Auf in das Binsen-Land (das geht in die Binsen) Teil 1

 

Da stehen wir nun: zirka 24 Stunden vor Abfahrt. Der Abfahrt in den Urlaub. Erst einmal nichts Ungewöhnliches. Ist ja nicht der erste Urlaub. Aber der erste Urlaub mit unserem neuen VW Bus. Diesen hatten wir im September letzten Jahres gekauft und in den vergangenen Monaten entsprechend umgebaut. Das Ziel: eine Traumerfüllung von meinem Mann. Genügend Platz, um seinen sportlichen Hobbies ohne große Umbauaktionen des Autos oder der Sportgeräte, nachzugehen. Zusätzlich stehen nun gemeinsame Kurzausflüge mit Übernachtungen auf dem Plan. Um aber erst einmal richtig in dieser für mich neuen Welt anzukommen, starten wir mit einem richtigen Urlaub.

Ich mache gerne Urlaub. Wer auch nicht. Ich gehöre nur nicht zu den Hotelurlaubern. All-inclusive ist auch nicht so meins. Kann ich aber auch durchaus genießen. Aber Campen? Dieser Begriff zusammen mit meinem Namen in einem Satz? Ähh, einfach nur NEIN! Campen steht noch nicht einmal ganz unten auf meiner Wunschurlaubsliste. Da finden eher noch TUI und der Robinson Club einen Platz. Wenn auch ganz, ganz unten.
Ich bevorzuge ein kleines Häuschen oder zumindest eine Wohnung ganz für mich, meinen Mann und meinen Hund. Aufstehen wann man will. Nämlich morgens zwischen 6:00 – 7:00 Uhr. Tun was man will. Essen wann man will. Keine Kämpfe um die Sonnenliegen in der besten Lage oder sogar Handtücher in aller Herrgotts früh verteilen. Sonnenliegen um den Pool herum oder sogar gegen Cash am Strand. Fehlt nur noch das Wiener Schnitzel und das Bayrische Weißbier. Pah. Nein Danke!

Ich möchte dort einkaufen, wo auch die Einheimischen einkaufen gehen. Die Lebensmittel und den Weißwein käuflich erwerben, wie alle anderen die in diesem Ort leben. Lieber in einem kleinen einheimischen Restaurant essen gehen und nicht an der Promenade, wo jeder Touri abgezockt wird. Noch besser ist es allerdings, wenn mein Mann selber kocht. Denn dann habe ich eine Win-Win-Win Situation. Ja, gleich Dreimal. Erstens, weil es sensationell schmeckt. Zweitens verwenden wir nur die landestypische Lebensmittel. Und drittens: er baut noch besser seinen beruflichen Stress ab. Win-Win-Win eben.

Wieder zurück zum Bulli. Dieser wurde nach unserem Traumdomizil „Villa Eda“ benannt. Bulli Eda. Neben Standheizung, kompletter Wärmeisolierung und Parkettboden, hatten wir uns entschieden eine Sitzreihe aus dem 8-Sitzer auszubauen. Stattdessen wurde eine Truhe, L-förmig zur verbliebenen hinteren Sitzreihe, fest mit dem Boden verankert. Als zusätzlicher Stauraum dient ein eigens dafür gezimmerter Korpus im Kofferraum. Die Markise war der vorletzte Schritt. Der letzte war dann das Bett, welches ein stolzes Mas von 1,50 Meter auf 1,90 Meter zur Buhbuhruhe einlädt.

Genau genommen sieht der Bus nun nicht nur von außen schick aus. Auch von innen kann er mit seinem rustikalen Patina-Holzboden und dem grau-schwarz-gelben Innenleben durchaus als irre schick beschrieben werden. Um den ganzen noch einen gemütlichen Touch zu geben: gelbe Kissen auf die Sitzbank dekoriert und ein knallgelber Sonnenblumenkopf auf dem Armaturenbrett. Dieser strahlt nun auch bereits auf den ersten Blick die pure Lebensfreude aus.

Jetzt aber zum Thema Binsen-Land. Denn meine größte Panik vor so einem Urlaub ist: keine Toilette, wenn ich dringend mal eine brauche. Oder diese besudelt und stinkend vorzufinden. Bei diesen Gerüchen würde noch nicht einmal mein Hund eine Pfote in den Raum setzen. Eine unsaubere Dusche auf irgendeinem Campingplatz, der laut Campingführer aber als großartig angepriesen wird. In Wahrheit aber eine absolute Bakterienkatastrophe ist. Unterstützt durch einzelne fremde Haare, die einsam und verlassen von ihrem Besitzer zurückgelassen wurden. Diese Extremcamper in Feinripp mit Adiletten und einer Bild-Zeitung in der Hand. Die auf ihren Campingstühlen nur darauf warten, neue Nachbarn als Gesprächspartner zu finden. Einen weiteren Grund haben, endlich ein Bier nach dem anderen öffnen. Die sich mit ihren Womos in Reih und Glied auf den Campingplätzen oder Betonflächen stellen. Stühle aufbauen, Wäscheleinen aufspannen und ihren Kaffee aus Thermoskannen trinken und dazu ihre selbstgemachten Stullen schnabulieren. Wie gruselig – allein schon die Vorstellung.

Wichtig für mich für einen solchen Trip sind fünf Bedingungen. Eine tragbare Kühleinheit – denn ich hasse lauwarmen Weißwein. Die Möglichkeit zu kochen, um selbst in freier Wildbahn nicht auf die gigantischen Spagetti verzichten zu müssen und um dieser Stullennummer zu entkommen. Eine Dusche. Auch wenn ich meine täglichen Duschen auf einen zweitägigen Rhythmus reduzieren kann, bin ich nicht wirklich noch kompromissbereiter. Da Urlaub für mich auch bedeutet, ausgiebig meinem Sport nachzugehen, ist eine anschließende Dusche nicht diskutierbar und auch wirklich dringend notwendig. Eine Toilette. Ich kann Pipi auch in der freien Wildbahn erledigen. Ist mir lieber, als an diesen Raststationen, wo es stinkt und schon hunderte andere Damen vor mir ihr Geschäft verrichtet haben. Aber einmal am Tag seinen eigenen Topf zu haben, ist nun wirklich alles andere als dekadent. Und ganz klar: die Stellplätze werden mit großer Präzession vorab begutachtet. Wir vermeiden möglichst zu nahe Campingnachbarn, die uns ein Ohr abkauen. Sollte ja auch kein Problem sein. Gibt ja genügend Flächen in Europa.

Daher. Plan steht. In 24 Stunden geht es los. Auf in das Binsen-Land und zu einer – für mich persönlich größten Herausforderung.

Fortsetzung folgt.

© by Marita Matschiner

Unser italienische Marktplatz

Unternehmen müssen sich heutzutage richtig ins Zeug legen um neue Mitarbeiter zu gewinnen. Denn es entscheidet nicht nur die Firma, sondern auch der Bewerber, ob sie zueinander passen. Und die Konkurrenz ist groß. Auf beiden Seiten. Um möglichst attraktiv für die potenziellen neuen Angestellten zu sein, investieren Unternehmen viel Geld, Zeit und jede Menge Kreativität. Denn sie wollen den Besten der Besten für sich gewinnen. Im Idealfall wird das Ergebnis der Firmeneigenwerbung von jedem Mitarbeiter, jeder Führungskraft, jedem CEO, CFO, gelebt, verinnerlicht und nach außen getragen. Mein Arbeitgeber hat sich als Außen- und Innenauftritt eine Parole auf sein Banner geschrieben:  „Best Place to Work!“ Das lasse ich jetzt erst einmal kurz sacken. Eins….. Zwei….. Drei….. bei allen angekommen? Noch einmal ganz langsam: „Best Place to Work!„.

Für mich implizieren diese vier Worte (und das klingt jetzt ein bisschen wie im Märchenbuch): Spaß, positives Denken und Überzeugung bei und in der Arbeit. Der Umgang miteinander ist freundlich und respektvoll. Der Mitarbeiter werden von den Kollegen und Vorgesetzten geschätzt. Beide Seiten erhalten Anerkennung. Das Unternehmen hat Werte und handelt auch so. Wird mit Menschlichkeit, Verständnis und natürlich mit Erfolg geleitet. Ein Mitarbeiter geht morgens mit einem positiven Gefühl in die Arbeit und die vertraglich vereinbarte Mindestarbeitszeit wird ohne Murren, vielleicht sogar mit Freude und Stolz erfüllt. Natürlich ist irgendwo schriftlich festgehalten: „Überstunden möglichst vermeiden. Und bei Notwendigkeit bitte vorab die Genehmigung einholen.“ Aber Überstunden werden selbstverständlich als selbstverständlich gesehen und daher nicht mehr als notwendig darüber gesprochen. Aber, at-the-end, sollte jeder für sich entscheiden, ob er diesen Arbeitsplatz als „Best Place to Work!“ ansieht. Was jeder Einzelne dafür tun kann, diesen vier Worten Wahrheit und Leben einzuhauchen. Oder eben auch nicht.

Bei uns gibt es eine Stunde am Tag, in der die vier Worte für mehrere Personen aus unterschiedlichen Abteilungen, Positionen und Hierarchieebenen, wirklich wahr werden. Man fühlt sie. Man lebt sie. Man ist überzeugt davon. Und ja, man hört sie auch. In unserer morgendlichen Kaffeerunde zwischen 8:00 und 9:00 Uhr kann man uns im Atrium – der öffentliche Raum für Kunden, Partner, Lieferanten und Mitarbeiter – sitzen sehen. Hier ist unser italienischer Marktplatz. Hier ist unser „Best Place to Work!“. Wir reden, lachen, diskutieren. Meinungen werden kundgetan. Egal ob privater oder geschäftlicher Natur. Es wird von Urlaubsplänen erzählt. Über mögliche Anschaffungen neuer Autos gesprochen. Wir dürfen an Kindererlebnissen teilhaben und an dem vermenschlichten Verhalten der Haustiere ebenfalls. Es wird über Gartengestaltungen, Firmenpolitik, neue Prozesse und Produkte diskutiert, lamentiert und philosophiert. Es braucht keiner die Hand vor den Mund nehmen. In dieser einen Stunde sind wir einfach nur Menschen, Kollegen, Individuen, die gemütlich bei einer Tasse Kaffee beisammensitzen. Manche kommen später, manchen gehen früher. Bis 9:00 Uhr – dann strömen wir alle davon – jeder in seine Richtung. Jeder zu seinem Arbeitsplatz. Jeder zu seinen beruflichen Verpflichtungen.

Durch die Gruppendynamik und die oft positiven Themen sind wir zu 99% in einer äußerst positiven Stimmung und das bedeutet auch viel Gelächter. Und wenn wir wieder unseren G.I. Schmidt (sein Spitzname wegen seiner Frisur) durch den Kakao ziehen, oder er jemanden in der Runde durch selbigen zieht, kann man nicht anders als lachen und sich aktiv beteiligen.

Bis zu diesem einen Morgen. Von einer Sekunde auf die andere wurde es mucksmäuschenstill. Eine Kollegin stand wie aus dem Nichts an unserem Tisch. Mit einem sehr ernsten und strengen Blick schaute sie in die Runde und öffnete die schmalen bis dahin fest zusammengepressten Lippen und folgende Worte waberten an unser aller Ohren: „Könnt Ihr nicht mal leise sein? Wir arbeiten hier schließlich. Und dieses laute Lachen muss ja nun wirklich nicht sein!“ Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging den Flur entlang in ihr Büro. Wir waren perplex. Wie bitte? Was hat sie da gerade gesagt? Bedeutet „Wir arbeiten hier schließlich!“, dass jeder Spaß gestrichen ist? Bitte nur mit ernster Miene durch die Räumlichkeiten schleichen? Möglichst unhöflich und ohne Verwendung von positiven Zauberworten miteinander reden? Nicht mehr um etwas bitten, sondern als Feststellung oder sogar Befehl fordern? Sind Höflichkeitsfloskeln heutzutage überbewertet?

Gut – zugegeben – wir sind manchmal etwas Laut. Aber muss man deshalb auf ein Lächeln bei einem höflichen Hinweis verzichten? Kann man nicht am Ende einer Formulierung ein Fragezeichen setzen und sich vorab schon einmal für das Verständnis und das Entgegenkommen bedanken?

Es ist jetzt eine Woche vergangen. Und die morgendliche Kaffeerunde wurde nicht eingestellt. Auch die Akustik wurde nicht großartig reduziert. Denn für uns alle bedeutet diese eine Stunde: Spaß. Freundlicher und respektvoller Umgang. Wertschätzung von Kollegen und Vorgesetzten. Anerkennung. Werte. Menschlichkeit. Verständnis und Erfolg. Und einfach Mensch sein zu dürfen. Diese eine Stunde bereichert unseren beruflichen Alltag und sogar unser Leben – jeden Tag. Wir werden uns das nicht nehmen lassen. Im Gegenteil! Neuerdings heißt es: „Psssstttt – leise! Man arbeitet hier! Schließlich sind wir am „Best Place to Work!““ und das herzhafte und ehrliche Lachen von uns allen ertönt erneut.

PS: Danke an jedes einzelne Mitglied und allen Gastmitgliedern unseres „italienischen Marktplatzes“.

© by Marita Matschiner

No Games – just Sports! Oder doch anders rum?

Gemütliches Beisammensitzen am Geburtstag eines Freundes. Mal eine ganz andere Geburtstagsfeier: eine Weinverkostung bei uns ums Eck. Interessant und echt nett gestaltet. Beim fünften Wein hatte ich schon das Gefühl nicht mehr schnurstracks geradeaus gehen zu können. Geschweige denn am nächsten Morgen mit der erhofften Fitness meine samstägliche Laufrunde umsetzen zu können. Denn darauf freute ich mich schon die ganze Woche.
Ein morgendlicher Wochenendlauf ist einfach einzigartig und nicht zu vergleichen mit einem Lauf unter der Woche. Unter der Woche ist die nicht verfügbare Zeit das Problem. Eine eingeschränkte Route wegen Zeitmangel. Eile beim Anziehen. Das Aufwärmen wird auf ein Minimum reduziert – ebenso wie das anschließende Dehnprogramm. Denn die Zeit läuft und die Verpflichtungen rufen.

Wie dem auch sei. Den Rosè und den Weißwein hatte ich so weit hinter mir und ich war von mehr als der Hälfte begeistert. Damit ist gemeint, bei mehr als der Hälfte hatte ich eine klare Aussage getätigt: Schenk noch mal nach! Gedanklich reduzierte ich gerade die Laufstrecke am nächsten Morgen und erörterte mit mir selber, ob eine einfache oder eine anspruchsvolle Route das Richtige sei. Mein Tischnachbar, ein Freund aus Kinderzeiten, sprach mich an, ob ich denn noch so viel Laufen gehen würde. Ich bejahte. Prompt kam die typische Reaktion vom Gegenüber: welche Marathons ich denn so laufe oder welche Wettkämpfe/Läufe ich schon gemacht hätte.
Meine Antwort ließ ihn etwas verwirrt drein blicken: „Ich hasse diese Wettkämpfe. Stadtlauf, Firmenlauf, usw. – dafür bin ich nicht gemacht. Ich will einfach nur laufen! Ich will mich nicht mit hundert anderen messen und brauche das auch nicht als Ansporn weiter zu machen. Ich will in dieser Disziplin nicht auf Platz 127 von 1.000 anderen Läufern stehen. Nicht zwischen hundert verschwitzten Menschen um meinen Platz kämpfen und dadurch meinen Rhythmus nicht finden. Zwischendurch einen Ellenbogen in den Rippen, mal einen Fuß in der Hacke oder sogar einen Tritt in die Wade. Fremder, schweißnasser Haut näher kommen als unbedingt notwendig. Nee, neee, neeee. Alleine bei dieser Vorstellung bekomme ich schon Pickel. Natürlich gibt es Menschen, die das bevorzugen, und den ansteigenden Gruppenadrenalinpegel ganz toll finden. Der Geruch von schweißdurchtränkter atmungsaktiver Sportbekleidung regt sie zum weiter-höher-schneller an. Kein Thema. Gebt alles! Meinen Platz kann jemand anders haben.

Ich laufe gerne in der Natur – einfach so vor mich hin. Bevorzugt mit meinem Hund. Ohne Pulsmesser. Ohne Schrittzähler. Einfach in meinem eigenen Rhythmus. Mal schneller. Mal langsamer. Ungeschminkt und ohne Überlegung ob die Klamotten zusammen passen. Ob ich jetzt schnell und schwer atme oder vor mich hinsinge. Mal bergauf und bergab oder lieber in der Ebene. Ich kann kurzfristig entscheiden ob nun rechts, links oder geradeaus. Gerne überlasse ich auch unserem Hund die Entscheidung: Ob wir die lange Runde oder nur die kurze Strecke nehmen. Es ist unsere Zeit die wir gestalten können wie wir wollen. Wir beide genießen sie ausgiebig, ohne irgendjemandem Rechenschaft abzulegen oder etwas zu begründen. Einfach nur so. Es ist ein irres Gefühl. Freiheit pur. Ohne Konventionen. Ohne Regeln. Ohne Anpassung. Ohne Pflicht. Nur ich, der Weg und der Hund.

Mein Gegenüber konnte mir so gar nicht folgen. Was nicht an der Menge am Vino lag. Er konnte nicht verstehen, wieso man einfach nur so läuft ohne Ziel. Ohne Contest, ohne ein Match. Mein lächelndes Gesicht während ich meinte „Ich will einfach nur laufen.“ half nichts. Er schüttelte verständnislos den Kopf und suchte ein anderes Thema.

Da wurde der erste Rotwein angepriesen. Mit viel Tamtam und Hintergrundgeschichte geöffnet. Rotwein ist so gar nicht meins. Außerdem war der Alkohollevel, an dem ich angekommen war, völlig ausreichend. Wenn da jetzt noch ein schwerer Rotwein hinzukommt, bin ich völlig raus. Raus aus dem Abend. Raus aus dem Lauf am nächsten Morgen. Ich befürchtete sogar aus dem gesamten folgenden Tag. Daher kurz durchdacht, entschieden und verabschiedet.

Der nächste Morgen. Meine Antischwellaugencreme musste ich mehrmals auftragen, aber das Aspirin vom Vorabend hatte seine Aufgabe pflichtbewusst über Nacht erfüllt. In die Laufsachen hüpfte ich genau so schnell wie sonst auch. Der Hund konnte es kaum erwarten bis es endlich losging. Über Stock und Stein. Große Sprünge über gefällte Bäume. Im Zickzack durch den Wald. Seine Ohren wippten im Rhythmus seines Galopps. Wir spielten Fangen. Und ja, er war um einiges schneller als ich. Aber das interessierte ihn nicht. Und mich auch nicht. Wir wollten einfach nur Spaß haben und – Laufen.

© by Marita Matschiner

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God save the Social Committee

Partyalarm?

Partyalarm?

Nicht jede Firma kann es sich heutzutage leisten und seine Mitarbeiter einmal im Jahr zu einer großen Weihnachtsfeier einladen. In den meisten Unternehmen bedeutet Weihnachtsfeier: ein Essen beim Italiener, Griechen oder dem Restaurant mit der guten deutschen Hausmannskost. Hier sitzt man eng mit seinen Kollegen beieinander und quält sich von Aperitif über das Standard-Drei-Gänge-Menü. Einer abschließenden italienischen Kaffeespezialität (egal in welchem Lokal) begleitet durch einen Schnaps seiner Wahl. Man lauscht den gleichen Geschichten wie im letzten Jahr – denselben anzüglichen Witzen und Bemerkungen wie 2015, 2014, 2013….

Ich habe das Glück in einem großen, globalen Unternehmen tätig zu sein. Dieses lässt es einmal im Jahr krachen. Das Social Committee (Freiwillige, die Spaß daran haben, interne Events zu organisieren und zu koordinieren) gibt alles. Es versucht möglichst viel unterzubringen und möglichst jeden Wunsch und jede Vorliebe zu berücksichtigen. Das Credo: dieser Abend wird für jeden Mitarbeiter ein voller Erfolg! Der Event ist mit Herz und Liebe geplant und durchdacht. Daher auch meistens ein voller Erfolg. Aber eben nur meistens. Denn am nächsten Tag hört man die einzelnen „Verbesserungsvorschläge“:

  • Keine Parkplätze, Parkhaus zu teuer, Haltestelle zu weit weg
  • Veranstaltungsort zu klein, zu groß, zu weit weg
  • Essen zu kalt, zu wenig, keine laktosefreie Zone, Büffet zu weit weg
  • Zu wenig Cocktails, Bier schlecht eingeschenkt und überhaupt – die Bar war zu weit weg
  • Zu viel/wenig Spiel, Spaß, Spannung und Überraschungen und dafür war man eh viel zu weit weg
  • Rede(n) zu kurz, zu lang, zu leise, wie immer und den Redner konnte man gar nicht sehen – war ja zu weit weg
  • Musik zu laut, zu leise, falsche Auswahl, Tanzfläche zu klein und die war dann auch noch zu weit weg

Die Gäste sind Menschen. Individuen. Und jeder von diesen einzelnen Personen hat seine eigenen Vorstellungen, Vorlieben und Befindlichkeiten. Jeder sieht seine eigenen Vorstellungen, Vorlieben und Befindlichkeiten als selbstverständlich an. „Das sieht doch schließlich jeder so!“ Es fällt einem schon manchmal schwer, etwas toleranter den Mitmenschen gegenüber zu sein. Wenn man dann einmal innehält und einfach das Gespräch sucht, stellt sich schnell heraus warum diese Einstellungen und Wünsche vorhanden sind. Oft sind diese Gründe lebenssituationsabhängig oder sogar zwangsbedingt. Es macht durchaus Sinn, dass es Gerichte ohne Milchprodukte gibt, für die Kollegen die eine Laktoseintoleranz haben. Sonst verbringen sie die ganze Nacht im Zimmer mit den vielen Kacheln. Die Kollegin, die zu Hause zwei kleine Kinder hat, will einfach keine lauten Gespräche und bassvibrierende Musik hören. Der Kollege der von 220 Arbeitstagen im Jahr circa 200 Tage auf Reisen ist: er freut sich darauf, endlich mal wieder auf einen Austausch mit seinen Kollegen. Die früheren Partygänger, die jetzt verheiratet sind und mit Kind und Hund jeden Abend daheim sitzen, wollen bei lauter Musik einfach mal wieder das Tanzbein schwingen.

Man könnte jetzt erwidern: dann bestell doch einfach Salat mit Essig und Öl. Treff dich mit deinen Kollegen außerhalb der Firma und Privat. Junge Mami, geh doch einfach mal in ein Spa. Und wenn du tanzen gehen willst, ab in die Disco mit dir.

Aber wenn ein Unternehmen Geld und Ressourcen zur Verfügung stellt, ist es das Mindeste dieser Einladung auch zu folgen. Aus Respekt und Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber. Wenn man das dann auch mit den angenehmen Dingen im Leben verknüpfen kann – hey – rein in die schicken Klamotten und los geht’s. Auf einen schönen, entspannten, lustigen oder interessanten Abend. Man hat es in der Hand. Man kann den Abend mitgestalten. Ob mit Milchprodukten oder ohne. In Gesprächen oder stillschweigend. In Tanzschuhen oder ohne.

Ich habe einen riesen Respekt vor dem Social Commitee. Die Kollegen, die sich freiwillig diesen Diskussion stellen. Im Vorfeld viele Tipps und Anregungen bekommen. Im Anschluss viel Kritik und Kommentare der Unzufriedenheit erhalten. Sie tun dies freiwillig! Sie haben diesen Job aus Freude und Goodwill übernommen. Denn einer muss diesen Job machen. Ansonsten heißt es am Ende:

Pro Abteilung gibt es ein kleines Budget: ein Essen beim Italiener, Griechen oder dem Restaurant mit der guten deutschen Hausmannskost.

© by Marita Matschiner

Someday At Christmas

 

Unter dem Weihnachtsbaum

Someday At Christmas – Lyrics: Stevie Wonder & Andra Day

Someday at Christmas men won’t be Boys
Playing with bombs like Kids Play with toys
One warm December our hearts will see
A world where men are free

Someday at Christmas there’ll be no wars
When we have learned what Christmas is for
When we have found what life´s really worth
There’ll be peace on earth

Someday all our dreams will come to be
Someday in a world where men are free
Maybe not in time for you and me
But someday at Christmas time

Someday at Christmas we’ll see a land
With no hungry children, no empty hand
One happy morning people will share
Our world where people care

Someday at Christmas there’ll be no tears
All men are equal and no men have fears
One shining moment, one prayer away
From our world today

Someday all our dreams will come to be
Someday in a world where men are free
Maybe not in time for you and me
But someday at Christmas time

Someday at Christmas man will not fail
Hate will be gone and love will prevail
Someday a new world that we can start
With hope in every heart

Someday all our dreams will come to be
Someday in a world where men are free
Maybe not in time for you and me
But someday at Christmas time
Someday at Christmas time

Mit diesen Worten wünsche ich allen Lebewesen frohe, friedliche und erholsame Weihnachten.

Katja, eine Wassermelone und ich

Katja, eine Wassermelone und ich

Katja, eine Wassermelone und ich – pic by Achim Matschiner

Ich weiß, Onlineshopping ist scheiße! Aber wer eine Katja an seiner Seite hat, dem kann nichts passieren.

Auf einer Webseite habe ich ein Tanktop mit dem Aufdruck „I carried a watermelon“ gesehen. Hallo! Das ist meins! Ich habe Dirty Dancing tausendmal gesehen. Bin mit Baby und Johnny durch die Teenagerzeit geschliddert. Habe selber bestimmt schon 100-mal eine Wassermelone getragen. Daher: Dieses Baby gehört zu mir!

Die Bestellung war korrekt. Der Lieferschein auch. Nur leider war der Inhalt der Lieferung falsch! In meinen Händen hielt ich ein V-Ausschnittshirt. Scheiße! Jetzt wird es wieder kompliziert. Die Webseite vom Anbieter war leider nicht greifbar. Dann eben der Versuch mit der Hotline. Stift und Papier liegen parat. Für wichtige Notizen und unkenntliche Zeichnungen als Zeitvertreib.

Ich bin erschrocken als sich bereits nach dem zweiten Klingeln eine frohlockende Stimme meldet: „Hallo und schönen guten Morgen! Hier ist Katja. Was kann ich Gutes für Dich tun?“ Soviel positive Energie die von Berlin bis nach Bayern durch das Telefonkabel schwirrte – und das am Montagmorgen vor 10:00 Uhr!? Nachdem ich mich auch mit Vornamen meldete, mein Problem geschildert hatte, kamen sechs Wörter als Antwort. Diese waren so verständnisvoll, freundlich und endeten dann auch noch mit meinem Namen: „Ach, das tut mir leid, Marita!“ Noch mehr entwaffnen und weichklopfen geht gar nicht – schon gar nicht um diese Uhrzeit. Außer George Clooney serviert mir einen Nespresso (Da wäre mir die Uhrzeit aber auch so völlig egal!).

Katja bietet mir umgehend eine neue und korrekte Lieferung an (diese war innerhalb von 48 Stunden in meinem Briefkasten). Als offizielle Entschuldigung und Bestätigung der neu versendeten, kostenfreien Nachlieferung erhielt ich eine eMail. So eine bezaubernde eMail habe ich noch nie erhalten – geschweige denn von einem Online-Anbieter. Sie zeigte Verständnis, Freundlichkeit, beinhaltete warme Worte und eine lockere, entspannte Kommunikation. Sie war distanziert, aber auf einer persönlichen Ebene. Ich fühlte mich verstanden, aufgehoben und lächelte bei jedem Satz. Was für ein toller und wertvoller Umgang mit einem Kunden der „nur“ ein Tanktop bestellt hat. So fühle ich mich wertgeschätzt, gut behandelt. Dort ist mein Geld gut aufgehoben.

Katja betreute mich per eMail durch den gesamten Prozess: die Reklamation, die Versendung der Korrekturlieferung. Fragte nach, ob das Top wohlbehalten und zu meiner Zufriedenheit angekommen sei.

„Gute Neuigkeiten: Ein Paket voll schöner Sachen ist auf dem Weg zu dir, hooray!“
„Ich hoffe, du bist bisher entspannt durch die Woche gestartet!“
„Es war mir ein inneres Blumen pflücken deine Mail zu lesen!“
„Ich schick dir ein mentales Highfive rüber als Bestätigung!“
„Lass mich wissen, ob alles passt, wackelt und Luft hat!“
„Liebe Grüße aus dem schönen Berlin und have the time of your life;-) wünscht Dir Katja, Kundenfee!“

Da kann doch selbst George Clooney mit duftend gefüllten Tässchen und Rehaugenblick nicht mithalten. Denn das ist nah. Das ist echt. Das ist menschlich. So sollte eine Kommunikation sein! Katja hat ihre Berufung gefunden. Katja ist eine wirkliche Kundenfee. Das nenne ich Kundenbindung. Das perfekte CRM – Customer Relationship Management.

Danke, liebe Katja! Meine Kundenfee! Für Dich, trage ich auch gerne eine Wassermelone!

© by Marita Matschiner

Kopfschütteln

keine Details

Keine Details!

Montagmorgen im Büro. Meine Einstellung: neue Woche, neues Glück, neue Erfolge. Meine positive Haltung wird beim ersten Besuch der Toilette bzw. dem dazugehörigen Händewaschen schon einmal gegen die Wand gefahren.

Nach dem Händewaschen drehe ich mich zur Seite. Greife nach den Tüchern im Handtuchspender. Ich ziehe. Nichts passiert. Ich ziehe noch einmal. Das erste Tuch hängt noch im Spender – bis auf einen Schnipsel. Der ist in meiner Hand. Ich greife wieder zu und erhalte das nächste Papierstück. Vom ganzen Blatt keine Spur. Beim dritten Versuch greife ich beherzt in die untere Öffnung und erhalte – ÄTSCH – viele Stücke. Dieses Mal gleich von mehreren Tüchern. Aber keines ist vollständig. Super. Jetzt habe ich die Wahl! Entweder mit fünf Schnipseln – die natürlich mini sind – meine Hände so weit es geht zu trocknen oder noch einmal ziehen. Egal, einen Versuch habe ich noch! Wow. Jetzt habe ich zirka sieben zerrissene Papiertücher in der Hand. Aber immerhin: keine Schnipsel mehr! Diese bringen mich meinem Ziel trockene Hände leider nur bedingt näher. Was für eine Verschwendung! Ich schüttle den Kopf.

Damit meinen Kollegen und mir das bei dem nächsten Besuch nicht wieder passiert, öffne ich den Handtuchspender und möchte ein paar von den Tüchern herausnehmen. Jetzt wird mir klar warum es so schwierig ist, einzelne Tücher heraus zu bekommen: der Spender bis zum Anschlag mit Handtüchern vollgestopft. Und ich meine wirklich GESTOPFT! Da passt kein Minzblättchen mehr dazwischen! Der Druck in dem Handtuchspender ist so groß, dass gar keine Chance besteht ein heiles Tuch heraus zu bekommen.

Ich nehme also einen großen Schwung. Lege sie neben das Waschbecken und hoffe, die unnötige Verschwendung hat sich damit erledigt. Ich ärgere mich trotzdem. Nicht nur dass der Mülleimer jeden Tag mit zerrissenen und unbenutzten Papierhandtüchern überfüllt ist. Nein, auch die Umwelt wird unnötig belastet. Und irgendeine Person investiert offensichtlich viel Zeit, den Spender bis zum Bersten zu füllen. Geld wird auch gleich zum Fenster hinaus geworfen. Könnte man auch gleich anzünden. 

Nächster Tag. Gleiche Situation. Der Handtuchspender ist bis unters Dach aufgefüllt. Keine Chance auf eine vernünftige und heile Entnahme eines oder gar zwei Handtüchern. Der von mir am Vortag abgelegte Stapel ist natürlich verschwunden! Auch jetzt wage ich es, einen großen Schwung Handtücher neben das Waschbecken zu legen und ggf. den Unmut der Reinigungsfirma auf mich zu ziehen. Ich verstehe dieses Vorgehen nicht und verlasse den Raum. Kopfschüttelnd.

Es entwickelt sich zu einer Tradition. Ich entnehme jeden Morgen ein Schwung Handtücher und lege sie neben das Waschbecken. Spende ein Kopfschütteln. Die Putzfirma füllt den Spender in der Nacht bis zum Anschlag auf.

Eines Tages wird es mir zu viel. Ich schreibe einen Zettel in gut lesbaren Buchstaben. Ich klebe mein Anliegen, formuliert als Bitte (um nicht als besserwisserische, kleinkarierte Zicke dazustehen), kurzerhand auf den Handtuchspender.

Frohlockend gehe ich am nächsten Morgen zur Toilette und sehe: nichts! Der Zettel wurde entfernt. Die Handtücher neben dem Waschbecken ebenfalls. Wie es aussieht ist der Spender mit vielen Tüchern frisch aufgefüllt. Natürlich rappelvoll. Ich verstehe es nicht. Einzige Reaktion: Kopfschütteln.

Tief durchatmen. Nicht aufregen. Das Spiel geht weiter. Eine Kollegin übernimmt den „Job“ während ich im Urlaub bin. Wir führen dieses Absurdum weiter. Jeden Morgen. Bis zu diesem einen Morgen. Da ist plötzlich alles anders.

Die Reinigungsfirma hat mir und meiner Kollegin quasi die Arschkarte gezeigt:
es wurde einfach der Schlüssel vom Handtuchspender abgezogen!

Diese Dummheit. Diese Kurzsichtigkeit. Diese unnütze Verschwendung. Diese Ignoranz. Ich nehme es hin. Kann es nicht glauben. Ich schüttel einfach nur den Kopf. Rechts – links – rechts – links!

Es geht auch anders:

es geht auch so!

Lieblings-Damen-Büro-Waschraum

© by Marita Matschiner