Und die Chöre singen für mich!

 

Musik ist was ganz was tolles. Sie hat so viel Macht. Sie unterstützt Stimmungen. Weckt Emotionen. Kann ein Fenster in die Vergangenheit öffnen und unterstützt die Phantasie bei einer farbenfrohen Zukunftsgestaltung. Sie lenkt vom grauen Alltag ab oder macht einen Bunten unvergesslich. Sie beherrscht es Emotionen zu vertiefen und ebenso aus einem Tief wieder herauszukommen. Einfach ein kraftvolles Ding diese Musik. Was man ihr bei manchen Tönen so gar nicht zutraut.

Ich finde es großartig, dass wieder so viele deutsche Musiker und Interpreten die Hitparaden stürmen. Zeitweise sogar dominieren. Der große Vorteil: endlich versteht man recht schnell, wovon die da im Radio trällern. Bei manchen allerdings auch eher weniger. Es gibt einen ganz großen Künstler, den ich immer sehr verehrt habe. Bis er plötzlich von „Einem Stuhl im Orbit“ sang. Sorry, aber hier ist mein Mitgefühl und Verständnis für kreative Texte und literarisch wertvolle Zeilen echt aufgebraucht. Was wollte er nur mit dieser Zeile aussagen? Ich habe es bis heute nicht verstanden und das lag nicht an irgendeiner Sprachbarriere.

Wurscht. Es gibt so viele fantastische Interpreten, die sich endlich trauen auf Deutsch zu singen. Sarah Connor war für mich wirklich ein Highlight! Sie in ihrer Muttersprache zu hören – unvergesslich. Ein ganzes Album am Stück war mir dann allerdings etwas zu heftig. Nach dem siebten Lied hatte ich Tränen in den Augen und war leicht depressiv. Deshalb schnell wieder auf das Radio umgestellt. Radio funktioniert immer. Es läuft im Arbeitszimmer, Bad und Auto. Ohne Radio fühle ich mich etwas verlassen. Es ist dann einfach zu still und zu ruhig. Bei mir muss immer etwas rumdudeln.

Einen Haken hat die Sache allerdings. Stellt euch folgende Situation vor: ihr hört ein neues Lied und findet es toll! Es hat das Potenzial DER neue Lieblingssong zu werden. Einen den man (zumindest wir Frauen – oder zumindest ich) 100 mal hintereinander hören kann. Mitsingen. Auf der Blockflöte nachspielen. Heutzutage ist es ganz einfach an das eine Lied zu kommen. Einfach auf seinem Wunschportal das Lied käuflich und damit ganz offiziell erwerben. Andernfalls über Streamingkanäle abonnieren. Damit steht es einem mindestens 100 mal zur Verfügung. Früher musste man vor dem Radio sitzen und jedes Mal hektisch die Rekordtaste drücken, um endlich das Lied auf seine Kassette zu bekommen. Leider hat der Radiomoderator immer dazwischen gequatscht. Dieser Menschen war die am meist gehasste Person bei allen Jugendlichen. Verflucht haben wir ihn. Mehrmals.

Heutzutage kann man sich das alles schenken. Und ich meine wirklich ALLES. Heute braucht man einfach nur das Radio laufen lassen. Ihr werdet das Lied dort zirka 1000 mal hintereinander hören. Immer und immer wieder. Falls es gerade mal nicht auf dem eingestellten Sender läuft, macht nix. Einfach einen anderen Sender suchen. Ein paar Minuten warten. Und ich schwöre euch, früher oder später wird genau dieses Lied gespielt. Und es wird so lange gedudelt, bis man es einfach nicht mehr hören WILL. Jeden Morgen beim Duschen. Abends auf dem Heimweg. Und wenn man spät abends die Zähne putzt läuft es auch. Und worst case: in der Nacht hört man es dann auch gleich. Denn jetzt hat man einen Ohrwurm und findet keinen Schlaf.

Es ist zum Mäusemelken. Die Radiosender vermiesen einem jedes Lied. Die Möglichkeit an eine tolle Erinnerung, die dieser Situation erst das richtige Etwas gibt und es damit unvergesslich werden lässt. Und dann war es das mit dem Mitsingen. Mit der Blockflöte nachspielen. Bringt alles nix. Es hängt einem zum Hals und aus den Ohren raus. Dann hilft nur noch: Das Radio abschalten oder für sich selbst den Text verändern.

Im Sommer 2016 fand ich das Lied von Mark Forster „Und die Chöre singen für dich“ ganz toll. Eines der schönsten Lieder 2016 und auch gleich eine tolle Liebeserklärungen an die ganze Welt. Monate später nur noch: Hals – Ohr – raushängen – und so. Daraufhin meine neuste Strategie angewandt: Text verändert. Seitdem geht das Lied wieder. Jetzt ist es für mich das Lied für den Winter 2016: Schnee, Kälte, der Duft von selbstgebackenen Schokokeksen, irrsinnig viele und bunte Weihnachtsdeko bei den Nachbarn, jede Menge grüner Tee, harmonische Familienbesuche, tolle Treffen mit Freunden, ein gesunder und munterer Hund und die kuschelige schwarze Strickjacke. Und ich werde mich trotz Totgeleier im Radio jedes Mal an diese Dinge, Gerüche, Emotionen und Situationen erinnern. Denn Mark Forster und ich singen jetzt gemeinsam, egal ob im Arbeitszimmer, Bad oder Auto: „Und die Chöre singen für mich!“

@ by Marita Matschiner

Zahnfee

zahnfee

Zahnschönheitsprodukte

Es ist wieder soweit. Der Gang zum Zahnarzt!

Allein der Gedanke versetzt mich in Stress. Schlagartiger Schweißausbruch. Rasender Puls. Der Magen fängt umgehend an zu rebellieren.

Von Natur aus habe ich keine guten Zahn-Gene mitbekommen. Selbst meine Großeltern hatten die pure Angst in den Augen, wenn nur das Wort „Zahn“ fiel. Und natürlich habe ich diese Macke geerbt. War ja klar!

Meine Generation ist mit dem guten Glauben an die medizinische Weiterentwicklung großgeworden. Genau genommen, hoffte man bereits in den Siebzigern auf Wunderheilung. Ich werde die Worte nie vergessen: „Bis Du in unserem Alter bist, gibt es bestimmt eine ‚Zahn-wachs-nach-Pille.’“. In meiner Erziehung wanderte die Priorisierung der Mundpflege sehr weit nach hinten. Der letzte Rest positive Assoziation wurde vom Zahnarzt in der Kindheit gestohlen. Einem alkoholvernichtenden, kettenrauchenden Zahnarzt – ohne Handschuhe. Diese Kombination aus Gene, Nichterziehung und purer Angst hinterließ Spuren. Was zur Folge hatte, dass ich mit dem Thema Zahnhygiene äußerst schlampig umging. Darunter leide ich noch heute. Und wohl den Rest meines Lebens.

Es tut mir leid, ihr lieben Zahnärzte. Die meisten von euch sind bestimmt echt nett. Manche geben sich redlich Mühe, die verbreitete Angst vor dem Besuch zu nehmen. Hypnose, beruhigende Musik und bunte Bilder an den Wänden reichen nur leider nicht aus. Allein der Geruch in euren Praxen…. aber gut.

Man liegt da in diesem Stuhl, hilflos wie ein Käfer auf dem Rücken. Einen Sabberlatz umgebunden, was ja schon das Schlimmste vermuten lässt (Blut, Speichel, usw.). Links und rechts stehen die Engel in munteren, lebensbejahenden Farben und halten Folterinstrumente griffbereit. Die Supernovalampe leuchtet nicht nur den Mund aus. Es fühlt sich an wie ein Eisstrahl, der bis ins Hirn vordringt. Dann fängt der Arzt an im Mund herum zu stochern. Spätestens wenn diese Aahhhhhh- und Mmmmmhhh-Laute kommen, bin ich völlig irritiert und beunruhigt. Leider trägt es nicht zu meiner Entspannung bei, wenn die Zahlen-/Buchstabenkombination startet: A7 – 3, C5 – 2. Man kann es überhaupt nicht einschätzen, was gemeint ist und was zum Henker die da über meine Zähne sagen. Sie reden doch über meine Zähne? Oder ist das ein Geheimcode für die nächste Bestellung beim Asiaten? Ist das aaahhhhh jetzt gut oder schlecht? Bedeutet das mmmhhhhh vielleicht, dass mit diesem Patienten der nächste Urlaub finanziert ist? Was ja prinzipiell nicht schlimm ist – solange ich diesen Urlaub nicht mit Schmerzen bezahlen muss.

Ich war heute bei meiner Zahnfee zur Zahnreinigung. Ich besuche sie brav regelmäßig und habe in der Zwischenzeit zumindest den Puls und die Schweißausbrüche im Griff. Der Magen dreht sich leider immer noch. Es war früh am Morgen und ich wollte es schnell hinter mich bringen. Wäre der Termin am Nachmittag oder Abend gewesen, wäre ich gestorben. Garantiert.

Heute fragte ich meine Zahnfee, was sie denn da eigentlich genau und im Detail bei der Zahnreinigung macht? Sie lächelte und erklärte mir die einzelnen Schritte. Mit dem Ding entfernt sie die Belege. Dieser Spieß macht dem Zahnstein den Garaus. Auch manchmal in den Zahntaschen – dafür gibt es aber noch dünnere Teile. Sie zeigte sie mir alle. Dann noch schnell ein bisschen Schmirgelpapier für die Zahnzwischenräume – da kommen die anderen Instrumente nicht so gut ran. Als nächstes wurden die Beißerchen poliert, damit sie schön glatt sind. Zum Abschluss noch eine Runde Fluorid.

Tarah – fertig. Und Überraschung: mir geht es jetzt besser. Nicht nur, weil ich es hinter mir habe. Mit mir wurde gesprochen. Mir wurde während der Behandlung verständlich erklärt, wozu und wieso sie dies und jenes benötigen. Was der Sinn und der Einsatz ist. Ich bin tatsächlich ruhiger. Dieses „Ich bin in guten Händen“-Gefühl konnte mir noch kein rosa Poloshirt und auch keine Pinguine an der Decke geben.

Ich hasse Zahnarztbesuche nicht mehr. Aber lieben werde ich sie wohl auch niemals. Zumindest bringe ich sie jetzt wissend und erhobenen Hauptes hinter mich und bin danach sehr stolz! Denn ich habe wieder einmal meinen inneren Schweinehund überwunden. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja doch bald die „Zahn-heile-heile-Pille“.

© by Marita Matschiner

Blog 2017

November 2017
September 2017
August 2017

 

juli 2017
Juni 2017
Mai 2017
 April 2017
märz 2017
Februar 2017
Januar 2017

 

© by Marita Matschiner

Blog 2016

Dezember 2016
November 2016
OKTOBER 2016
SEPTEMBER 2016
August 2016
Juli 2016

© by Marita Matschiner

God save the Social Committee

Partyalarm?

Partyalarm?

Nicht jede Firma kann es sich heutzutage leisten und seine Mitarbeiter einmal im Jahr zu einer großen Weihnachtsfeier einladen. In den meisten Unternehmen bedeutet Weihnachtsfeier: ein Essen beim Italiener, Griechen oder dem Restaurant mit der guten deutschen Hausmannskost. Hier sitzt man eng mit seinen Kollegen beieinander und quält sich von Aperitif über das Standard-Drei-Gänge-Menü. Einer abschließenden italienischen Kaffeespezialität (egal in welchem Lokal) begleitet durch einen Schnaps seiner Wahl. Man lauscht den gleichen Geschichten wie im letzten Jahr – denselben anzüglichen Witzen und Bemerkungen wie 2015, 2014, 2013….

Ich habe das Glück in einem großen, globalen Unternehmen tätig zu sein. Dieses lässt es einmal im Jahr krachen. Das Social Committee (Freiwillige, die Spaß daran haben, interne Events zu organisieren und zu koordinieren) gibt alles. Es versucht möglichst viel unterzubringen und möglichst jeden Wunsch und jede Vorliebe zu berücksichtigen. Das Credo: dieser Abend wird für jeden Mitarbeiter ein voller Erfolg! Der Event ist mit Herz und Liebe geplant und durchdacht. Daher auch meistens ein voller Erfolg. Aber eben nur meistens. Denn am nächsten Tag hört man die einzelnen „Verbesserungsvorschläge“:

  • Keine Parkplätze, Parkhaus zu teuer, Haltestelle zu weit weg
  • Veranstaltungsort zu klein, zu groß, zu weit weg
  • Essen zu kalt, zu wenig, keine laktosefreie Zone, Büffet zu weit weg
  • Zu wenig Cocktails, Bier schlecht eingeschenkt und überhaupt – die Bar war zu weit weg
  • Zu viel/wenig Spiel, Spaß, Spannung und Überraschungen und dafür war man eh viel zu weit weg
  • Rede(n) zu kurz, zu lang, zu leise, wie immer und den Redner konnte man gar nicht sehen – war ja zu weit weg
  • Musik zu laut, zu leise, falsche Auswahl, Tanzfläche zu klein und die war dann auch noch zu weit weg

Die Gäste sind Menschen. Individuen. Und jeder von diesen einzelnen Personen hat seine eigenen Vorstellungen, Vorlieben und Befindlichkeiten. Jeder sieht seine eigenen Vorstellungen, Vorlieben und Befindlichkeiten als selbstverständlich an. „Das sieht doch schließlich jeder so!“ Es fällt einem schon manchmal schwer, etwas toleranter den Mitmenschen gegenüber zu sein. Wenn man dann einmal innehält und einfach das Gespräch sucht, stellt sich schnell heraus warum diese Einstellungen und Wünsche vorhanden sind. Oft sind diese Gründe lebenssituationsabhängig oder sogar zwangsbedingt. Es macht durchaus Sinn, dass es Gerichte ohne Milchprodukte gibt, für die Kollegen die eine Laktoseintoleranz haben. Sonst verbringen sie die ganze Nacht im Zimmer mit den vielen Kacheln. Die Kollegin, die zu Hause zwei kleine Kinder hat, will einfach keine lauten Gespräche und bassvibrierende Musik hören. Der Kollege der von 220 Arbeitstagen im Jahr circa 200 Tage auf Reisen ist: er freut sich darauf, endlich mal wieder auf einen Austausch mit seinen Kollegen. Die früheren Partygänger, die jetzt verheiratet sind und mit Kind und Hund jeden Abend daheim sitzen, wollen bei lauter Musik einfach mal wieder das Tanzbein schwingen.

Man könnte jetzt erwidern: dann bestell doch einfach Salat mit Essig und Öl. Treff dich mit deinen Kollegen außerhalb der Firma und Privat. Junge Mami, geh doch einfach mal in ein Spa. Und wenn du tanzen gehen willst, ab in die Disco mit dir.

Aber wenn ein Unternehmen Geld und Ressourcen zur Verfügung stellt, ist es das Mindeste dieser Einladung auch zu folgen. Aus Respekt und Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber. Wenn man das dann auch mit den angenehmen Dingen im Leben verknüpfen kann – hey – rein in die schicken Klamotten und los geht’s. Auf einen schönen, entspannten, lustigen oder interessanten Abend. Man hat es in der Hand. Man kann den Abend mitgestalten. Ob mit Milchprodukten oder ohne. In Gesprächen oder stillschweigend. In Tanzschuhen oder ohne.

Ich habe einen riesen Respekt vor dem Social Commitee. Die Kollegen, die sich freiwillig diesen Diskussion stellen. Im Vorfeld viele Tipps und Anregungen bekommen. Im Anschluss viel Kritik und Kommentare der Unzufriedenheit erhalten. Sie tun dies freiwillig! Sie haben diesen Job aus Freude und Goodwill übernommen. Denn einer muss diesen Job machen. Ansonsten heißt es am Ende:

Pro Abteilung gibt es ein kleines Budget: ein Essen beim Italiener, Griechen oder dem Restaurant mit der guten deutschen Hausmannskost.

© by Marita Matschiner

Someday At Christmas

 

Unter dem Weihnachtsbaum

Someday At Christmas – Lyrics: Stevie Wonder & Andra Day

Someday at Christmas men won’t be Boys
Playing with bombs like Kids Play with toys
One warm December our hearts will see
A world where men are free

Someday at Christmas there’ll be no wars
When we have learned what Christmas is for
When we have found what life´s really worth
There’ll be peace on earth

Someday all our dreams will come to be
Someday in a world where men are free
Maybe not in time for you and me
But someday at Christmas time

Someday at Christmas we’ll see a land
With no hungry children, no empty hand
One happy morning people will share
Our world where people care

Someday at Christmas there’ll be no tears
All men are equal and no men have fears
One shining moment, one prayer away
From our world today

Someday all our dreams will come to be
Someday in a world where men are free
Maybe not in time for you and me
But someday at Christmas time

Someday at Christmas man will not fail
Hate will be gone and love will prevail
Someday a new world that we can start
With hope in every heart

Someday all our dreams will come to be
Someday in a world where men are free
Maybe not in time for you and me
But someday at Christmas time
Someday at Christmas time

Mit diesen Worten wünsche ich allen Lebewesen frohe, friedliche und erholsame Weihnachten.

Jetzt mal von Frau zu Mann

Jekyll & Hyde

Der größte Teil der Frauen schmeißen sich gerne in Schale und geben alles um zu gefallen. Als Motivation gibt es unterschiedliche Gründe. An erster Stelle steht natürlich der Mann an ihrer Seite. Viele frisch verliebte Frauen ändern Style und Bekleidungsgewohnheiten. Und das nur für den Mann ihres Herzens. Sie schlüpfen in Röcke statt Jeans und tragen halsbrecherische Absatzhöhen statt Turnschuhe. Solange sie sich nicht selber aufgeben, ist das auch völlig legitim – finde ich. Zeigt die Wertschätzung des Partners.
An zweiter Stelle: Sich selber etwas Gutes tun. Sich wohlfühlen. Attraktiv, selbstbewusst und sicher sein (siehe Blog „Spieglein Spieglein“). An Dritter Stelle kommt nun der überraschende Teil: Die Konkurrenz. Tief in ihrem Inneren, denn viele würden es niemals offen zugeben, tun sie es für andere Frauen. Zumindest für den Großteil der weiblichen Bevölkerung ist es wichtig, wie sie bei den Frauen im Umfeld ankommen und wahrgenommen werden.

Bei Männern sieht die Sache ganz anders aus. Viel einfacher und unkomplizierter.

Es gibt nur zwei Faktoren die berücksichtigt werden: a) Habe ich einen Termin bzw. was steht heute in dem Kalender und welche Bekleidung wäre angemessen? b) Ist es warm bzw. kühl genug? Ausreichend bequem, gemütlich und mit dem gewünschten Wohlfühlaspekt?

Der Mann an sich fragt nicht zwingend nach einem Dresscode. Er stellt seiner Partnerin nicht die Frage: „Schatz, was soll ich denn heute anziehen?“ Er stellt sich einfach die zwei oben erwähnten Fragen und greift an die entsprechende Stelle im Kleiderschrank. Entweder zu Hemd und Anzug (Krawatte ist heutzutage überbewertet). Oder zum Hoody und zur übergroßen, abgetragenen Jeans. Bei der Kategorie „gemütliche Klamotte“ gibt es dann auch unterschiedliche Stufen (da gehe ich jetzt lieber nicht drauf ein).

Als kleines Mädchen saß ich morgens auf dem Bett im Elternschlafzimmer und beobachtete meinen Vater wie er sich für seinen Job in Schale warf. Manchmal fragte er mich, was er anziehen soll. Worauf meine absolute Standardantwort kam:

Die flanellgraue Anzughose. Ein weißes Hemd. Das blaues einreihiges Sakko. Das mit den drei Knöpfen und dazu die weinroten Schnürschuhe. Dazu passend farblich abgestimmt der Gürtel und die Krawatte mit den blau-weinroten Streifen. Ich liebte meinen Vater in diesem Outfit. Und ich war mit zehn Jahren schon stolz wie Bolle, so einen schicken, modernen und attraktiven Vater zu haben. Anmerkung meinerseits: ja, damals war das ganz große Mode und völlig up-to-date.

Für meinen Ehemann habe ich ebenso eine Vorstellung für den perfekten Look. Eigentlich für fast jeden Mann in meinem näheren Umfeld habe ich DAS Outfit im Kopf. Leider möchten die wenigsten diese Info haben. Sie machen sich oft gar keine Gedanken, wie sie so rüberkommen und was sie mit ihrem Style aussagen wollen. Denn Gemütlichkeit, Wohlbefinden und/oder Gewohnheit stehen hier im Vordergrund. Bis zu einem gewissen Punkt kann ich das ja auch verstehen.

Aber mal von Frau zu Mann: auch wir Frauen mögen es, wenn Ihr euch für uns hübsch macht. Euch dann und wann Mühe gebt. Jede Frau hat für ihren Mann, Lebensgefährten oder Freund ein Lieblingsoutfit. Eine Vorstellungen was besser zu ihm passen würde. Liebe Männer, könnt ihr zwischendurch auch mal diesen Bequemlichkeit- und den Gemütlichkeitsaspekt ad acta legen und euch für uns in Schale schmeißen? Zeigt einfach mal Mut zur Farbe. Verändert für einen Abend euren Style. Eine andere Hose, ein anderer Schnitt. Es kostet nicht viel. Nur Überwindung. Zwischendurch aus Tristesse und Langeweile ausbrechen. Für uns. Für eure geliebten Frauen.

Mein Mann fragt von Zeit zu Zeit „Schatz, was soll ich heute Abend anziehen?“ Ich sitze dann, wie damals als Kind, auf unserem Bett und gebe meine Vorstellungen und Vorschläge preis. Diese Frage ist soooo simpel. So einfach. So kurz. Aber nach der Umsetzung zaubert es mir ein Strahlen ins Gesicht. Weil ich weiß, er trägt es für mich. Er gibt sich Mühe, mir zu gefallen. Wenn ich ihm dann einen Kuss gebe und Stolz wie Bolle bin, so einen schicken, modernen und attraktiven Mann zu haben, fühlt er sich doppelt wohl. Ich glaube sogar auch ein kleines bisschen dankbar: für einen Abend aus seiner Gewohnheit ausgebrochen zu sein.

PS: Für die, die es interessiert – meine Antwort an meinen Mann lautet: Jeans, weißes T-Shirt, V-Ausschnittpullover, Sneaker oder gute Lederschnürschuh und eine vernünftige Uhr und ein Gürtel. Ein Sacko rundet das Outfit ab. Für mich sieht er darin einfach nur perfekt aus!

© by Marita Matschiner

Alles MEINS!

Schokosucht

Es ist zum aus der Haut fahren! Ich fühle mich wieder in die Kindheit versetzt. Könnte mit den Füßen aufstampfen vor lauter Wut. Mein Nervenkostüm ist kurz vorm auflösen. Manno! Er hat es wieder getan! Aber mal von Anfang an.

Papa kommt zu Besuch! Leider nur für einen Abend und eine Übernachtung. Aber wir haben am nächsten Morgen immerhin noch circa eine halbe Stunde zu frühstücken. Also schnell eine Einkaufsliste im Geiste erstellt. Normalerweise frühstücken mein Mann und ich nicht. Abendbrot lassen wir auch eher ausfallen. Daher weißt unser Kühlschrank immer eine gähnende Leere auf. Wichtig auf der Liste: Nutella. Denn wer kann diesem Wahnsinns-Schoko-Schmieri widerstehen. Und es macht jedes Frühstück einfach perfekt.

Für mich ist das dann auch etwas Besonderes. Für mich werde ich dazu extra ein schönes frisches Kastenweißbrot kaufen. Gibt es nicht immer und auch nicht überall. Und nur weil bei manchen Bäcker „Kastenweißbrot“ draufsteht, heißt das noch längst nicht dass da auch „Kastenweißbrot“ drin ist. Aber nach Jahren der Suche wurde ich fündig. Kindheit pur. Zum Frühstück gab es am Wochenende immer eine Nutella-Kastenweißbrot-Frühstückstulle. Und ja, die Geister scheiden sich und Ihr könnt jetzt Einspruch erheben, bis es Euch aus den Ohren kommt: für mich gehört frische Deutsche Markenbutter dazu! Denn ohne Butter ist eine Scheibe frisches Kastenweißbrot mit Nutella keine Nutella-Kastenweißbrot-Frühstücksstulle. So schaut’s aus!

I gfrei mi. Hinein ins Wochenende geschliddert mit einer Scheibe meines Lieblingsbrots mit meinem Lieblingsbelag. Freu, feu! Kaffee frisch aufgebrüht. Butter aus dem Kühlschrank. Scheibe gerade mal so heile abgeschnitten bekommen. Ist nicht gerade meine Stärke, ein Brot in Scheiben zu schneiden. Macht aber nix. Habe ja andere Stärken. So, Schublade auf, Nutella her. Nutella? Nutella! Och nöh. Nicht schon wieder!

Bevor ich auf die Barrikaden gehe schaue ich erst einmal in den Glas-Entsorgungsschrank. Und – da steht es! Ich schraube das Glas ungläubig auf und kann es wieder einmal nicht fassen. Dieses braune, süchtig machende, ungesunde, schmierige Nuss-Schoko-Zeug ist weg. Ausgelöffelt bis auf den letzten cremigen Rest. Ratzeputz leer!

Man darf ihn einfach nicht mit einem Glas Nutella alleine lassen! Das Ende ist immer das Gleiche! Mein Vater bekommt seinen Toast mit Nutella. Mein Mann bekommt den Rest des Glases. Mit einem Esslöffel innerhalb von zwei Nächten aufgegessen. Pur. Ohne alles. Sogar ohne frisches Kastenweißbrot und Butter. Ich gehe leer aus! Ist gemein! Ist unfair! Und fies ist es auch!

Ich musste schon öfters Lehrgeld bezahlen. Genau genommen immer. Aber, es hat zwei Vorteile: die Kalorienbombe landet auf seinen Hüften und er hat ein schlechtes Gewissen (ich Teufelchen ich).

Meine einzige Lösung: Ein großes Glas Nutella steht jetzt bei mir im Büro auf dem Schreibtisch. Und immer, wirklich immer wenn mir danach ist und es notwendig wird, packe ich den speziellen Nutella Löffel aus (den gibt es wirklich!) und schieße sogar das Kastenweißbrot mit der Butter in den Wind. Sitze zurück gelehnt auf dem Bürostuhl. Mit großem Genuss, Zufriedenheit und dem Wissen „Das ist alles meins!“ stecke ich den Löffel tief in das Nutella Glas und ziehe mein Nervenkostüm wieder an.

© by Marita Matschiner

 

Katja, eine Wassermelone und ich

Katja, eine Wassermelone und ich

Katja, eine Wassermelone und ich – pic by Achim Matschiner

Ich weiß, Onlineshopping ist scheiße! Aber wer eine Katja an seiner Seite hat, dem kann nichts passieren.

Auf einer Webseite habe ich ein Tanktop mit dem Aufdruck „I carried a watermelon“ gesehen. Hallo! Das ist meins! Ich habe Dirty Dancing tausendmal gesehen. Bin mit Baby und Johnny durch die Teenagerzeit geschliddert. Habe selber bestimmt schon 100-mal eine Wassermelone getragen. Daher: Dieses Baby gehört zu mir!

Die Bestellung war korrekt. Der Lieferschein auch. Nur leider war der Inhalt der Lieferung falsch! In meinen Händen hielt ich ein V-Ausschnittshirt. Scheiße! Jetzt wird es wieder kompliziert. Die Webseite vom Anbieter war leider nicht greifbar. Dann eben der Versuch mit der Hotline. Stift und Papier liegen parat. Für wichtige Notizen und unkenntliche Zeichnungen als Zeitvertreib.

Ich bin erschrocken als sich bereits nach dem zweiten Klingeln eine frohlockende Stimme meldet: „Hallo und schönen guten Morgen! Hier ist Katja. Was kann ich Gutes für Dich tun?“ Soviel positive Energie die von Berlin bis nach Bayern durch das Telefonkabel schwirrte – und das am Montagmorgen vor 10:00 Uhr!? Nachdem ich mich auch mit Vornamen meldete, mein Problem geschildert hatte, kamen sechs Wörter als Antwort. Diese waren so verständnisvoll, freundlich und endeten dann auch noch mit meinem Namen: „Ach, das tut mir leid, Marita!“ Noch mehr entwaffnen und weichklopfen geht gar nicht – schon gar nicht um diese Uhrzeit. Außer George Clooney serviert mir einen Nespresso (Da wäre mir die Uhrzeit aber auch so völlig egal!).

Katja bietet mir umgehend eine neue und korrekte Lieferung an (diese war innerhalb von 48 Stunden in meinem Briefkasten). Als offizielle Entschuldigung und Bestätigung der neu versendeten, kostenfreien Nachlieferung erhielt ich eine eMail. So eine bezaubernde eMail habe ich noch nie erhalten – geschweige denn von einem Online-Anbieter. Sie zeigte Verständnis, Freundlichkeit, beinhaltete warme Worte und eine lockere, entspannte Kommunikation. Sie war distanziert, aber auf einer persönlichen Ebene. Ich fühlte mich verstanden, aufgehoben und lächelte bei jedem Satz. Was für ein toller und wertvoller Umgang mit einem Kunden der „nur“ ein Tanktop bestellt hat. So fühle ich mich wertgeschätzt, gut behandelt. Dort ist mein Geld gut aufgehoben.

Katja betreute mich per eMail durch den gesamten Prozess: die Reklamation, die Versendung der Korrekturlieferung. Fragte nach, ob das Top wohlbehalten und zu meiner Zufriedenheit angekommen sei.

„Gute Neuigkeiten: Ein Paket voll schöner Sachen ist auf dem Weg zu dir, hooray!“
„Ich hoffe, du bist bisher entspannt durch die Woche gestartet!“
„Es war mir ein inneres Blumen pflücken deine Mail zu lesen!“
„Ich schick dir ein mentales Highfive rüber als Bestätigung!“
„Lass mich wissen, ob alles passt, wackelt und Luft hat!“
„Liebe Grüße aus dem schönen Berlin und have the time of your life;-) wünscht Dir Katja, Kundenfee!“

Da kann doch selbst George Clooney mit duftend gefüllten Tässchen und Rehaugenblick nicht mithalten. Denn das ist nah. Das ist echt. Das ist menschlich. So sollte eine Kommunikation sein! Katja hat ihre Berufung gefunden. Katja ist eine wirkliche Kundenfee. Das nenne ich Kundenbindung. Das perfekte CRM – Customer Relationship Management.

Danke, liebe Katja! Meine Kundenfee! Für Dich, trage ich auch gerne eine Wassermelone!

© by Marita Matschiner

Rollentausch im Straßenverkehr

Scheiß Rollentausch

Scheiß Rollentausch – pic by Achim Matschiner

Es gibt einen wirklichen großen Vorteil am Herbst. Einen triftigen Grund. Eine Daseinsberechtigung für Wind, Regen und Kälte: wenig oder gar keine Radfahrer auf den öffentlichen Straßen!

Zu dieser äußerst unangenehmen Jahreszeit ziehen sich die Radfahrer in ihr Winterquartier zurück und werden nur noch begrenzt auf den öffentlichen Wegen angetroffen. Wenn man ihnen als Autofahrer dann doch begegnet, sind sie wenigstens da, wo sie auch hingehören: auf dem Radweg. Bedingt durch die schmalen Wege auch brav hintereinander, gut sichtbar und hoffentlich meist beleuchtet.

Im Gegensatz dazu trifft man diese Sorte von Outdoor-Sportlern zu den schönen Jahreszeiten gerne und häufig auf den Straßen an. Leider treiben einige einen manchmal in den Wahnsinn. Sie schaffen es, dass ruhige ausgeglichene Autofahrer plötzlich ihr Gemüt verändern. In der Öffentlichkeit auch mal aus sich raus gehen und lautstark ihre Meinung kundtuen.

Ich bin ein ruhiger Verkehrsteilnehmer. Manchmal ein bisschen – sagen wir mal – zügig unterwegs. Ich Fluche so gut wie nie! Kreische nicht herum. Werde nicht hysterisch. Ebenso vermeide ich tunlichst unschöne, unfreundliche, herablassende und vulgäre Namen für meine Mitverkehrsteilnehmer. Wenn nur diese Fahrradfahrer nicht währen.

Diese Radfahrer, die der Meinung sind, Ihnen gehört der Asphalt. Am schlimmsten sind die „nebeneinander Fahrer“. Natürlich muss man während dem Ausflug miteinander reden. Sich austauschen. Bevorzugt auf den kurvenreichsten, schmalsten Bereichen der Strecke. Mit dem Auto fährt man dann mit ungefähr 25 km/h über eine ewig lange Strecke hinter ihnen her. Wartet auf seine Chance, diese durchgestylten Sportler zu überholen. Dem Anblick der leider meist unförmigen Hinterteile, die auf dem Sattel von rechts nach links schwanken, zu entkommen. Endlich die erwartete Pause vom Gegenverkehr. Man nutzt die Gelegenheit. Gibt durch Blinken dem nachfolgenden Verkehr Signal. Beschleunigt und startet das lang ersehnte Überholmanöver. Sobald man auf ihrer Höhe ist, zuckt plötzlich der zu überholende Radler kurz Richtung Auto. Bedenklich nähert er sich dem rechten Außenspiegel. Die linke Hand löst sich etwas unkontrolliert vom Lenker. Wird zur Faust geballt und dann folgt der Mittelfinger. Der Gesichtsausdruck des Bikers wird aggressiv und er bewegt die Lippen. Es ist ziemlich offensichtlich: er schimpft. Und das bitterböse. Vermutlich benutzt er einige Schimpfwörter, die nicht für minderjährige Ohren bestimmt sind. Dem Autofahrer bleibt nur ein leises stilles Gebet gen Himmel zu schicken und den Abstand zum dem Zweirad möglichst schnell zu vergrößern.

Scheiße! Rollentausch.

Da bin ich nun: Radausflug mit meinem Mann. Wir wollen in den Biergarten. Ich bin mir nicht sicher welche Strecke wir nehmen. Das Auto hinter mir ist noch weit entfernt. Also wage ich es: ich trete beherzt in die Pedale, um kurz neben meinem Mann zu fahren. Frage ihn, welche Strecke wir nehmen wollen. Da setzt ein Auto hinter mir zum Beschleunigen an. Das laute Geräusch des Achtzylinder erschreckt mich und ich schlingere. Aber er war doch eben noch so weit entfernt. Ich muss mich konzentrieren um weiter geradeaus zu fahren. Der Wagen fährt erschreckend nah an mir vorbei. Ich hebe die Hand. Zuerst zur Faust geballt und dann den Mittelfinger gehoben. Es fallen mir hundert vulgäre neue Namen für den Fahrer ein. Und ich brülle sie lautstark in seine Richtung. Der Fahrer schüttelt den Kopf und fährt an uns vorbei.

Mir bleibt es nur ein Stoßgebet gen Himmel zu schicken und den Abstand zu dem lautstarken Gefährt vergrößern zu lassen. Mit der Hoffnung, der nächste Herbst kommt bestimmt. Und das Fahrrad wird für diese Saison wieder einmal einzumotten.

© by Marita Matschiner