
Spieglein, Spieglein an der Wand – Danke für die Barbie-Leihgabe von Maya K.!
Wieder so ein Morgen. Täglich grüßt das Murmeltier. Bereits bei dem ersten Kaffee denkt man schon darüber nach, in welche Klamotte man nach der erfrischenden Dusche springt, um für den anstehenden Tag gerüstet zu sein. Mal von folgenden Fragen abgesehen: Wie fühle ich mich heute? Welche Aussage möchte ich heute mit meinem Auftritt von mir geben? Stehen Termine an und was ist hierfür nicht overdone oder underdressed?“ Mein Outfit entscheidet über die Qualität meines Tages! Ich glaube diese Fragen werden bewusst von den Medien verbreitet, um einen an den Haaren herbeigezogenen Grund zu finden, warum die Frau so ewig Zeit vor dem Kleiderschrank verbringt. Und das sogar fast jeden Morgen. OK, die Frage bzgl. Termin und overdone oder underdressed ist völlig berechtigt. Aber der Rest? Ich bezweifle das.
Mir geht es oft so, dass ich genau weiß, und zwar ganz genau, was ich anziehen möchte. Ich habe es schon fix und fertig vor dem geistigen Auge. Sogar mit sämtlichen Accessoires wie Schal, Gürtel, Uhr und natürlich der entsprechende Jacke. Selbstredend, die passende Handtasche dazu. Die Schuhe sowieso – keine Frage! Denn in der Regel starte ich mit den Schuhen. Ich weiß welche Schuhe ich anziehen möchte. Heute sind es die schwarzen, glattledernen Peter-Kaiser-Pumps. Die mit der extremen Spitze vorne und dem Möchtegern-Absatz von vier cm. Eigentlich nichts Halbes und nichts Ganzes (der Absatz ist gemeint). Aber genau darum perfekt! Der Absatz verleiht der Nummer etwas frauliches, aber bequem und umgänglich auf Parkett im Atrium meines Arbeitgebers. Diese Schuhe sind zudem relativ leise. Ich hasse es, wenn man schon aus 5 km Entfernung hört, dass da eine Frau durch die Hallen stackselt. Dieses Klacker-Klacker-Klacker. Fürchterlich.
Die Spitze verleiht dem Schuh die gewisse Coolness. Ich liebe coole Schuhe! Schuhe in denen Du mit einer Bierflasche oder einem Glas Wein in der Hand stundenlang in der Ecke im Club oder abends auf einem Firmenevent abhängen kannst. Oder im Restaurant auf Deinen Tisch warten. Du fühlst dich nie einsam, verlassen oder unsicher. Mit diesen Schuhen – keine Frage – geht alles.
Zusammenfassung. Farbe, Absatz und Form. Darauf kommt es an. Klingt komisch, ist aber so. Und daraufhin stimme ich dann meine restlichen Klamotten ab.
Also raus aus der Dusche. Frisch mit der wohlriechenden Körperlotion verwöhnt, marschiere ich zum Kleiderschrank. Ich greife völlig sicher zu den bereits auserkorenen Teilen. Husch, ich bin angezogen. Ein Blick in den Spiegel. Und: brech, würg! Geht ja gar nicht!!! Wie geht das denn? Letzte Woche war das doch perfekt?! Ich fühlte mich doch selbstsicher, modern und attraktiv. Warum ist es heute nur so anders?
Doof jetzt. Aber das geht so gar nicht. Hmmm? Kurz überlegen. Gegenmaßnahme einleiten. Ein anderer Schal vielleicht? Neee, wird nicht besser. Vielleicht andere Hose? Nicht die schmale, dunkelblaue mit den hellblauen Nähten, die ein wenig locker am Hintern sitzt. Nein. Vielleicht ist die dunkelblaue mit den orangenen Nähten, die Figur betont ist und bis zum Knöchel geht. Vielleicht doch besser? Ah! Die passt besser zu den Pumps. Und diese Pumps müssen heute sein. Die sind gesetzt! Keine Diskussion…
Ein zögerlicher Blick in den Spiegel. Naja. Ein einfaches „Naja“ schießt mir durch den Kopf. Also doch nicht. Mal kurz überlegen. Ach, ich hätte vielleicht doch die Hose letzte Woche kaufen sollen. Genau. Das wäre jetzt die Lösung. Tja, aber ist nicht. Und die Zeit läuft.
Was mach ich denn jetzt? Andere Bluse? Vielleicht einfach eine klassische weiße Bluse? Schnell aus der vorherigen raus. Shit! Ich habe ja noch den schwarzen BH an. Also schnell ab ins Bad. BH austauschen – von schwarz in weiß. Schnell die weiße Bluse an. Zuknöpfen. Knopf eins, Knopf zwei, … Her mit dem Ganzkörperspiegel, der die ganze Wahrheit kennt.
Spieglein, Spieglein an der Wand. Ich höre kurz in mich hinein. Die Antwort lässt auf sich warten. Mann, jetzt komm schon! Stressiger Blick auf die Uhr. Jetzt sag schon! Ist es das Richtige für mich? Ich lausche. Voilá! Das ist es! Simple Lösung. Klassische Teile. Ein klares „Ja!“. Totaler Wohlfühlmoment.
Noch schnell ein spritzerchen Parfum und zur Abrundung noch Lipgloss auf die Lippen. Ich muss los. Während ich zur Tür gehe, wird mir bewusst: die Medien haben wohl doch Recht.
Ja, meine heutige Stimmung passt zu meinem gewählten Outfit! Ich gerüstet, selbstsicher, attraktiv und entscheidungsfreudig. Und für das Meeting passt das Outfit perfekt. Das wird ein guter Tag!
© by Marita Matschiner

Allzweckwaffe versus Daunenallerlei
Gottseidank geht es jetzt endlich auf den Frühling zu! Endlich ohne dicke Jacken das Haus verlassen. Als ich noch unter einen Meter groß war, nannte meine Mama sie Übergangsjacke. Genau genommen, sagt sie das auch heute noch. Und auch heute frage ich mich jedes Mal, was genau sie damit meint. Selbst Radiomoderatoren auf einem öffentlichen bayrischen Radiosender stellen diesen Begriff jeden Frühling und Herbst aufs neue infrage.
Seit ich allerdings meine Top-Modelgrösse von stattlichen 1,62 m erreicht habe, habe ich eine eigene Definition für diesen Begriff: eine sportliche leichte Jacke ohne dickes Futter. Zum Beispiel eine leichte Leder- oder eine Wachsjacke. Ich zähle auch einen kurzen Trenchcoat, oder auch umgangssprachlich Regenmantel genannt, zu dieser Kategorie.
Vor circa zwei Jahren hat sich in dieser Liste ein neues Produkt als Standard eingereiht und dominiert seitdem die Fashionwelt – die super dünne Daunenjacke. Bei uns im Büro auch gerne als „Sales-Daunenjacke“ getauft, macht sie große Karriere und erfährt immer mehr Beliebtheit. Denn diese Jacke ist ein Phänomen. Die Verkaufszahlen müssen in den Himmel geschossen sein. Unabhängig ob es draußen plus 40 Grad oder minus 20 Grad hat, diese Jacke findet man immer häufiger in Schaufenstern, Laufstege und Kleiderständer wieder. Und jedes Mode-Label hat sie im Programm. In unterschiedlichsten Farben, Schnitten und Qualitäten.
Früher gab es zum ersten Montag im Januar den Winterschlussverkauf (WSV) – Wintersachen zum Super-Sonder-Reduzierten-Verkaufspreis. Und alles, was in zwei bis drei Wochen nicht die Verkaufsräume auf offiziellem Wege verlassen hat, wurde um weitere „unglaubliche 75%!!!“ angepriesen. Und was dann immer noch auf einem einsamen Wühltisch, mit ein paar anderen merkwürdig eingefärbten oder völlig unförmigen Teilen lag, wurde nun endgültig aus den Verkaufsräumen entfernt. Was passiert eigentlich mit solchen Teilen, die trotz Super-Sensationeller-Unglaublicher-Rabatt-Aktionen keine neuen Besitzer finden? Landen sie in der Verbrennungsanlage? In der Kleiderspende? Oder ordentlich in einem Container verstaut, der auf dem Weg in die Dritte Welt per Schiff unterwegs ist? Genauso wie wir es mit unseren abgefahrenen und unerwünschten Autos in Richtung Polen oder Ukraine auch handhaben?
Heute bin ich über den „Ich-nehme-an“ – Teil hinaus. Heute habe ich eine ziemlich gute Vorstellung von dem, was mit den nicht gewünschten und nicht tragbaren Produkten passiert. Diese Produkte landen im den „Ingolstadt Village“ und Metzingen und so weiter. Dort warten diese einzigartigen Produkte auf neue willige Besitzer. Diese glauben, sie haben einen Superschnapper gemacht und ein sensationell, einmaliges, superwertvolles Edeldesignerteilchen ergattert.
Aber kommen wir wieder zu den Sales-Daunenjacken zurück. Diese Jacken haben ihren Spitznamen daher, da offensichtlich alle unsere Vertriebsmitarbeiter eine möglichst anständige „Außer-Haus-Jacken“Alternative zum schweren, unbequemen Mantel suchten, der auch noch unnötigerweise den Anzug zer- oder eindrückt. Und innerhalb von ein paar Wochen rannte fast jeder mit so einer sackoähnlichen Daunenjacke durch die Räumlichkeiten. Nach jedem Wochenende wurden es mehr (Samstag ist ja Bummel-Alarm). Ich wiederhole mich ungerne, aber diese Jacke ist ein echtes Phänomen. Egal welche Temperatur, egal welche Jahreszeit. Jeder kann sie tragen. Jeder trägt sie auch. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Selbst über dem Abendkleid wurde sie schon gesichtet. Und diese Jacke ist in der gesamten Farbpalette erhältlich. Egal ob konservativ in Marine, Schwarz, Weiß oder progressiv Neon, Pastell. Sie ist auch als Wendejacke erhältlich und daher beidseitig tragbar. Es gibt Hersteller die vor nichts zurückschrecken. Ich habe so eine Jacke schon im Sakkoschnitt mit bunten, riesigen Blümchenmuster erspäht, und konnte es kaum glauben.
Kleine Randbemerkung: manche dieser Jacken sind nur mit billigen Kunststoff gefüllt. Einfach hinein mit billigen Resten. Hinein in die einzelnen Steppbereiche stopfen und gut ists. Und dann möglichst viele Euro auf das Preisschild schreiben. Ohne teure hochwertige Daune. Oder gar ohne Eider-Daune (die teuerste und hochwertigste, für die kein Tier stirbt), die bei manchen Modellen den hochwertigen Preis rechtfertigt.
Kommen wir zurück zur Übergangsjacke. Manche wählen eine Daunenjacke für das ganze Jahr. Ich habe vor drei Jahren meine Übergangsjacke gefunden. Genau mein Schnitt. Genau meine Form. Der traditionelle Parker. Und ich liebe ihn! Besonders da ich nie einen hatte und mir vor drei Jahren meinen Ersten gegönnt habe. Tatsächlich. Nicht einmal als Kind hatte ich einen Parker. Da muss ich erst 40+ werden, um in den Genuss zu kommen. Denn ich liebe ihn wirklich. Und zu jeder frühlingshaften oder auch herbstlichen Jahreszeit lächle ich in mich hinein und fühle mich einfach sauwohl wenn ich das Haus verlasse. Denn meine Daunenjacken, die mit hochwertigen Daunen gefüllt sind, bleiben alle im Schrank bis zum nächsten Winter. Und ich trage voller Zufriedenheit meine einzig wahre Übergangsjacke – meinen olivgrünen Parker!
© by Marita Matschiner

Shoppingerfolg
Ein besonders interessantes Phänomen gab es jedoch zu beobachten. Sobald das erste Designerteilchen in einer Designertasche zu einem Designerpreis an der Hand hängt, ist die Hemmschwelle überschritten. Das Ziel: „Die Kreditkarte muss zum Glühen gebracht werden!“ Man kann getrost davon ausgehen, dass sich dort noch mindestens ein, zwei oder drei weitere Designertütchen dazugesellen werden. Am Ende reihe mich in dieses vergnügliche Vorgehen dann doch ein. Und ich hatte an diesem Nachmittag so viel Glückseeligkeit und Zufriedenheit in mir, dass ich nur noch lächelnd durch die Gegend lief und einfach nur noch frohlockend mit anderen Menschen in purer positiver Lebensfreude kommuniziert habe.
Und wen es interessiert: der von Designertüten überfüllte Kofferraum konnte gerade noch so geschlossen werden. Und ich war nicht ganz unbeteiligt. Denn drei von den Designertütchen konnte ich mein Eigen nennen. Der Inhalt meiner drei Tütchen: lebenswichtige Utensilien, die hart erkämpft waren. Eine Handtasche (nicht Prada), ein paar Pumps und natürlich ein Schal. Was sonst? 🙂

Zauberhände – Danke an mein Patenkind
Für mich sind Hände unheimlich aussagekräftig und jede Hand ist von Person zu Person unterschiedlich. Da ist zum Beispiel die Handform, klein, schlank und zart oder auch breit und großflächig, die manchmal aussehen wie Klohdeckel. Auch die Finger und die Nagelform – unabhängig wie sie geschnitten oder gefeilt sind. Mal ganz von faltig oder glatt abgesehen. Ich gehöre eher zu den Menschen mit schlanken aber faltigen Händen. Dafür hat mich der liebe Herrgott jedoch mit einer schönen und guten Nagel- und Fingerform gesegnet. Meine Meinung. Und das gleicht meine Falten eindeutig aus.
Letztens fragte mich kleines Mädchen, warum ich so faltige Hände habe. Was schlagartig zur Gesichtsfarbenveränderung der Mutter führte. Ist aber gar nicht notwendig – da hat man nun wirklich keinen Einfluss drauf. Egal wie viel man cremt, einmassiert und ob die Pflegeprodukte super günstig oder in der oberen Preisklasse angesiedelt sind. Wenn die Hände einmal faltig sind, sind sie eben faltig. Punktum. Ist einfach so.
Allerdings hat man auf die Nägel und deren Form einen immensen Einfluss. Manche weiblichen Lebewesen gehen völlig eitel durch die Weltgeschichte. In den teuersten und/oder hippsten Klamotten, ergänzt mit dekorierenden Accessoires. Schaut man dann – bewundernd oder auch manchmal neidisch – genauer hin, landet man bei einem kräftigen „AUTSCH!“.
Nagel abgebrochen (gut, kann ja unterwegs mal passieren). Unförmig und abgebissen – Nagelhaut abstehend und wund! Ganz übel! Ein absolutes no go: ein abblätternder Nagellack mit dreckigen Fingernägeln. Ich glaube, diese Ladies haben seit Wochen keinen Blick mehr auf ihre Hände, geschweige denn auf ihre Nägel riskiert. Naja, konzentrieren sich ja offensichtlich auf alles andere. Da bleibt einfach keine Zeit mehr für das Aushängeschild eines jeden Menschen: die Hände.
Da verbringen diese Damen Stunden in einer Drogie oder Parfümerie um DIE richtige Farbe zu finden. In jeder Instyle und Glamour wird ausdrücklich darauf hingewiesen: „Must-Have der Saison!“ – unabhängig ob die Farbe zum Hautton oder Typen passt. Auch völlig egal, ob man in seinem Kleiderschrank etwas Passendes dazu hat. Egal. In der Zeitung und im Internet steht, diese Farbe muss hier und jetzt sein. Außerdem tragen alle Freundinnen und abgebildete VIPs ihn – ich jetzt auch. So!
Dann geht man stolz und mit einer riesigen Vorfreude nach Hause, in der Hoffnung, jetzt auch total hip und up-to-date zu sein. Man setzt sich gleich an den Tisch und fängt genüsslich an zu pinseln. Und das Ergebnis ist, im besten Fall, auch sogar ganz klasse. Farbe deckt gut ab. Keine Schlieren, keine Streifen. Und man betet, dass er richtig durchgetrocknet ist, wenn man plötzlich feststellt: der natürliche Drang der Flüssigkeitsentsorgung des Körpers ruft. Und das auch noch sehr laut.
Wenn man lange genug mit dem Trocknen der Farbe gewartet hat, geht es in der Regel auch gut aus. Fatalerweise hat man das meistens aber nur angenommen. Denn man traut sich ja auch nicht wirklich richtig zu testen, ob der Lack schon trocken ist. Oder man besser doch noch 2,5 Minuten gewartet hätte. Egal, die Blase drückt. Gut, sie hat vorher auch schon gedrückt. Aber da war der Drang der Glamor – Zugehörigkeit einfach größer und alles andere wurde geflissentlich mit dem Gedanken „wird schon gut gehen“ weggeschoben. Aber spätestens beim Öffnen des Hosenknopfes ist es dann auch schon passiert. Ein Teilabdruck des Knopfes hat sich auf dem Zeigefinger in (fast) alle Ewigkeit, in den fast trockenen Lack gedrückt. Und an der anderen Hand fehlt ein Stück der Farbe am Daumen! Nicht viel. Keinem würde es wirklich auffallen, wenn er auf die Hände schaut. Aber man selber weiß es eben. So ein Scheiß. Wenn man Glück hat, kann man nun wenigstens die Erleichterung genießen. Aber leider fluchen wir dann so laut und heftig, dass selbst Aloisius rot werden würde.
Also noch einmal von vorne. Die große Herausforderung besteht nun darin, nur die beschädigten Nägel vom Lack zu befreien. Und hierzu sei kurz bemerkt: über die Kreativität der Ausbesserungsaktion könnte ein findiger Sozialforscher eine Studie schreiben. Hier wird Frau richtig erfinderisch! Vom Wattestäbchen, was echt eine Sisyphusarbeit ist, über Gummihandschuh überstreifen und Gefahr laufen damit weitere Nägel zu ruinieren, bis hin zu einer unheimlichen Fingerfertigkeit. Denn es dürfen ja nur die geeigneten Flächen der Finger benutzt werden, um ans Ziel zu kommen. Und das Ziel heißt zum Beispiel: nur den rechten Zeigefinger und den linken Daumen vom Lack zu befreien! Die anderen acht Nägel müssen völlig unberührt bleiben und dürfen noch nicht einmal in die Nähe von dem mit Aceton durchtränkten Wattebäuschchen kommen. Aber jetzt mal unter uns: auf alle Fälle wäre die „Tabula rasa“-Taktik zeitsparender. Auf ein Neues und alle zehn Nägel noch einmal neu. Aber nein. Natürlich nicht. Hallo, wir sind Frauen und suchen einfach nach Herausforderungen. Auch wenn eigentlich gar keine vorhanden sind, geschweige denn notwendig. Nachdem man sich also beinahe die Finger ausgerenkt hat, sollte man den Rest Aceton auch von den betroffenen Fingern befreien. Daher kurz unter Wasser, Seife, abspülen, Handtuch, Danke. Und wieder zurück zum Tisch, auf dem alles notwendige brav aufgereiht ist: Unterlack, Farblack, Überlack. Puhhh. Also wieder von vorne. Vorteil: man braucht es ja nur bei zwei Nägeln zu tun – nicht bei allen zehn, spart Zeit.
Ist allerdings auch nur die halbe Wahrheit. Denn die Trockenzeit zwischen den einzelnen Schichten ist hier nicht mit einkalkuliert. Erst den Unterlack. Fünf Minuten warten. In der Zwischenzeit könnte man tatsächlich die restlichen Nägel lackieren. Und wenn man beim Zehten angekommen ist, kann man mit der zweiten Schicht wieder bei ersten Nagel anfangen. Aber nein. Wir machen es ja kompliziert. Egal. Nur zwei Nägel. Jetzt sitzt die Künstlerin am Tisch – wedelt mit den Händen, in der Hoffnung, so trocknet der Lack schneller und gleich geht es weiter. Dann Farblack, bitte. Bei schlechter Deckung, fünf Minuten später, noch einmal Farblack. Die Zweite. Und nun der letzte, aber wichtigste Schritt: die Veredelung. Damit auch wirklich ein perfektes Ergebnis erzielt wird, muss man mindestens zehn Minuten warten. Der Job der Abschlussschicht ist es, die vorherigen drei Schichten zum Glänzen zu bringen (was sie ja eh schon tun). Glätten und füllen, und last-but-not-least, die Haltbarkeit erhöhen. Was auch super funktioniert. Nur eben nicht drei Wochen am Stück!
Egal welche Handform, Größe oder Straffheit der Haut – ein echter positiver Hingucker werden Hände erst durch gepflegte Nägel. Egal welche Farbe diese abbekommen. Klarlack, schrill und kunterbunt – gerne auch völlig natürlich ohne künstliche Nachhilfe. Ein gewisses Zeitkontingent sollte man in der Pflege einplanen, wenn es einem wichtig ist. Und nicht davon ausgehen, dass das perfekte Bild trotz Haushalts- und Gartenarbeiten, Reifenwechseln, Knabberattacken usw. für die nächsten drei Wochen anhält. Und falls völlig „überraschend“ doch nicht, annehmen, dass es eh keiner sieht. Denn mein Look und meine tollen Klamotten lenken ja eh davon ab.
© by Marita Matschiner
Am Wochenende gibt es bei mir einen geregelten Vormittag. Normalerweise weckt mich der Hund zu seiner gewohnten Frühstückszeit, das ist so gegen 5:30 Uhr. Manchmal auch schon etwas früher. Da mein Mann ein Früh-Frühaufsteher ist, versucht er das Tapsen der Krallen auf dem Packet und Fliesenboden frühzeitig abzustellen, um mich weiter schlafen zu lassen. Das bedeutet, dem Hundewunsch schnell nachzukommen und ihm sein Frühstück zu servieren. Danach schleicht sich das Kuscheltier, und hiermit meine ich den Vierbeiner, wieder gemächlich ins Bett. Er rollt sich ein, schmatzt noch einmal versonnen und fällt umgehend in die nächste Tiefschlafphase.
Ein bis zwei Stunden später stehen wir dann auf, schmeißen uns voller Elan in die atmungsaktiven Sportklamotten und laufen in lockerer Geschwindigkeit gen Isar. Der Hund erfüllt in der Regel schnell seinen Hauptjob – er erledigt sein Geschäft. Als verantwortungswusste Hundemama habe ich ein Entsorgungstütchen dabei. Dieses kommt auch gleich zum Einsatz. Um die Ecke ist der öffentliche Mülleimer und die Tüte wandert mit dem unangenehmen Inhalt, sicher zugeknotet, direkt hinein.
Nun kann ich mich entspannen. Meine Ohren lauschen einem netten Hörspiel oder bassorientierter Musik. Denn das Ziel ist ca. 60-90 Minuten in der Natur abzuschalten und das Leben Leben sein zu lassen. Einfach durchatmen. Nicht nachdenken müssen. Nicht „gut“ aussehen oder angenehm riechen zu müssen. Auch auf die Laufgeschwindigkeit oder die Pulshöhe gebe ich in diesen Momenten gar nichts. Diese Zeit gehört nur mir, meinem Hund und der Natur.
Der von uns bevorzugte Waldweg, der eigentlich den Begriff „Weg“ gar nicht verdient, führt uns immer weiter runter an die Isar. Hier fließt sie Richtung München und wir folgen dem Wasser bis in den nächsten Ort. Hier unten gibt es schöne ruhige Plätzchen, an denen man im Sommer gerne mal ein Handtuch ausbreitet und sich einfach ins Wasser stürzt. Einige Stellen sind in der Zwischenzeit schon von weitem zu erkennen, hauptsächlich geprägt durch die entstandenen Grillstationen. Ein paar größere Steine in einer Kreisformation angeordnet und in der Mitte die letzten Überreste von verbranntem Holz oder Kohle. Es gibt also Mitmenschen, und ich gehe davon aus, jüngere Mitmenschen, die die Natur auch so schätzen wie ich. Und anscheinend verbringen sie auch gerne und viel von ihrer Freizeit dort.
Ich komme wieder an einem dieser offensichtlichen Spaßgebiete vorbei. Der Wasserstand ist an diesem Teil der Isar sehr niedrig. Gut knöcheltief kann man hier sehr weit hineinwaten. Was anscheinend die letzten Isargäste auch gemacht haben. Denn ich kann es nicht fassen, was ich da ehe. So circa 5-7 Meter vom Ufer entfernt steht mitten in der Isar eine einsame, leere Kiste Augustiner. Einfach so. Ohne Flaschen. Ohne „Wachpersonal“. In unregelmäßigen Abständen sind am Ufer die geleerten Bierflaschen verteilt. Hier muss es ganz schön abgegangen sein.
Es stellt sich mir nur die Frage, warum lassen sie das Pfandgut einfach liegen?
Anscheinend sind sie der Meinung, „ich habe es hier her geschleppt, dann muss ich es auch nicht wieder nach Hause tragen.“ Oder was zum Henker geht in diesen Köpfen vor? Ich will gar nicht drüber nachdenken, wie lange diese Kiste Bier benötigt, um von der Landschaft assimiliert zu werden. Oder sie wird bei dem nächsten Hochwasser weiter bis nach München getragen. Vielleicht freut sich ja in der Stadt ein armer Obdachloser über das Pfand der Kiste. Aber hätten die verfluchten Übeltäter dann nicht wenigstens soweit mitdenken und die leeren Flaschen in die Kiste verfrachten können? Dann hätte sich das wenigstens für den Obdachlosen richtig rentiert. Oder noch besser: einfach die Kiste mit gefüllten Flaschen direkt in die Isar stellen – ein Traum jeden Bierfreund: eiskaltes Bier!
Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier viel Hirn am Start war. Die Leute haben nichts mehr zum Denken in ihren Köpfen. Wollen nur ihren Spaß, sich den Kopf vollschütten und vertrauen darauf, irgendjemand wird sich schon darum kümmern. Hauptsache sie kommen in der Nacht irgendwie in ihr trockenes, sauberes Bett.
Von dieser Sorte Mensch gibt es immer mehr in unserem ach so schön sauberem und ordentlichen Deutschland. Wieso müssen an einer Ampelkreuzung Aschenbecher auf dem mittleren Grünstreifen ausgeleert werden? Wieso schmeißen Menschen ihre McDonald-Verpackungen einfach aus dem Autofenster? Wieso stehen mitten in Wäldern Kühlschränke und Waschmaschinen?
Nur zur Info an diese Leute: es gibt Abgabestationen hierfür. Hier kann man kostenfrei, ohne Umstände, ohne Formalitäten oder Frage-Antwort-Spielchen alle Dinge die ausgedient haben, fachgerecht entsorgen.
Habt Ihr eine Ahnung, was Ihr Natur und Landschaft damit antut?
Ebenso an meine Hundebesitzerkollegen. Wieso können sie die Hinterlassenschaft von ihrem Vierbeiner nicht entsorgen. Schlimmer sind die, die das Geschäft in die dafür vorgesehen Tüten packen, diese zuknoten und dann schön brav einfach irgendwo hinschmeißen. Bevorzugt auf dem Weg oder angrenzenden Grünstreifen.
Ich könnte kotzen, wenn ich so etwas sehe. Wie arrogant! Wie selbstverständlich! Wie herablassend gehen wir mit der Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder um? Mit der Flora und Fauna, die langsam an unserem Dreck und Müll ersticken. Wir nehmen ihnen alles, die Luft, das Licht, die Erde, die Energie. Es würde völlig ausreichen, wenn jeder Erdbewohner alles in seiner Macht stehende tut und diese Welt und alle Bewohner und sein Umfeld mit Respekt behandelt.
Daher: liebe Isar-Party-Gäste! Habt Spaß heute Abend und gebt alles. Aber bitte nehmt Euren Müll auch wieder mit! Bitte lieber Radfahrer, guten Appetit bei Deinem Energieriegel. Bitte steck die Verpackung wieder ein! Du hast sie bis hierher in Deinem Supersportrucksack transportiert. Dann geht es bestimmt auch wieder bis nach Hause. Bitte liebe Eltern, wenn ihr die Windeln eures Kindes im Wald wechseln müsst, nehmt die verbrauchte und vollgeschissene Windel auch wieder mit. Ihr armen vom Schnupfen geplagten Ausflügler, ich leide mit Euch. Aber steckt das vollgerotzte Taschentücher doch bitte wieder in Eure Taschen. Auch Du, lieber Hundebesitzer, der garantiert herzlich, liebevoll und respektvoll mit Deinem Haustier umgeht. Respektiere seine freie Entscheidung dort sein Geschäft zu erledigen, wo er möchte bzw. kann. Es liegt in DEINER Verantwortung, diese Hinterlassenschaft zu entfernen! Und Du, lieber McDonald-Besucher! Ich esse das Zeug auch ganz gerne mal zwischendurch. Aber dieser Fastfood-Anbieter hat tatsächlich Mülleimer vor der Tür. Und diese gibt auch auf jedem Rastplatz, jeder Tankstelle und an und in jeder U-Bahn-/S-Bahnstationen. Und wenn Du nicht weißt wie so etwas aussieht: ein rundes, hohes Behältnis in unterschiedlichen Farben und Formen. Meist dunkelgrün oder grau. Und oben oder an der Seite ist eine Öffnung. Und genau da kannst Du Deinen Müll reinschmeißen.
Das ist der Job des Mülleimers und den möchte er gerne erfüllen. Er möchte nicht arbeitslos werden.
Gib dem Mülleimer eine Chance!
© by Marita Matschiner