unberührt bleiben und dürfen noch nicht einmal in die Nähe von dem mit Aceton durchtränkten Wattebäuschchen kommen. Aber jetzt mal unter uns: auf alle Fälle wäre  die „Tabula rasa“-Taktik zeitsparender. Auf ein Neues und alle zehn Nägel noch einmal neu. Aber nein. Natürlich nicht. Hallo, wir sind Frauen und suchen einfach nach Herausforderungen. Auch wenn eigentlich gar keine vorhanden sind, geschweige denn notwendig.  Nachdem man sich also beinahe die Finger ausgerenkt hat, sollte man den Rest Aceton auch von den betroffenen Fingern befreien. Daher kurz unter Wasser, Seife, abspülen, Handtuch, Danke. Und wieder zurück zum Tisch, auf dem alles notwendige brav aufgereiht ist: Unterlack, Farblack, Überlack. Puhhh. Also wieder von vorne. Vorteil: man braucht es ja nur bei zwei Nägeln zu tun – nicht bei allen zehn, spart Zeit.

Ist allerdings auch nur die halbe Wahrheit. Denn die Trockenzeit zwischen den einzelnen Schichten ist hier nicht mit einkalkuliert. Erst den Unterlack. Fünf Minuten warten. In der Zwischenzeit könnte man tatsächlich die restlichen Nägel lackieren. Und wenn man beim Zehten angekommen ist, kann man mit der zweiten Schicht wieder bei ersten Nagel anfangen. Aber nein. Wir machen es ja kompliziert. Egal. Nur zwei Nägel. Jetzt sitzt die Künstlerin am Tisch – wedelt mit den Händen, in der Hoffnung, so trocknet der Lack schneller und gleich geht es weiter. Dann Farblack, bitte. Bei schlechter Deckung, fünf Minuten später, noch einmal Farblack. Die Zweite. Und nun der letzte, aber wichtigste Schritt: die Veredelung. Damit auch wirklich ein perfektes Ergebnis erzielt wird, muss man mindestens zehn Minuten warten. Der Job der Abschlussschicht ist es, die vorherigen drei Schichten zum Glänzen zu bringen (was sie ja eh schon tun). Glätten und füllen, und last-but-not-least, die Haltbarkeit erhöhen. Was auch super funktioniert. Nur eben nicht drei Wochen am Stück!

Egal welche Handform, Größe oder Straffheit der Haut – ein echter positiver Hingucker werden Hände erst durch gepflegte Nägel. Egal welche Farbe diese abbekommen. Klarlack, schrill und kunterbunt – gerne auch völlig natürlich ohne künstliche Nachhilfe. Ein gewisses Zeitkontingent sollte man in der Pflege einplanen, wenn es einem wichtig ist. Und nicht davon ausgehen, dass das perfekte Bild trotz Haushalts- und Gartenarbeiten, Reifenwechseln, Knabberattacken usw. für die nächsten drei Wochen anhält. Und falls völlig „überraschend“ doch nicht, annehmen, dass es eh keiner sieht. Denn mein Look und meine tollen Klamotten lenken ja eh davon ab.

© by Marita Matschiner